Gelsenkirchen. Bernd Schröder will Schalke zu einem “Leuchtturm“ machen. Nun wurde er vorgestellt. Wir haben das Wichtigste zusammengefasst.
"Es fühlt sich komplett an“, sagt Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel und blickt dabei zufrieden nach rechts. Dort, auf dem Podium des Presseraums in der Veltins Arena, haben am Dienstagmittag seine Vorstandskollegen Christina Rühl-Hamers und auch der neue Vorstandsvorsitzende Bernd Schröder Platz genommen. Erstmals tritt der Vorstand des Zweitligisten in dieser Konstellation an die Öffentlichkeit.
Etwas verspätet dient der Medientermin der Vorstellung von Bernd Schröder, der Anfang Januar seinen Job auf Schalke angetreten hatte. Zuvor war der 53-Jährige unter anderem in Führungspositionen bei der Bertelsmann-Gruppe, bei der Juwelier-Kette Christ und zuletzt auch als Direktor für Marketing/Vertrieb bei Bundesligist Bayer Leverkusen tätig. Auch die WAZ war vor Ort und fasst die wichtigsten Antworten der Gesprächsrunde zusammen.
Wie will Bernd Schröder die Rolle als Vorstandsvorsitzender auf Schalke ausführen?
Alleingänge sind im Schalker Vorstand künftig nicht mehr geplant, stellt Bernd Schröder klar. „Schalke ist keine One-Man-Show“, bekräftigt auch Peter Knäbel. Auf Teamarbeit kommt es beim Zweitligisten nun an, betont Schröder.
Dass er erst vor rund zweieinhalb Jahren als Quereinsteiger im Fußball gelandet ist, ist für Schröder kein Nachteil – im Gegenteil. „Ich sehe darin eine immense Stärke, dass der Vorstand aus unterschiedlichen Typen besteht“, betont er. Rühl-Hamers sei die Finanzexpertin, Knäbel der Sportexperte, Schröder selbst habe „andere Qualitäten“, wie er sagt.
Wie soll die Zukunft auf Schalke aussehen?
Wirklich konkret wird der Vorstand bei dieser Frage nicht. Peter Knäbel etwa spricht von einem „langfristigen und unabhängigen Sportkonzept“, das derzeit erstellt wird, um dem Sport auf Schalke mehr Leitlinien zu geben „als nur den aktuellen Tabellenstand.“ Wie genau dieses Konzept aber aussieht, wurde nicht deutlich.
Zentrale Bausteine der königsblauen Zukunft sollen laut dem Sportvorstand die Themen „Kaderwertmanagement“ und „Kaderwertentwicklung“ sein. Heißt: Profis sollen auf Schalke besser werden und dann womöglich mit Gewinn weiterverkauft werden. In den vergangenen Jahren gelang das dem Klub häufig nicht so gut.
Als Vorstandsvorsitzender will Bernd Schröder für neue Impulse sorgen und Entwicklungen anstoßen: „Schalke muss ein Leuchtturm sein.“ Schon für die Menschen in Gelsenkirchen will er den Verein „wieder stark machen“. Stabilität und „langfristiges strategisches Handeln“ sind für den 53-Jährigen der Schlüssel dafür.
Wie ist die Finanzlage des Klubs?
„Schalke 04 ist handlungsfähig.“ Das erklären sowohl Schröder als auch Finanzvorständin Rühl-Hamers. Diese Handlungsfähigkeit in verschiedenen Szenarien – also in 1. oder 2. Bundesliga – ist für die Entwicklung des Klubs elementar. Damit das auch so bleibt, setzt Rühl-Hamers auf simple kaufmännische Vernunft. „Wir geben nur das Geld aus, das wir haben“, sagt sie.
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Eine der größten Aufgaben des Vorstandes ist es, den Spagat zwischen dieser kaufmännischen Vernunft und der Zusammenstellung einer wettbewerbsfähigen Mannschaft hinzubekommen. Wie Rühl-Hamers erklärt, vertraut sie bei diesem Vorhaben auf drei wesentliche Strategien: Schalke will in Szenarien denken, Schalke will Alternativen und Optionen erarbeiten. Schalke will früh dran und stets gut vorbereitet sein.
Um im Sommer an Geld zu kommen, hat der Klub als eine dieser Optionen eine wertvolle eSport-Lizenz verkauft. Solle die Finanznot künftig noch einmal groß sein, könnten auch noch die Marketing- oder Cateringrechte veräußert werden. Pläne wie diese habe die 45 Jahre alte Finanzvorständin in ihrer Schublade. Aktuell aber sei nicht geplant, davon Gebrauch zu machen.
Ist die Ausgliederung der Schalker Profiabteilung weiter ein Thema?
Derzeit nicht. Während Ex-Vorstand Alexander Jobst (inzwischen Fortuna Düsseldorf) noch als Fan der Ausgliederung der Profi-Abteilung galt, ist das „momentan nicht auf unserer Agenda“, wie Bernd Schröder sagt.
Wie wird die aktuelle sportliche Situation bewertet?
Positiv. Mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Darmstadt ist Schalke ein Aufstiegskandidat. Auch die aktuelle Form der Mannschaft ist gut. Fünfmal blieben die Königsblauen zuletzt ohne Niederlage. „Kein Schalker muss sich mehr für sein Team und die Leistungen auf dem Platz schämen“, betont Peter Knäbel. Dem Team attestiert er eine „stabile Mentalität“.
Wie geht es auf Schalke mit Trainer Dimitrios Grammozis weiter?
Das hängt in erster Linie davon ab, ob Schalke der Wiederaufstieg gelingt oder nicht. Sollte Grammozis S04 zurück in die Bundesliga führen, verlängert sich sein Vertrag dank Option automatisch. Offiziell bestätigen will das der Vorstand zwar nicht, Knäbel sagt aber: „Zwischen Dimi und dem Verein ist alles geklärt, was die Planung für die nächste Saison betrifft.“
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Für die gute sportliche Entwicklung in den vergangenen Monaten lobt der Sportvorstand den Trainer. „Er hat gezeigt, dass er ein gutes Verhältnis zur Mannschaft hat“, sagt Knäbel. Als Beweis dafür nennt er die Aufstellung und die guten Wechsel beim 2:1-Sieg gegen Regensburg am Wochenende.
Wie geht es mit Sportdirektor Rouven Schröder weiter?
Laut Knäbel ist auch Rouven Schröder „ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Vereins“. Zuletzt wurde der Sportdirektor mit Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht. In einem Statement in der Vorwoche erklärte Schröder jedoch, dass er auch in der kommenden Saison weiter für Schalke arbeiten werde. Auch deshalb rechnet der Vorstand nicht mit einem Sinneswandel des Sportdirektors. „Er macht hier einen fantastischen Job“, lobt Knäbel.