Belek. Schalke beendet heute das Winter-Trainingslager im türkischen Belek. Mit vielen Problemen im Gepäck geht es zurück nach Gelsenkirchen.
Mehr als eine Woche lang wurde Schalke 04 in der Türkei mit Sonne und blauem Himmel verwöhnt. Am Dienstag war von diesem Traumwetter allerdings nichts mehr zu sehen – es regnete in Strömen. Doch der Wetterwechsel war für die Königsblauen am Tag vor der Rückreise nach Deutschland wohl das geringste Übel. Problematischer war der Schalker Auftritt beim 0:1 (0:0) im Testspiel gegen Zweitligist 1. FC Nürnberg – Schalke blieb damit auch im fünften Test der Winter-Vorbereitung ohne einen Sieg, bei insgesamt 9:11 Toren.
Traurige Schalke-Bilanz: Fünf Tests, kein Sieg
Nach ordentlicher erster Halbzeit, in der sich der Bundesligist immerhin zwei gute Torchancen erspielen konnte, lief nach dem Seitenwechsel gar nichts mehr zusammen. „Die zweite Halbzeit war eine Katastrophe“, brachte es Stürmer Kenan Karaman auf den Punkt. „Es ist extrem ärgerlich, dass wir ein gutes Trainingslager mit so einer Niederlage beenden und mit einem schlechten Gefühl nach Hause fahren“, erklärte der 28 Jahre alte Deutsch-Türke.
Der kleine Testspiel-Fluch (zwei Niederlagen, drei Unentschieden) zeigt: Wirklich rund läuft es bei Schalke 04 eineinhalb Wochen vor der ersten Pflichtpartie des Jahres bei Eintracht Frankfurt (21. Januar, 15.30 Uhr) noch nicht. Vor allem die vielen Verletzten bereiten Sorgen. Mittelfeld-Chef Alex Kral (24) kann wegen anhaltender Rückenprobleme seit Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren. Eine MRT-Untersuchung hat nun ergeben, dass der Tscheche an einer Bandscheibenproblematik leidet. Wie lang er damit ausfällt, ist offen. In den kommenden Wochen wird er Schalke aber nicht helfen können.
Noch schlimmer hat es Ersatztorwart Justin Heekeren (22) und Sebastian Polter (31) erwischt. Beide haben sich während des Trainingslagers Kreuzbandverletzungen zugezogen und werden den Rest der Saison ausfallen. Problematisch ist das vor allem mit Blick auf die Personalsituation im Angriff, denn die internen Alternativen sind dürftig. Sowohl Kenan Karaman als auch U19-Spieler Keke Topp (18) sind keine echten Heilsbringer. Ankommen wird es daher zunächst auf Routinier Simon Terodde.
In der Schalke-Offensive drückt der Schuh
Weil aber der 34-Jährige selbst nur auf drei Saisontore kommt, hofft Trainer Thomas Reis noch auf einen Zugang für das Sturmzentrum. „Es ist natürlich auch eine finanzielle Sache, doch wir müssen gerüstet sein“, sagt Reis, der den Ausfall von Polter kompensiert sehen möchte.
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Nicht nur wegen des fehlenden Polter-Ersatzes läuft auf dem Transfermarkt für Schalke vieles nicht nach Plan. Die zwei Neuzugänge Niklas Tauer (21, ausgeliehen von Mainz 05) und Jere Uronen (28, ausgeliehen von Stade Brest) feierten zwar im Test gegen Nürnberg ihr Debüt, doch der defensive Mittelfeldspieler und der Linksverteidiger können die Lücken auf den offensiven Flügelpositionen nicht schließen. Dort fehlt es Schalke am Tempo, das Reis für seinen bevorzugten Umschaltfußball dringend benötigt. Eigentlich hatten die Schalker geplant, dass der neue Mann für die Außen spätestens während des Trainingslagers zur Mannschaft stößt. Dieser Plan ist nicht aufgegangen. Wunschkandidat ist hier weiter Tim Skarke (26), doch die Verhandlungen mit Union Berlin ziehen sich weiter wie Kaugummi. Je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher ist, dass es noch zu einer Einigung zwischen den Klubs kommt.
Schalke: Reis erreicht die Mannschaft
All das lässt die Hoffnung schwinden, dass Schalke 04 noch die Wende in der Bundesliga gelingen kann. Mit Blick auf fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsrang müsste die Mannschaft über sich hinauswachsen. Positiv ist lediglich, dass die Königsblauen den Glauben an den Klassenerhalt noch nicht verloren haben. Trotz der düsteren Aussichten war die Stimmung während des Trainingslagers gut. In den Einheiten und in einigen Phasen der Testspiele war zu sehen, dass Thomas Reis die Mannschaft erreicht. Das physische Spiel mit vielen Umschaltmomenten passt generell gut zu Schalke 04 – da sind sich auch die Profis einig. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Aber: Nur der Glaube und die gute Stimmung werden in der Bundesliga nicht reichen. Zu groß sind weiterhin die sportlichen Defizite bei den Königsblauen.