Gelsenkirchen. Das Stürmer-Herz von Klaus Fischer blutet. Ausgerechnet in der heißen Phase des Abstiegskampfs herrscht bei Schalke die totale Offensiv-Flaute.
In den 1970er Jahren war Fischer im Trikot von Schalke 04 die personifizierte Torgefahr. 182-mal traf er für die Königsblauen in der Bundesliga. Doch von solchen Sphären ist das aktuelle Personal der Gelsenkirchener meilenweit entfernt – im Frühjahr 2023 fehlt Schalke ein Fischer-Erbe vielleicht mehr denn je.
Schalke 04: Vernichtende Offensiv-Bilanz
Denn die Bilanz der Schalker Offensive in der laufenden Saison ist vernichtend: Nur 21-mal trafen die Königsblauen in 27 Bundesligaspielen. In acht Rückrundenpartien kommt die Mannschaft von Trainer Thomas Reis trotz der positiven Entwicklung auf lediglich sieben Treffer. Mit Bundesligatauglichkeit hat das nicht viel zu tun.
Frey wartet auf sein erstes Schalke-Tor
Personell ist die königsblaue Tor-Flaute derzeit untrennbar mit Michael Frey verknüpft. Nach zwölf Spielen wartet er noch immer auf sein Tor-Debüt für den abstiegsbedrohten Traditionsklub – als Mittelstürmer. „Was soll ich sagen?“, gibt sich Schalke-Idol Fischer im Gespräch mit der WAZ ratlos. „Ich habe zu meiner Zeit meistens zwischen 20 und 30 Tore gemacht und Michael Frey hat überhaupt noch nicht getroffen. Er ist einfach keiner, der Tore machen kann.“
Im Januar ist der Schweizer von Royal Antwerpen zu Schalke 04 gewechselt und sollte eine Soforthilfe sein, indem er für Tore sorgt. Das gelingt ihm bislang nicht. „Klar, er arbeitet viel, aber ich bezweifle, dass das reicht. Frey ist niemand, der noch viele Tore für Schalke schießen wird“, urteilt der inzwischen 73-jährige Fischer.
Viel unterwegs, selten Abnehmer
Dass der bullige Schweizer unter Trainer Thomas Reis zuletzt dennoch gesetzt war, ist vor allem auf seine Einsatzfreude zurückzuführen. Denn tatsächlich ist Frey ein extrem fleißiger Stürmer. Ein Malocher. Einer, der keinen Zweikampf scheut, kämpft, viel läuft und sogar ein guter Vorbereiter ist. Drei Tore konnte er in der Bundesliga schon auflegen. Klar ist aber: Auf den Flügel auszuweichen und selbst die Flanken in den Strafraum zu schlagen, ist eigentlich nicht Freys Hauptaufgabe.
Manchmal will der Stürmer zu viel
Wichtiger ist, dass er im Zentrum als Abnehmer bereitsteht. „Manchmal will er zu viel, will selbst Einwürfe ausführen“, erklärt Thomas Reis. Und genau wie Ex-Nationalspieler Fischer weiß auch Schalkes Trainer: Stürmer werden in erster Linie an Toren gemessen.
„Das war zu meiner Zeit so und das wird auch immer so bleiben“, so Fischer. „Wenn du vorne drin spielst und keine Tore machst, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kritik aufkommt. Ich wurde damals schon nach zwei torlosen Spielen gefragt, was los ist.“
Schalke steht jetzt extrem unter Druck
Und diese Nebengeräusche werden inzwischen auch auf Schalke lauter – denn der Druck ist riesig. In den ersten beiden Abstiegs-Endspielen bei der TSG Hoffenheim am Ostersonntag und gegen Hertha BSC am darauffolgenden Freitag (20.30 Uhr/DAZN) waren eigentlich sechs Punkte Pflicht, um den Anschluss an Rang 15 nicht zu verlieren. Nach dem 0:2 in Hoffenheim steht Schalke extrem unter Druck: Ein Sieg gegen die Hertha ist überlebenswichtig im Abstiegskampf.
Kein S04-Stürmer liefert verlässlich
Dafür braucht es Tore. Diese Tore konnte in der laufenden Saison kein Mittelstürmer verlässlich liefern, weder Frey noch Simon Terodde. Der 35-Jährige läuft seiner tollen Form der zurückliegenden Zweitligasaison weit hinterher (drei Saisontore), weshalb er derzeit nicht über eine Joker-Rolle hinauskommt. Weiterhin nicht helfen kann auch Sebastian Polter (31, ein Saisontor), der nach seinem Kreuzbandriss noch nicht wieder einsatzfähig ist.
Bei Frey soll und muss der Knoten platzen
So wird es wohl auch in den nächsten Wochen auf Michael Frey ankommen. „Der Knoten sollte und muss einfach irgendwann platzen“, sagt Trainer Thomas Reis letztens über den Angreifer. Und in den Einheiten der vergangenen Wochen präsentierte sich der 28-Jährige sehr engagiert. Zumindest in Trainingsspielen traf er mehrfach – und er zelebrierte seine Tore mit unüberhörbaren Jubelschreien.