Kiel. Schalke Trainer Dimitrios Grammozis lässt nach 3:0-Sieg gegen Holstein Kiel keine Kritik zu sieht aber selber noch “sehr, sehr viel Arbeit“.

Als Marius Bülter nach 68 Minuten zur Schalker Bank stürmte und sich von der dort versammelten Gesellschaft feiern ließ, da zeigten die Bilder große Freude - aber fast noch mehr Erleichterung: Mitten in die Kieler Drangphase hinein hatte Bülter das Tor zum 3:0 erzielt und Schalke damit zum ersten Sieg in der Zweiten Liga geschossen. Nach der Auftaktniederlage gegen den HSV ist Schalke mit diesem 3:0-Auswärtssieg bei Holstein Kiel “wieder in der Spur”: So hatte es zumindest Trainer Dimitrios Grammozis vor dem Spiel angekündigt.

Der Erfolg beim Vorjahresdritten Kiel fiel dem Bundesliga-Absteiger allerdings deutlich schwerer, als es das glatte Ergebnis aussagt: Letztlich siegte Schalke dank seiner individuellen Klasse und mit einer riesengroßen Portion Kaltschnäuzigkeit. Entscheidend waren vor allem zwei Tore nach dem gleichen Strickmuster: Zweimal hatte Simon Terodde nach Freistoß-Flanken von Linksverteidiger Thomas Ouwejan getroffen und die Königsblauen damit auf die Siegerstraße gebracht.

Frühe Führung für Schalke durch Terodde

Tor Nummer eins fiel bereits nach 65 Sekunden: Da bugsierte Terodde die erste Hereingabe des Niederländers Ouwejan gekonnt mit dem Fuß über die Linie. Tor Nummer zwei war in der 21. Minute fast eine Kopie, nur dass die Freistoß-Flanke diesmal von der anderen Seite vors Tor geflogen kam. Für den Ex-Hamburger Terodde waren es die Tore Nummer zwei und drei im zweiten Saisonspiel - genau dafür hat ihn Schalke geholt.

Standardsituationen sollen für Schalke eine Waffe werden

Während Kiels Trainer Ole Werner das Abwehrverhalten seiner Spieler bei den Freistößen als “nicht zweitligatauglich” geißelte, freute sich sein Kollege Dimitrios Grammozis über ein Stilmittel, das in Kiel prächtig funktionierte: Die von Ouwejan getretenen Standardsituationen. “Wir haben Thomas ja auch aus diesem Grund geholt, weil wir wissen, dass er einen sehr guten linken Fuß hat und wir auch Jungs haben, die eine gewisse Körpergröße mitbringen.” Kombiniert mit dem Durchsetzungsvermögen von Terodde sollen die Standardsituationen für Schalke in dieser Saison eine Waffe werden. “Das wollen wir versuchen, in jedem Spiel für uns zu nutzen”, sagt Grammozis: “Wir müssen weiter dranbleiben und trainieren, damit wir viele solcher Tore erzielen.”

Kiel mit dickem Plus bei den Torschüssen

Rundum zufrieden konnte Schalkes Trainer mit dem Spiel seiner Mannschaft allerdings nicht sein, das ließ sich an vielen Situationen festmachen. Bereits zur Halbzeit wechselte er zweimal aus (Aydin und Becker kamen für Ranftl und Flick), weil die Souveränität in der Defensive einfach nicht gegeben war und Flick von einer Gelb-Roten Karte bedroht war. Kiel hatte insbesondere in der zweiten Halbzeit deutlich mehr Spielanteile und verbuchte am Ende auch ein dickes Plus bei den Torschüssen (23:8). Kritik ließ Grammozis aber nur bedingt zu: “Kiel ist eine spielstarke Mannschaft, das ist keine Mannschaft von nebenan, die man kurz mal weg haut. Letztendlich spielen wir Fußball, um Ergebnisse zu erzielen, und wenn diese Herangehensweise reicht, um Punkte zu holen, dann haben wir alles richtig gemacht.” Dass der Sieg in der Höhe zu deutlich ausgefallen war, erkannten alle Schalker an. Auch Simon Terodde sagte: “Der Sieg ist sicher um ein oder zwei Tore zu hoch, aber wir sind als Mannschaft aufgetreten.” Das wurde auch beim 3:0 durch Bülter deutlich, der einen Abwehrfehler der Gastgeber ausnutzte, als diese gerade kurz vor dem Anschlusstor standen.

Dass noch einiges fehlt, ist auch klar. In Kiel ersetzte Blendi Idrizi den verletzten Kapitän Danny Latza - in dieser Woche soll mit dem jungen Uruguayer Rodrigo Zalazar (21) ein neuer Mann kommen, der Latza vertreten kann. Zalazar soll von Eintracht Frankfurt ausgeliehen werden, noch sind nicht alle Details geklärt. In der vergangenen Saison spielte das Talent als Leihgabe beim St. Pauli, bestritt alle Spiele und erzielte dabei sechs Tore.

”Wir haben noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns”, betont Grammozis: “Das ist eine zusammengewürfelte Truppe, die noch Zeit braucht, um sich zu finden, und die Zeit geben wir ihr.” Aber er verspricht: “Wir gehen diesen Weg weiter und werden uns kontinuierlich auch verbessern.”