Gelsenkirchen. Schalke ist Letzter, hatte bis Donnerstag keinen Trainer und verliert nun seinen Sportdirektor: Rouven Schröder trat zurück. Wie es weitergeht.
Am Mittwoch sollte es endlich so weit sein. Sehnsüchtig warteten Fans und Beobachter auf den neuen Trainer des FC Schalke 04. Um 14.41 Uhr verkündete der Bundesligist aus Gelsenkirchen dann tatsächlich eine Personalnachricht – die allerdings überraschte ganz Fußball-Deutschland und hatte nichts mit dem Trainer zu tun. Denn Sportdirektor Rouven Schröder tritt mit sofortiger Wirkung bei den Königsblauen zurück. Eine echte Schock-Nachricht für die Königsblauen, die Schalke zur Unzeit trifft. Schalke ist Tabellenletzter und nun ohne Sportdirektor.
Schalke: Rouven Schröder war ausgelaugt
„Mir ist die Entscheidung, Schalke zu verlassen, alles andere als leichtgefallen“, erklärte Schröder sein Schalke-Aus. Konkrete Gründe für den Rücktritt wurden nicht kommuniziert. In der Mitteilung des Klubs werden lediglich „persönliche Gründe“ angeführt. Aus dem Schalker Umfeld war zu hören, dass Schröder zunehmend ausgelaugt war. Dem sonst so energetischen und emotionalen Sauerländer hatte es zuletzt an Energie für den fordernden Job bei Schalke 04 gefehlt – dazu beigetragen hat auch ein Krankheitsfall im Umfeld von Schröder. Vor der Einheit am Mittwoch hat sich Schröder persönlich bei der Mannschaft verabschiedet.
„Ich bin dem Vorstand und allen Mitarbeitern sehr dankbar für das Vertrauen und die gemeinsame Zeit. Insbesondere die Wochen rund um den Aufstieg werde ich niemals vergessen“, verabschiedet sich Rouven Schröder vom Verein. Das Aufgabengebiet des 47-Jährigen wird vorerst von Sportvorstand Peter Knäbel übernommen, der näher an die Mannschaft heranrücken wird. Unterstützt wird Knäbel dabei von René Grotus (39, Sportkoordinator) und André Hechelmann (38, Chefscout).
Trio übernimmt Aufgaben von Rouven Schröder auf Schalke
Obwohl der Rücktritt von Rouven Schröder für den FC Schalke 04 ein schwerer Schlag ist, verzichten die Gelsenkirchener auf schlechte Nachrede – zu groß waren die Verdienste von Schröder in den vergangenen 18 Monaten. „Rouven hat sich Verdienste um den Klub erworben, deren Bedeutung vielleicht erst in einigen Jahren vollumfänglich bemessen und von der Öffentlichkeit gewürdigt werden“, sagt Peter Knäbel, dem es wichtig ist klarzustellen: „Ich sage es ganz deutlich: Ohne die Arbeit von Rouven Schröder würde es den FC Schalke 04 in seiner gewohnten Form nicht mehr geben. Dafür gebührt ihm der Dank aller Schalker.“
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Nach dem Bundesliga-Abstieg im Sommer 2021 hatte Schröder als Sportdirektor die Kaderplanung auf Schalke übernommen und innerhalb von drei Transferperioden knapp 100 Transfers abgewickelt. Nach dem Abstieg hatte es Schalke auch dank der klugen Verpflichtungen von Schröder geschafft, den Personaletat von rund 80 Millionen Euro auf 20 Millionen Euro zu senken. Trotz dieser Einsparung stellte Schalke in Liga Zwei eine konkurrenzfähige Mannschaft, die im Frühjahr 2022 als Meister in die Bundesliga zurückgekehrt ist. Nicht ohne Grund gilt Schröder auf Schalke als der Architekt der Aufstiegsmannschaft.
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In diesem Sommer hatte Schröder allerdings nicht mehr so viel Glück mit seinen Personalentscheidungen. Anders vor der Aufstiegssaison landete er keine Volltreffer auf dem Transfermarkt, weshalb die Kritik am 47-Jährigen in den vergangenen Wochen zugenommen hat. Auch mit der Verpflichtung des inzwischen freigestellten Trainers Frank Kramer (50) lag Schröder daneben.
Trotz alledem waren die Schalker weiterhin von Rouven Schröder überzeugt und wären den Weg mit dem gebürtigen Arnsberger gern weitergegangen, wie der Vorstandsvorsitzende Bernd Schröder erklärt. Aus Dankbarkeit für seine Verdienste sind die Schalker allerdings Schröders Wunsch nach einem Ende der Zusammenarbeit nachgekommen. Aufgelöst wurde der Vertrag mit dem Sportdirektor noch nicht. Klar ist aber: Ein möglicher Vereinswechsel ist kein Grund für seinen Abschied aus Gelsenkirchen.
Wer mittelfristig die Nachfolge von Schröder antreten wird, ist noch offen. Am Ziel sind die Schalker hingegen in der Trainerfrage. Anders als die Königsblauen zuletzt gehofft hatten, leitete Thomas Reis auch am Mittwoch noch nicht das Training. Verantwortlich für die Mannschaft war am Mittwoch weiterhin Matthias Kreutzer, der die Mannschaft schon bei der 1:2-Niederlage bei Hertha BSC am Sonntag als Interimstrainer betreut hatte. Doch schon Donnerstag wird der neue Trainer die erste Einheit leiten.
Schalke: Thomas Reis wird Kramer-Nachfolger
Wie diese Redaktion erfahren hat, wird Reis am Sonntag im Heimspiel gegen den SC Freiburg (17.30 Uhr/DAZN) seine Premiere als Trainer der Königsblauen geben. Der Ablösepoker mit dem VfL Bochum, wo Reis trotz Freistellung noch bis Sommer 2023 unter Vertrag steht – ist beendet. Am Donnerstag wird er auf Schalke vorgestellt.