Bochum. Schalke 04 ist nach nach dem 2:0 beim VfL Bochum nicht mehr Letzter. Die Euphorie ist vor dem BVB-Spiel zurück. Dafür gibt es vier Gründe.
In einem Bundesliga-Stadion außerhalb von Gelsenkirchen gab es solche Bilder seit drei Jahren und zwei Monaten nicht mehr: Euphorisch stürmten die Profis des FC Schalke 04 in die Gästekurve, nahmen sich an den Händen, sangen „Super FC Schalke“ und „Die Nummer eins im Pott sind wir“. Das Revierderby der großen Emotionen gewannen die Königsblauen beim VfL Bochum mit 2:0 (1:0) – nach 38 sieglosen Auswärtsspielen feierte Schalke und verließ den letzten Platz. Nach nur neun Punkten in 17 Hinrundenspielen sind es nun zehn in sechs Rückrundenpartien. Eine fast unvorstellbare Wandlung.
Schalke-Spielmacher Rodrigo Zalazar hat spezielle BVB-Taktik
Und eine Entwicklung, die Schalke sogar vom Coup im großen Derby gegen Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) träumen lässt. Nur S04 und BVB sind in der Rückrunde noch unbesiegt. „Ich kann es gar nicht erwarten. Ich liebe Derbys“, sagte Spielmacher Rodrigo Zalazar und verriet schmunzelnd seine ganz persönliche Taktik: „Ich bereite mich mit meiner Familie vor, meinen Freunden, meinem acht Wochen alten Baby. Der Schlüssel wird sein, dass ich die ganze Woche in einem eigenen Zimmer schlafe.“
Auch von anderen Schalke-Profis kamen durchaus mutige Stimmen, die noch vor sechs Wochen belächelt worden wären. „Dortmund kämpft um den Titel, wir um den Klassenerhalt – dennoch sage ich: In unserer Arena mit unseren Fans ist alles möglich“, sagte Abwehrchef Maya Yoshida. „Ein Derbysieg ist immer etwas ganz Besonderes – das ist uns bewusst“, erklärte Stürmer Marius Bülter.
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Bülter war gemeinsam mit Zalazar der entscheidende Schalker in einem Spiel, das den Unterschied zur erfolglosen Hinrunde gut symbolisierte – aus vier Gründen. Erstens: Das Matchglück ist zu Schalke zurückgekehrt. Spielten die Gegner in der Saison-Startphase sehr effektiv, ließ Bochum die Führungschance durch Philipp Hofmann ungenutzt (7.) – ein früher Rückstand blieb Schalke erspart. Sieben Minuten vor dem Abpfiff schritt der Video-Assistent nach einem Tor des Bochumers Keven Schlotterbeck ein – Abseits. Es wäre in der hitzigen Schlussphase das 1:2 gewesen. „Es tut uns auch mal gut, wenn dem Gegner ein Tor aberkannt wird“, sagte Bülter.
Schalkes größtes Glück war nach einer fußballerisch miserablen ersten Halbzeit das Führungstor. Nach einer Flanke von Zalazar leistete sich Bochums Torwart Manuel Riemann einen Doppel-Blackout. Erst segelte er an der Flanke vorbei und patschte den Ball dann ins eigene Tor (45.). Verdient war die königsblaue 1:0-Pausenführung nicht. Im Gegenteil: Sie kam aus dem Nichts.
Zweiter Grund für Schalkes Serie: Eine Standardsituation funktionierte. Waren Ecken bisher nicht die Schalker Stärke, führte eine kurz ausgeführte Variante zum 2:0 – Zalazar spielte auf Bülter, Tor (78.). Bülter freute sich mit Co-Trainer Markus Gellhaus: „Es war seine Idee.“ Zalazar meinte flapsig: „Um ganz ehrlich zu sein: Im Training hat das gar nicht funktioniert.“
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Dritter Grund: Der Teamspirit stimmt. Auch Spieler, die gute Gründe hätten, griesgrämig zu schauen, weil sie ihre Stammplätze verloren haben, hüpften vor der Fankurve mit. Tim Skarke, im Januar gekommen, aktuell aber verletzt, schaute sich das Spiel sogar in der Kurve an. Reis ist es gelungen, eine Einheit zu formen. Jedem Spieler gibt er das Gefühl, wichtig zu sein – bestes Beispiel: Torwart Ralf Fährmann (34), der in seinem sechsten Saisonspiel zum fünften Mal ohne Gegentor blieb. Auch das eine Statistik, die kein Schalker im Winter vorhergesagt hätte. „Ralle hat hart gearbeitet, nie aufgegeben. Jeder Spieler sieht, dass keiner abgeschrieben ist“, erklärte Reis. „Ich kann sagen, dass die Entscheidung für einen Torwartwechsel nicht die schlechteste war.“
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Das sehen auch die Schalke-Fans so, die – und das ist der vierte Grund – ihre Mannschaft formidabel unterstützen. Von ihnen kam auch in den schlechten Spielphasen in Bochum kein Pfiff, in zurückliegenden Jahren waren die S04-Anhänger vor allem für ihre Ungeduld bekannt. „Ich will Dortmund schlagen, vor allem unsere Fans verdienen den Sieg“, erklärte Zalazar.
Doch wie kann Schalke den übermächtig wirkenden Gegner schlagen? „Sagen Sie es mir“, forderte Yoshida die Reporter auf – natürlich nicht ganz ernst gemeint. Zalazar hofft darauf, dass das Champions-League-Spiel beim FC Chelsea (Dienstag, 21 Uhr/Prime) zu viel Kraft kostet. „Wir sind stark. Das wird für sie in unserem Stadion nicht einfach“, glaubt er.
Schalke: Euphorie vor dem Derby gegen den BVB
Die Trainingswoche vor dem Derby dürfte, sagte Schalke-Trainer Thomas Reis, eine sehr euphorische werden. „Wir haben im Moment bewiesen, dass wir noch nicht abgeschrieben sind“, sagte Reis, warnte aber gleichzeitig: „Für mich ist es trotzdem wichtig, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Du darfst keinen Schritt weniger machen.“ Dass das im Derby gegen den BVB passiert, ist sehr unwahrscheinlich.