Gelsenkirchen. Schalke-Kapitän Latza schwärmt von ihm: Pálsson verlor seinen Stammplatz, blieb aber Vorbild. Auch im Bundesliga-Team kann er seine Rolle finden.

Quizfrage: Welcher Spieler führte den FC Schalke in der Aufstiegssaison am häufigsten als Kapitän aufs Feld? Die Antwort lautet: Victor Pálsson, der 14-mal als Spielführer in der Schalker Startelf stand. In den Spielen, die den Schalke-Fans am meisten im Gedächtnis bleiben werden, war der isländische Mittelfeld-Abräumer aber nur Nebendarsteller: Nach der Niederlage in Düsseldorf verlor der 31-Jährige im Februar seinen Stammplatz, stand in den letzten drei Monaten der Saison nur noch zweimal in der Startelf.

Pálssons Anteil am Aufstieg soll das aber nicht schmälern, findet Kapitän Danny Latza: „Unsere Defensivmaschine vor dem Herrn. Victor haut sich in jeden Ball rein. Ich vergleiche ihn, was den Spielstil angeht, gern mit Jermaine Jones. Er ist ein absoluter Kämpfer, der für uns in dieser Saison extrem wichtig war, weil er viele Bälle erobert hat. Ähnlich wie ich, kann er sich nur vor dem Tor noch ein bisschen verbessern“, sagt Latza, dessen Stellvertreter Pálsson war.

Schalke 04: Pálsson galt als Lieblingsspieler von Grammozis

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Pálsson kam im Sommer 2021 vom SV Darmstadt 98 und galt als Wunschspieler und Liebling von Trainer Dimitrios Grammozis. Der stellte ihn auch fast immer auf, und Pálsson zahlte das Vertrauen zurück. Als gnadenloser Zweikämpfer, der mit Grätschen auf der ganzen Breite des Spielfelds für Sicherheit sorgte – allerdings gegen Karlsruhe auch einmal über die Stränge schlug und zwei Spiele für ein grobes Foul gesperrt wurde.

Meister! Schalkes Vize-Kapitän Victor Pálsson mit der Schale.
Meister! Schalkes Vize-Kapitän Victor Pálsson mit der Schale. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Da liegen aber seine Stärken: Pálsson haut sich in jeden Zweikampf, wirft sich in jeden Ball – ein echter Anführer eben. Im Lauf der Saison zeigten sich aber auch seine Schwächen. Mit dem Ball am Fuß ist er nicht so sicher oder kreativ wie einige Kollegen. Nach Standards ließ er einige gute Kopfballchancen aus, ein Tor gelang ihm nicht. Die Konsequenz aus all dem: Eine Jokerrolle im Saison-Endspurt.

Auch ohne Stammplatz blieb Pálsson ein Anführer

Aber auch die füllte Pálsson vorbildlich aus, wie Mike Büskens im März erklärte: „Er gibt mir nicht in einer Sekunde das Gefühl, dass er durchhängt oder mit dem Kopf nicht dabei ist. Er verhält sich so, wie man das von einem Führungsspieler erwartet. Er geht vorneweg und liefert auch im Training gute Leistungen ab.“

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Hinter dem Abräumer Pálsson steckt also mehr, wie er kürzlich erneut bewies, als er in einem „Spiegel“-Interview ausführlich und offen über Depressionen und Alkoholprobleme sprach.

Der Vertrag des Isländers läuft noch bis 2023 – in der Bundesliga wird es für Pálsson sicher nicht leichter, auf Einsatzzeiten zu kommen. Aber als erfahrener Führungsspieler, der seine Leistung abliefert, wenn er gebraucht wird – und auch mal dazwischenhaut – kann er trotzdem eine Rolle im Schalker Bundesliga-Team finden.

Dieser Text ist Teil der Schalke-Serie "Aufstiegsklasse von 2022", in der diese Redaktion jeden Spieler des Aufstiegskaders zusammen mit Kapitän Danny Latza vorstellt.

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