Gelsenkirchen. Schalke-Torwart Alexander Schwolow ist nach dem 1:2 bei Hertha BSC in die Kritik geraten. Sollte es einen Wechsel geben? Ein Pro & Contra.
Bei der 1:2 (0:0)-Niederlage am Sonntagabend bei Hertha BSC patzte Torwart Alexander Schwolow vom Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zum wiederholten Mal in dieser Saison - diesmal war sein Fehler besonders bitter. Schalke spielte gut, geriet durch das 0:1, das wie aus dem Nichts fiel, auf die Verliererstraße. Braucht Schalke nicht nur einen Trainer- sondern auch einen Torwartwechsel? Unsere Schalke-Reporter Robin Haack und Andreas Ernst debattieren in einem Pro & Contra.
Pro: Fährmann hat eine Chance verdient (von Andreas Ernst)
Zunächst einmal gibt es zwei simple Fakten, die für einen Torwartwechsel beim FC Schalke 04 sprechen. Erstens: Stammkeeper Alexander Schwolow befindet sich unbestritten in einer Formkrise. Viereinhalb verschuldete Gegentore aus elf Bundesligaspielen sind zu viel. Zweitens: Schwolow hat den Rückhalt der Schalke-Fans vorerst verloren. Und die Fankurve nicht komplett hinter sich zu haben, ist für jeden Keeper ein Problem. Denn schon bei der kleinsten Unsicherheit ginge ein Raunen durchs weite Rund.
Derjenige, der davon profitieren sollte, ist Ersatztorwart Ralf Fährmann. Auf Schalke ist der Routinier ein Idol, seine Rolle auf der Bank hat er nach anfänglichem Fremdeln inzwischen akzeptiert. Doch allein ein Maskottchen will "Ralle", wie er auf Schalke genannt wird, nicht sein. Sein sportlicher Ehrgeiz ist immer noch vorhanden, in jedem Training ist das zu sehen. Einer wie er hätte zunächst den Rückhalt der Fans - und seine Reflexe auf der Torlinie hat er immer noch. Es sind die Reflexe, die ihn in der Saison 2017/18 zu einem der besten deutschen Torhüter machten. Sein Ansehen im Teamkreis ist hoch.
Natürlich müsste Schalke die Spielweise ein wenig anpassen. Ein geordneter Spielaufbau ist mit dem fußballerisch limitierten Fährmann schwer möglich - aber auch die wenigen gesunden Innenverteidiger beherrschen Tiki-Taka-Kombinationen im eigenen Drittel des Spielfeldes nicht wirklich. Eine Anpassung der Spielweise ist mit einem neuen Trainer, der mit eigenen Ideen kommt, simpel möglich. Deshalb: Ein Torwartwechsel könnte Schalke helfen.
Contra: Schwolows Kopf zu fordern ist zu leicht (von Robin Haack)
Scrollt man in den sozialen Medien durch die Kommentarspalten zu Posts über das 1:2 von Schalke 04 bei Hertha BSC wird schnell klar, wer nach Meinung vieler Fans für die Niederlage verantwortlich ist: Alexander Schwolow. Der Torwart griff beim Fernschuss von Lucas Tousart übel daneben und ermöglichte den Berlinern so den Führungstreffer. Zweifelsfrei eine spielentscheidende Szene.
Dass nach einem solchen Patzer Kritik aufkommt, ist völlig verständlich. Aber: Den Kopf des Torwarts zu fordern, ist zu leicht. Denn nicht nur Schwolow, sondern die komplette Mannschaft von Schalke 04 ist komplett verunsichert. Fast alle Profis haben sich im Saisonverlauf schon kapitale Fehler geleistet – nach diesem Prinzip müsste also die halbe Mannschaft ausgetauscht werden.
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Gerade auf der Torwartposition fehlen den Schalkern zudem die Alternativen. Von Ralf Fährmann kann man wohl nicht mehr Stabilität erwarten als von Schwolow. Der einstige S04-Kapitän ist längst nicht mehr in der Champions-League-Form früherer Tage. Gerade mit dem Ball am Fuß ist Fährmann limitiert. Nicht ohne Grund ist er seit 2019 fast durchgehend nur Ersatz bei den Königsblauen – dass sich Fährmann als Ur-Schalker komplett mit dem Klub identifiziert und bei den Fans beliebt ist, muss bei der Aufstellung des Trainers unerheblich sein.