Rostock. Nach dem 2:0 in Rostock hat Schalke den Anschluss an den dritten Platz hergestellt. Doch noch immer fehlt die Konstanz. Eine Analyse.

Noch weit nach dem Abpfiff des Zweitligaspiels bei Hansa Rostock harrten 1000 mitgereiste Fans des FC Schalke 04 in ihrem Block aus und verfolgten, wie einer ihrer Spieler von TV-Kamera zu TV-Kamera ging. Sie sorgten dabei für die perfekte Untermalung. „Simon Terodde! Simon Terodde! Simon Terodde!“, riefen sie minutenlang. Es ist der Torjäger, der Schalke durch den schwierigen Start in der Zweiten Liga leitet. Beim 2:0 (1:0) am Samstag erzielte er beide Tore.

Schalke 04 noch ohne Konstanz

Nach einem nie dagewesenen Umbruch mit 46 Transferbewegungen im Profikader verläuft Schalkes Saison weiter im Zick-Zack-Kurs. Wieder folgte auf eine Niederlage ein Sieg. „Wir müssen uns alles hart erarbeiten“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder und ergänzte: „In den vergangenen Jahren war es in der Zweiten Liga auch ganz selten so, dass Mannschaften einfach so durchgerauscht sind.“

Schalke: Terodde trifft kurz vor und kurz nach der Pause

Und weil das so ist, war vor 14.500 Zuschauern in einer hitzigen Atmosphäre auch der Aufsteiger Hansa Rostock in der Lage, Schalke zu gefährden. Rostocks Trainer Jens Härtel hatte an der Leistung seiner Spieler auch gar nichts zu bemängeln: „Wir haben vor allem in den ersten 40 Minuten überragend gespielt. Aber Schalke ist eine clevere Mannschaft mit hoher individueller Qualität. Die aus wenig sehr viel macht.“

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Was Härtel damit meinte, war nicht schwer zu erraten. In der 42. Minute traf Terodde mit einem Flugkopfball, kurz nach der Pause per Abstauber (49.) nach einem Querpass von Mehmet Can Aydin. Rostocks Torwart Markus Kolke sagte etwas resigniert: „Er ist schon ein außergewöhnlicher Spieler.“ Den Schalkern gehen fast die Superlative aus – Terodde fehlt noch ein Tor, um den Zweitliga-Rekord von Dieter Schatzschneider (153 Tore) zu knacken. „Er ist ein Phänomen“, sagte Schröder. „Und es ist ein Phänomen, dass er so bodenständig ist. Er ist ein Mannschaftsspieler, ganz uneitel. Das tut uns gut.“ Trainer Grammozis konzentrierte sich bei seinem Lob diesmal nicht auf die Abschlussstärke des 33-Jährigen, der in acht Liga-Spielen schon zehn Tore erzielt hat: „Wenn ich sehe, wie er heute auch wieder defensiv gearbeitet hat, wie er nach hinten gelaufen ist – unglaublich.“

Doch Grammozis ist aktuell auf überragende Leistungen von Einzelspielern angewiesen – es ist nicht seine herausragende Strategie, die dafür sorgt, dass Schalke den Anschluss an die Aufstiegsplätze wieder herstellen konnte – zwei Punkte sind es nur noch bis zum Tabellendritten. Zu wackelig sind Schalkes Leistungen aktuell, zu wenig konstant die Vorstellungen.

Stand in Rostock erstmals im Tor der Schalker Profis: Martin Fraisl.
Stand in Rostock erstmals im Tor der Schalker Profis: Martin Fraisl. © firo

Schalke-Torwart Fraisl bewahrt sein Team vor einem Rückstand

Schalke benötigte deshalb noch einen zweiten Hauptdarsteller im Ostseestadion. Das war Torwart Martin Fraisl. Der 28-Jährige war für Ralf Fährmann zwischen die Pfosten gerückt und bewahrte sein Team mit einer tollen Parade nach einem Schuss von Nik Omladic (11.) vor einem möglichen Rückstand. „Er hat uns im richtigen Moment im Spiel gehalten“, sagte Grammozis. Seine Begründung für den Wechsel war nüchtern: „Wir sind im Leistungsfußball. Ich stelle nicht nach Vertragsdauer oder nach Typen auf, sondern muss Entscheidungen zum Wohle des FC Schalke 04 treffen. Die Torhüter haben sich im Training gegenseitig hochgeschaukelt, das war so etwas wie positiver Hass.“

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Doch wie das auf Schalke so ist – Freude allein gibt es nie. Und so hockte Fährmann traurig auf der Bank – und es wirkte, als wären ihm beinahe die Tränen gekommen, als die Fans, nachdem sie Terodde gefeiert hatten, auch ihrem langjährigen Herzens-Torwart nach dem Abpfiff Sprechchöre widmeten.

In einer Woche, wenn Schalke den FC Ingolstadt (Sonntag, 3. Oktober, 13.30 Uhr/Sky) steht aber kein Torwart im Blickpunkt. Dann geht es nur um Simon Teroddes Rekordjagd.