Dortmund. Der BVB gewinnt ein schwaches Revierderby gegen Schalke 04 verdient mit 1:0 (0:0). Trotz vieler Schwächen geben sich beide Klubs zufrieden.
Die Stimmung war ausgelassen, natürlich war sie das: Die Fans von Borussia Dortmund wollten so schnell nicht nach Hause gehen, sie feierten erst die gesamte Mannschaft – und dann noch einmal Trainer Edin Terzic und seinen Assistenten Sebastian Geppert, die noch einmal zusammen vor der Südtribüne auftauchten. „Wir sind alle Dortmunder Jungs“, sangen sie auf der Südtribüne, und unten hüpften Terzic und Geppert ausgelassen auf und ab – und feierten den 1:0 (0:0)-Derbysieg gegen Schalke 04.
BVB-Trainer Edin Terzic feiert Sieg gegen Schalke
Terzic hatte früher selbst auf dieser gewaltigen Stehplatztribüne gestanden, nun stand er davor und wurde gefeiert. „Natürlich ist das ein schöner Moment, zur Süd zu gehen, die man sonst aus einer anderen Perspektive kennt“, meinte er. „Das sind die süßesten Punkte, die man in einer Saison gewinnen kann.“ Da ist es auch egal, wenn es ein hart erkämpfter Sieg in einem insgesamt wenig ansehnlichen Spiel war – gegen einen Gegner, der nur zum Verteidigen nach Dortmund gekommen war.
Dennoch gaben sich beide Mannschaften auf ihre Art zufrieden mit dem Spiel: Die Dortmunder freuten sich über den Sieg nach zuvor zwei Niederlagen. „Wir haben verdient gewonnen und sind Derbysieger“, betonte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Und die Schalker waren sehr zufrieden damit, dass sie anders als zuvor erwartet keine Klatsche kassiert hatten. „Wenn das Gegentor so spät fällt, ist es eine ärgerliche Niederlage“, meinte ihr Sportdirektor Rouven Schröder. „Wir haben das Derby lange offengehalten, darauf können wir stolz sein. Dortmund war natürlich spielbestimmend, aber in der Defensive war es eine geschlossene Mannschaftsleistung.“
Von Beginn an war klar und offensichtlich, dass der BVB die spielerisch überlegene Mannschaft war, aber genau das hatte man ja so erwartet. Schalke wehrte sich mit Aggressivität, mit bissiger Zweikampfführung und mit langen Bällen. So konnte man die Überlegenheit der Dortmunder zumindest teilweise neutralisieren: Man ließ wenig zu – man hatte aber selbst vor der Pause keinen einzigen Abschluss. „Uns haben ganz klar Situationen in der Offensive gefehlt, um den Gegner zu verunsichern“, bekannte Schröder. Doch auch der BVB spielte selbst immer wieder zu kompliziert, zu verschnörkelt und über weite Phasen auch ohne Überraschungsmomente – sodass vor der Pause nur Jude Bellingham mit einem Kopfball gefährlich wurde (32.).
BVB wartet auf Reus-Diagnose
Kurz zuvor hatte allen Dortmundern der Atem gestockt: Kapitän Marco Reus war nach einem Zweikampf äußerst unglücklich umgeknickt, er wand sich vor Schmerzen und musste schließlich mit einer Trage abtransportiert werden. Eine bittere Szene, zu der es am Samstag aber noch keine Diagnose gab: „Wir hoffen für ihn und uns, dass er nicht so lange ausfällt“, sagte Kehl.
Auch ohne den Kapitän konnte der BVB nach der Pause den Druck sukzessive erhöhen, ohne jedoch ganz große Chancen herauszuspielen – stets war noch ein Schalker Abwehrbein dazwischen. Nach einer guten Stunde nahm Terzic dann den erneut wirkungslosen Mittelstürmer Modeste heraus und brachte den 17-jährigen Moukoko. Noch so ein Dortmunder Junge, zumindest einer aus dem eigenen Nachwuchs. Und der stand kaum auf dem Platz, da hatte er schon die erste richtig große Chance – scheiterte auf Vorlage von Thomas Meunier aber an Schalke-Torwart Alexander Schwolow.
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Doch Moukoko belebte das Spiel – und es kam, wie es fast kommen musste: Marius Wolf flankte und im Zentrum hatte sich der nur 1,79 Meter große Moukoko davongestohlen und köpfte zum 1:0 ein (79.). Was folgte, war ausgelassener Dortmunder Jubel vor der Südtribüne – und gewaltiger Frust bei den Schalkern: „Wir können mal eine Flanke zulassen, das kann passieren, aber im Zentrum müssen wir Mann-Verteidigung haben“, schimpfte Tom Krauß, einer der stärkeren Schalker an diesem Tag. „Youssoufa ist nicht der Größte, dass er das Tor köpft, geht eigentlich nicht.“
Schalke hängt weiter im Tabellenkeller fest
Ging aber doch – und ging noch etwas bei Schalke? Die Königsblauen versuchten es noch einmal, einige Flanken flogen in den Dortmunder Strafraum – fanden aber keinen Abnehmer. Und so stand am Ende ein verdienter Sieg, stand nach zuletzt zwei Niederlagen eine gehörige Portion Erleichterung beim BVB und stand zumindest über Nacht auch die Tabellenführung – sodass der BVB mit deutlich besserem Gefühl in die Länderspielpause gehen kann als der FC Schalke, der trotz aller Zufriedenheit weiter im Tabellenkeller festhängt.