Gelsenkirchen. Soichiro Kozuki hat auf Schalke seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Bislang erlebte bislang eine Karriere voller Wendungen.
Als Soichiro Kozuki nach dem Vormittagstraining des FC Schalke 04 in Belek zur obligatorischen Runde mit Journalisten kam, formulierte er erst mal Zweifel, ob er noch genug Kraft habe, um alle Fragen in Englisch zu beantworten. „Ich bin ziemlich kaputt“, gestand er. Komplett hat sich der 22 Jahre alte Japaner noch nicht an die hohe Intensität gewöhnt, die in der Fußball-Bundesliga herrscht. Kein Wunder: Erst seit rund einer Woche darf er sich Profi nennen. Noch in der Hinrunde lief er für Schalkes U23 in der Regionalliga auf.
Während Kozuki dann bestmöglich die vielen Fragen beantwortete, hörte auch Maya Yoshida ganz aufmerksam zu – anfangs gänzlich unbemerkt. Hinter einer Sponsoren-Wand stand der Verteidiger in einem Ermüdungsbecken. Erst als er mit einem Zwischenruf für Lacher sorgte, wurde er bemerkt. Später half er seinem japanischen Landsmann sogar beim Übersetzen.
Soichiro Kozuki trifft bei Schalke auf Landsmann Maya Yoshida
Dass Kozuki im Januar 2023 tatsächlich mit Maya Yoshida, dem Kapitän der japanischen Nationalmannschaft zusammenspielt, ist für ihn noch „völlig verrückt“, wie er erklärte. „Ich kann wirklich jeden Tag von ihm lernen, Maya hat mehr als 100-mal für Japan gespielt und jeder respektiert ihn und seine Karriere. Als ich ihm auf Schalke das erste Mal über den Weg gelaufen bin, war ich richtig nervös“, so Kozuki.
Ähnlich verrückt wie die Tatsache, dass die beiden Japaner nun zusammen auf Schalke spielen, ist auch der kometenhafte Aufstieg, den Kozuki in den vergangenen zwölf Monaten erlebt hat. Erst im Januar 2022 wechselte er aus seiner Heimat von Kyoto Sanga zum 1. FC Düren in die fünftklassige Mittelrheinliga. Mit fünf Toren und fünf Vorlagen in elf Einsätzen empfahl er sich aber schnell für Höheres und zog im Sommer weiter in die U23 von Schalke 04 – und auch dort überzeugte er mit 13 Scorerpunkten (acht Tore, fünf Vorlagen) in 14 Regionalliga-Einsätzen.
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Und diese starken Zahlen wurden von den Schalker Verantwortlichen belohnt: In der WM-Pause durfte er sich im Profi-Training beweisen. Das Vertrauen von Trainer Thomas Reis konnte er mit guten Leistungen zurückzahlen. Mit seiner Schnelligkeit und seinem guten Zug zum Tor verlieh er den Königsblauen in den Testspielen Ende Dezember das gewisse Etwas. In allen drei Partien erzielte er jeweils ein Tor. Kozuki selbst nennt das Eins-gegen-eins und den Abschluss als seine Stärken, sagt aber auch: „An meiner Defensivarbeit muss ich noch arbeiten.“
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Dazu wird er in den kommenden Jahren auf Schalke die Gelegenheit haben, denn sein Profivertrag läuft bis Sommer 2025. Die Unterschrift war für den Japaner der vorläufige Höhepunkt eines kleinen Fußballmärchens. „Als ich zu Schalke gewechselt bin, hatte ich natürlich im Kopf, den Sprung nach oben zu schaffen“, gab er zu. „Jetzt bin ich endlich am Ziel. Meine Eltern konnten erst gar nicht glauben, dass ich einen Profivertrag habe“, erzählte er.
Schalke: Auch Gladbach wollte Kozuki
Wohl auch, weil Kozukis Deutschland-Abenteuer mit einem großen Rückschlag begann. Eigentlich hatte er Japan vor einem Jahr mit dem Ziel verlassen, zu Borussia Mönchengladbach zu wechseln. Dort sollte er sich in der U23 für Höheres beweisen. Der Rechtsaußen war sogar schon auf dem Vereinsgelände der Fohlen und bestand dort alle medizinischen Untersuchungen. Doch der Transfer platzt in letzter Sekunde. „Mein Ex-Klub bestand plötzlich auf eine Ausbildungsentschädigung“, blickte Kozuki zurück. Da die Gladbacher allerdings kein Geld zahlen wollten, kam es nicht zu einer Einigung.
Kozuki war aber trotz des Rückschlages fest entschlossen, den Sprung nach Deutschland zu wagen – und er ging den Umweg über den 1. FC Düren. Da der Mittelrheinligist als Amateurklub keine Ausbildungsentschädigung an die Japaner zahlen musste, ging der Wechsel über die Bühne.
Und spätestens seit Soichiro Kozuki vor einigen Tagen seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, steht fest: Das Risiko, das der Japaner mit dem Wechsel nach Deutschland auf sich genommen hat, hat sich ausgezahlt.