Gelsenkirchen. Schalke 04 hat beim 2:2 gegen Gladbach das erste Ausrufzeichen in der Bundesliga gesetzt. Auf Sportdirektor Rouven Schröder wartet noch Arbeit.

Am Sonntagmorgen war in Gelsenkirchen nichts mehr davon zu spüren, was sich am Abend zuvor abgespielt hatte: Die Profis des FC Schalke 04 blieben in der kühlen Fitnesshalle, die Ersatzspieler trainierten draußen in brütender Hitze. Vorstand Peter Knäbel und Lizenzleiter Gerald Asamoah saßen in Talkshows, Sportdirektor Rouven Schröder sah sich das U19-Derby zwischen S04 und BVB an. Schnell zurück zum Alltag – das war das Motto nach dem gerechten 2:2 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach, das so berauschend gefeiert wurde, als sei der Klassenerhalt bereits gelungen. Schalke konnte in der Bundesliga eine erste Duftmarke setzen.

Schalke 04 kommt in der Bundesliga an

In der Nachspielzeit hatte Marius Bülter per Handelfmeter nach Videobeweis den Ausgleich erzielt – seine Kollegen und das Trainerteam stürmten auf den Platz wie nach den entscheidenden Toren im Aufstiegskampf. Die Schalke-Fans jubelten so laut, dass sie die Anerkennung des Gegners bekamen. „Das Spiel war der beste Beweis, warum ein Klub wie Schalke in die Bundesliga gehört“, sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke. Torschütze Bülter empfand das ähnlich: „Das war schon ziemlich geil.“ Rouven Schröder resümierte: „Herzlich Willkommen, Bundesliga.“

Wie nach einem Sieg: Die Profis des FC Schalke 04 feiern mit der Nordkurve.
Wie nach einem Sieg: Die Profis des FC Schalke 04 feiern mit der Nordkurve. © firo

Doch die Stimmung war nicht das Einzige, was Schalke am Samstagabend Mut machte. Nach einer Vorbereitung, in der alle Verantwortlichen Demut predigten, das Wort „Klassenerhalt“ auf alle erdenkliche Weisen betonten, bewies das Spiel, dass die Schalker sportlich wirklich mithalten können.

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Deutlich zu sehen war, welche Strategie Trainer Frank Kramer, den nicht alle Schalker begeistert empfangen hatten, gewählt hat. Die Schalker überließen den Gästen den Ball, hatten zeitweise nur 25 Prozent Ballbesitz. Viele gewonnene Zweikämpfe und schnelles Umschaltspiel sollte den Erfolg bringen. Das klappte zunächst. „Wir haben zugestochen, das Mittelfeld gut überbrückt und sind zu Abschlüssen gekommen“, lobte Rouven Schröder. Einer davon führte zum 1:0 durch Rodrigo Zalazar (29.). Bis in die zweite Hälfte hinein konnten die Gladbacher mit dieser rustikalen Schalker Spielweise wenig anfangen. „Mit Kratzen und Beißen müssen wir in der Bundesliga bestehen. Wir sind auch deutlich mehr gelaufen“, lobte Schröder.

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Doch nach etwa einer Stunde ließen bei fast allen Schalkern die Kräfte nach – die Fitness reicht noch nicht. Auch nicht bei Zalazar, dem bis dahin besten besten Schalker. „Auch Rodri muss sich an die Intensität der Bundesliga gewöhnen“, sagte Kramer. Die geduldigen Gladbacher drehten durch Tore von Jonas Hofmann (72.) und Marcus Thuram (77.) das Spiel – und auch diese Treffer zeigten den Unterschied zwischen Erster und Zweiter Liga. „Fehler werden sofort bestraft. Daraus müssen wir lernen“, sagte 2:2-Torschütze Bülter. Dem zweiten Gegentor ging zum Beispiel ein vermeidbares Missverständnis zwischen Torwart Alexander Schwolow und Mittelfeldspieler Alex Kral voraus.

Nächster Schalke-Gegner ist der VfL Wolfsburg

Einen Null-Punkte-Fehlstart angesichts eines schwierigen Programms hatten einige Schalke-Fans befürchtet – nun können sie etwas beruhigter die Fahrt zum Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) antreten. Es ist möglich, dass sich das Aufgebot bis dahin noch verändert. Denn bis zum Ende der Transferperiode am 1. September bleibt es spannend. „Da wird meiner Meinung nach noch einiges passieren“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Gerald Asamoah präzisierte: „Wir müssen auf der Abgabenseite noch was machen.“

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Nicht nur Top-Verdiener Amine Harit soll gehen – bei guten Angeboten würden auch den Innenverteidigern Malick Thiaw und Marius Lode keine Steine in den Weg gelegt. Thiaw, der gegen Gladbach eine ordentliche Leistung gezeigt hatte, soll eine hohe einstellige Millionensumme einbringen. „Fakt ist, dass Malick bei uns einen Vertrag hat“, sagte Rouven Schröder. Frank Kramer lobte Thiaws Spielweise: „Er war sehr präsent, sehr wuchtig und zweikampfstark. Er hat seine Nominierung gerechtfertigt.“

Schalke müsste bei Abgang von Malick Thiaw reagieren

Geht Thiaw, muss Schalke einen Abwehr-Ersatz verpflichten. Schröders Suche läuft: „Es geht nicht nur in Richtung Abgänge. Es melden sich aktuell Spieler, bei denen man sich eigentlich nicht vorstellen kann, dass sie bereit sind, für Schalke zu spielen.“

Schalke 04 ist konkurrenzfähig – das haben nicht alle Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte schon am zweiten Spieltag hinbekommen.