Sinsheim. Mit 0:2 (0:1) verlor der FC Schalke 04 in Hoffenheim, ergab sich in der ersten Halbzeit fast wehrlos. Das wirft Fragen auf. Ein Kommentar.

Es ist nicht neu, dass Thomas Reis ein ehrlicher Trainer ist, dass er sich nach bitteren Niederlagen nicht hinter jahrzehntelang eingeübten Floskeln versteckt, sondern auch seine eigene Mannschaft, teilweise sogar einzelne Spieler, heftig kritisiert. So wie am Ostersonntag nach dem 0:2 in Hoffenheim. Schalke ist wieder Letzter – war im März die Hoffnung auf das Wunder Klassenerhalt groß, so ist diese nun wieder ganz verschwunden. Die Niederlage wirft unangenehme Fragen auf.

Schalke: Aufholjagd kostete S04 viel Kraft

Zum Beispiel: Kam die Aufholjagd zum falschen Zeitpunkt? Fast scheint es so – die acht Spiele ohne Niederlage brachten Schalke in der Tabelle zwar wieder heran, kosteten aber viel Kraft. Wichtige Spieler schleppten sich angeschlagen durch diese Zeit oder sind ganz verletzt. Die Folge: Die eingespielte Mannschaft muss umgebaut werden. Durch die Trostlos-Niederlagen gegen die spielstarken Teams Leverkusen und Hoffenheim ist nun das Selbstvertrauen futsch, das die fehlende Qualität in einigen Spielen kompensiert hatte.

Zum Beispiel: Ist Schalke von einem Spieler abhängig? Fast sieht es so aus. Ein Schalker ist noch unbesiegt – Innenverteidiger Moritz Jenz. Er gehörte nur während der erfolgreichen Serie zur Startelf, fiel zuletzt zweimal aus. Jenz macht Schalkes Defensive stabiler – ohne ihn wirken die Mitspieler in der Abwehrkette verunsichert, sind anfällig für Fehler. Dass Schalke Jenz‘ Ausfall nicht kompensieren kann, spricht nicht für die Kaderplanung.

Schalke: Ansage von Thomas Reis an Thomas Ouwejan - "mehr Körperlichkeit gewünscht"

Zum Beispiel: Was macht die medizinische Abteilung eigentlich? Die Anzahl der Muskelverletzungen wächst – Jenz-Vertreter Leo Greiml fehlte deshalb in Hoffenheim. Wegen der Zerrung ist Jenz seit mittlerweile vier Wochen raus, immer wieder gibt es Hoffnung bei einzelnen Spielern, dann wieder medizinische Rückschläge. Auch die lange Verletztenliste ist ein Grund für den erneuten Sturz ans Tabellenende. Schalke nimmt die Mannschaftsärzte stets in Schutz.

Michael Frey blieb im Dress des FC Schalke 04 bisher glücklos.
Michael Frey blieb im Dress des FC Schalke 04 bisher glücklos. © getty

Zum Beispiel: Warum trifft Schalke plötzlich nicht mehr? Die Torlos-Phase schien überwunden, doch in den vergangenen drei Partien gelang S04 nur ein Elfmetertor durch Marius Bülter beim 1:1 in Augsburg. Bülter, Schalkes Top-Torjäger, ist noch gelassen, sprach davon, Schalke würde sich immerhin noch Chancen herausarbeiten. Aber zur Wahrheit gehört auch: Mittelstürmer Michael Frey wartet immer noch auf sein erstes Saisontor – nach zwölf Spielen. In seiner Not beorderte Reis sogar U19-Torjäger Keke Topp in den Profikader. Das spricht alles nicht für die Wende im Abstiegskampf – die Regel ist einfach: keine Tore, keine Siege.

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Zum Beispiel: Hat Trainer Thomas Reis das Glück verlassen? Reis wirkt enttäuscht, wütend. Hatte er in der Rückrunde zunächst ein glückliches Händchen bewiesen, ist ihm das etwas abhanden gekommen. Thomas Ouwejan auf der linken Abwehrseite zu bringen: falsch. Tim Skarke als Außenstürmer einzusetzen: fragwürdig. Und lange am wankelmütigen Spielmacher Rodrigo Zalazar festzuhalten, obwohl in Dominick Drexler eine Alternative bereitgestanden hätte: diskussionswürdig.

Geduld der Schalke-Fans ist nicht unendlich

Zum Beispiel: War es das? Wenigstens diese Antwort ist positiv – schlägt Schalke am Freitagabend Hertha BSC, könnte das den Sprung auf den Relegationsplatz bedeuten. Und dass die Fans zur Bundesliga-Spitze gehören, war in Hoffenheim zu sehen. Selten gab es so einen beeindruckenden Support in einem Auswärtsspiel. Doch viele schwache Leistungen kann sich S04 nicht mehr erlauben. Die Geduld der Fans ist nicht unendlich.