Gelsenkirchen. Schalke 04 feiert den ersten Punktgewinn der jungen Bundesliga-Saison. Nach dem Spiel gibt es wichtige Gespräche in der Nordkurve.
Es war ein besonderer Moment auf Schalke. Die S04-Fans unter den 62.271 Zuschauern in der ausverkauften Arena feierten das 2:2 (1:0)-Remis gegen Borussia Mönchengladbach wie den Klassenerhalt. Minutenlang standen die Profis nach dem Abpfiff am Samstagabend fasziniert vor der Nordkurve. Es war ausgerechnet der Videobeweis, der Schalke 04 den wichtigen ersten Saisonpunkt brachte. Vor einer Woche, beim 1:3 in Köln, hatten sich die Königsblauen noch verschaukelt gefühlt.
Emotionaler Schalke-Jubel nach dem Ausgleich
Diesmal profitierten sie davon, dass Video-Assistent Sascha Stegemann in der 92. Minute ein Handspiel des Gladbachers Patrick Herrmann gesehen hatte. Es gab Elfmeter, Marius Bülter trat an, verwandelte souverän und feierte mit allen Mitspielern, die wie bei den wichtigen Toren in der Aufstiegssaison auf den Platz sprinteten. „Das war ziemlich geil. So etwas gibt es nicht oft in Deutschland“, sagte Bülter über die Stimmung.
Und genau die war es, die Gladbachs Trainer Daniel Farke nach dem Spiel als Erstes ansprach. „Das Spiel war der beste Beweis, warum ein Klub wie Schalke in die Bundesliga gehört. Welche Wucht, Emotionalität und welche Atmosphäre möglich ist, das ist außergewöhnlich“, sagte Farke. Schalkes Trainer Frank Kramer bedankte sich nach seinem ersten Heimspiel bei den Anhängern: „Das war unglaublich.“
Rodrigo Zalazar trifft zum Führungstor für Schalke
Beide Trainer hatten ein interessantes Spiel zweier Mannschaften mit unterschiedlichem Spielverständnis gesehen. Auf der einen Seite die rustikalen Schalker – ohne überragende technische Fähigkeiten, aber mit der Bereitschaft, jeden Zweikampf zu bestreiten als ginge es um den Champions-League-Titel. Auf der anderen Seite die Gladbacher, die sich unter der Regie des guten Ex-Schalkers Ko Itakura den Ball zuspielten, geduldig ihre Ballstafetten aufzogen. Zwischenzeitlich kamen sie auf 74 Prozent Ballbesitz.
Und doch führten die Schalker ganz lange verdient mit 1:0. Rodrigo Zalazar hatte das Tor in der 29. Minute erzielt. Die Gladbacher verloren gegen die giftigen Schalker immer wieder entscheidende Duelle im Mittelfeld, kamen nur einmal in den Fünfmeterraum – Marcus Thuram schoss den Ball aber vorbei (22.). „Unsere erste Halbzeit war sehr gut“, sagte Bülter. Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus merkte hingegen an: „In der ersten Halbzeit haben die Schalker alles, was sie können, reingeworfen. Damit sind wir nicht klargekommen.“
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Auch in der zweiten Hälfte ließen die Gladbacher den Ball laufen – und damit spielten sie die Schalker müde. Ab der 60. Minute bauten die Königsblauen ab, so sehr sich die Fans auch um Unterstützung bemühten. Schalkes bestem Spieler, Rodrigo Zalazar, fehlte beispielsweise in der 65. Minute die Kraft – Auswechslung. „Es war in der Schlussphase ein Spiel auf ein Tor“, sagte Virkus. Gladbachs Trainer Farke war mit der Leistung seiner Mannschaft „total zufrieden“.
Denn die Borussia drehte das Spiel. Jonas Hofmann vernaschte in der 72. Minute Schalke-Zugang Alex Kral und glich aus. Fünf Minuten später schaltete Thuram nach einem Fehler von Schalke-Torwart Alexander Schwolow am schnellsten und erzielte das Führungstor. Die Schalker wurden von Wadenkrämpfen geschüttelt, die Gladbacher hatten noch Kraft – das Spiel schien entschieden. Doch dann kam die Nachspielzeit – und das Handspiel von Patrick Herrmann.
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Die Gladbacher konnten kaum glauben, den sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben zu haben. Trainer Farke haderte ein wenig mit dem Schiedsrichter, der – seiner Meinung nach – Schalkes Thomas Ouwejan die Rote Karte hätte zeigen müssen (41.). Die Schalker interessierte das aber gar nicht. Ob Trainer Kramer, Sportdirektor Rouven Schröder oder alle Spieler: Alle schwärmten von der Bedeutung der Fans. Es war zu spüren, wie wichtig dieser eine Punkt für das Selbstverständnis des stolzen Klubs ist, der das Gefühl gibt, auch in der Bundesliga mithalten zu können.
Schalke-Torschütze Marius Bülter: "Wichtiges Zeichen der Fans"
Auch von den Fans seien in der Nordkurve ähnliche Worte gefallen. „Sie haben uns gesagt, dass es nur gemeinsam geht. Und dass sie dahinter stehen, so wie wir heute Fußball gespielt haben – wenn wir alles geben, um die Klasse zu halten. Das ist ein wichtiges Zeichen der Fans“, erklärte Torschütze Bülter. Kramers Resümee klang ganz nach dem Transparent der Fans vor dem Spiel: „Es war wichtig, dass wir wieder aufgestanden sind.“