Gelsenkirchen. An diesem Dienstag soll es endlich soweit sein: Schalke 04 will den Namen des neuen Cheftrainers verkünden.

Am Montagvormittag betraten die Ersatzspieler des FC Schalke 04 den Trainingsrasen, als wäre gar nichts los rund um den Klub. Sie absolvierten normal wie immer das Spiel-Ersatztraining am Tag nach einer Partie, geleitet wurde die Einheit von Interimstrainer Matthias Kreutzer. Und doch sprach eins dafür, dass am Montag eben doch nichts normal war: Kreutzer kam nicht zu einer Medienrunde wie bei allen Spielen zuvor Ex-Trainer Frank Kramer. Denn Kreutzers Amtszeit endet in Kürze nur kurz nach der 1:2-Niederlage bei Hertha BSC. Doch die Frage, wer der neue Cheftrainer sein würde, beantwortete der Bundesliga-Letzte auch am Montag nicht. Am Dienstag soll es soweit sein – nach einer Trainersuche mit Verzögerungen.

Schalke: Labbadia war erster Favorit

Eigentlich hatten die Schalker geplant, mit dem neuen Cheftrainer schon nach Berlin zu fahren. Das hatten sie klar festgelegt. Und noch etwas stand fest: Sie schlossen eine interne Lösung aus. Schalke klopfte schon nach der 0:4-Niederlage in Leverkusen die Bereitschaft mehrerer Kandidaten ab, darunter auch der frühere Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic, wie die Tageszeitung Blick berichtete. Favorit war der seit rund zwei Jahren vereinslose Bruno Labbadia, den Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel aus gemeinsamen Zeiten beim Hamburger SV kennt. Doch in Gesprächen konnten sich die Schalker mit dem 56-Jährigen nicht einigen. Deshalb hatte Kreutzer in Berlin das Sagen.

Schalke: Komplikationen beschäftigen Rouven Schröder

Am Sonntagabend sprach dann alles dafür, dass am Montagnachmittag die für die Fans lange Wartezeit beendet sein würde. Am Vormittag vor dem Hertha-Spiel hatte Sportvorstand Peter Knäbel noch davon gesprochen, die Verhandlungen seien in den „letzten Zügen“. Und selbst im Mannschaftskreis wurde angedeutet, dass nach dem Spiel-Ersatztraining eine Entscheidung verkündet würde.

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Doch immer noch gab es Komplikationen. Sportdirektor Rouven Schröder, der gemeinsam mit Knäbel den Trainer sucht, verfolgte Teile des Trainings, trug einen Kapuzen-Pullover, schaute ständig auf sein Handy oder telefonierte. Ging es dabei um Thomas Reis, den Ex-Trainer des VfL Bochum? Der war im Sommer noch Schalkes Wunschkandidat, nach dem Rausschmiss von Frank Kramer zunächst nicht mehr, durch Labbadias Absage rückte er aber wieder in die erste Reihe. Reis kennt Rouven Schröder gut – beide spielten gemeinsam für den VfL. Und unüberbrückbar wären die Differenzen nicht, sollte Schalke Reis wirklich wollen. Der 49-Jährige dürfte seinen Lieblings-Assistenten Markus Gellhaus mitbringen. Reis wäre aber auch schon unmittelbar nach Kramers Rauswurf verfügbar gewesen – erste und einzige Wahl der Schalker kann er allein deshalb nicht gewesen sein.

VfL Bochum: Noch keine Anfrage für Thomas Reis

Das Problem bei Reis: Ohne Zustimmung der Bochumer darf er den Klub nicht wechseln. Reis steht beim VfL noch bis Juni 2023 unter Vertrag. Bis gestern Abend war beim VfL nach Informationen dieser Zeitung noch keine Anfrage für Reis eingegangen. Dass solche Verhandlungen über eine Freigabe des Trainers schnell beendet wären, ist unwahrscheinlich. Schalke ist einer der größten Rivalen der Bochumer im Abstiegskampf. Zudem wollen sich die VfL-Bosse nicht nachsagen lassen, ihren langjährigen Trainer verschenkt zu haben – obwohl sie Reis’ Gehalt einsparen könnten und obwohl sich der Trainer große Verdienste erworben hat. Am 15. November müssen sie sich einer Mitgliederversammlung stellen, es könnte turbulent werden. Auch deshalb hatten die Schalker immer auch eine zweite Lösung im Blick.

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Die Profis haben heute trainingsfrei. Und wieder wurde ihnen etwas mit auf den Weg gegeben. Wenn sie am Mittwoch wieder zurückkehren, wird das Training vom neuen Chef geleitet. Der aktuelle Plan sieht vor, den neuen Mann heute via Pressekonferenz vorzustellen. Doch ist das nach den zahlreichen Verzögerungen bisher wirklich die Gewissheit? Nein, glasklar scheint aktuell nur, dass Schalke 04 in der Liga Abstiegskandidat Nummer eins ist. Egal, wer am Sonntag an der Seitenlinie steht, wenn S04 auf den SC Freiburg trifft (17.30 Uhr/Sky).

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Die Mannschaft benötigt über den Trainerposten hinaus dringend Verstärkungen. Das passende Geld dazu soll aber nicht vom langjährigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies kommen. Das stellte Mediendirektor Marc Siekmann auf Twitter klar: „Es gibt keine Verhandlungen.“ Schalke muss sich in der sportlichen Krise mal wieder mit Tönnies beschäftigen, der schon lange kein Thema mehr war. Es ist eben nichts normal in diesen Tagen.