Gelsenkirchen. Der 31-Jährige Dominick Drexler ist schnell angekommen auf Schalke. Sein Auftreten erinnert an einen einstigen Publikumsliebling.

Die erste Anerkennung war Dominick Drexler (31) schon nach wenigen Sekunden gewiss: Mit einer Grätsche eroberte der Neuzugang vom 1. FC Köln den Ball für seine Mannschaft und bekam den Applaus von den Schalker Zuschauern. Drexler ist zwar Offensivspieler, aber er hatte im ersten Saisonspiel gegen den Hamburger SV (1:3) gezeigt, dass er sich auch aufs Kämpfen versteht. Und das kommt an auf Schalke, wo sie nach dem Abstieg aus der Bundesliga wieder einen Fußball zeigen wollen, mit dem sich die Fans identifizieren können. Und dann wird eine Niederlage, wie sie Schalke im ersten Saisonspiel erlitten hatte, auch eher verziehen.

Drexler kennt sich in der Liga aus

An diesem Sonntag (13.30 Uhr/ Sky) muss Schalke nun bei Holstein Kiel antreten: Für Dominick Drexler ist es eine Rückkehr in die alte Heimat, er hatte von 2016 bis 2018 an der Kieler Förde gespielt und sich hier für größere Klubs wie den 1. FC Köln oder nun Schalke 04 interessant gemacht. Drexler weiß aber auch, was den Bundesliga-Absteiger in Kiel erwartet. Ein enges Stadion und ein Spiel vor 4100 zugelassenen Fans - das riecht nach Zweiter Liga pur. Für Schalke ist es eine Umstellung, für Drexler nicht. Er sagt: “So ein großer Verein wie Schalke 04 wird jetzt Spiele haben, die er davor nicht kannte.” Der Mittelfeldspieler will helfen, dass Schalke sie bestehen kann.

“Ich möchte, dass wir eine Euphorie entwickeln”

Sein Ratschlag: Schalke soll diese Spiele in der Zweiten Liga nicht als Alltag oder Tristesse begreifen, sondern als positive Herausforderung. “Die Frage Zweitliga-Alltag kann man komplett streichen”, sagt der 31-Jährige: “Wir müssen jedes Spiel so angehen, dass wir es gewinnen wollen, damit wir unser Ziel erreichen und wieder in größeren Stadien spielen können.” Ihm persönlich sei es völlig “egal, ob ich jetzt in Kiel spiele oder wie in den letzten zwei Jahren in der Bundesliga.” Hauptsache, das innere Feuer brennt: “Ich möchte, dass wir eine Euphorie entwickeln”, fordert Drexler: “Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man mal fünf, sechs Spiele erfolgreich gestaltet, kann einem das viel geben.” Schwung, Dynamik, Selbstvertrauen, Aufwind - das sind die Dinge, die Erfolge mit sich bringen.

Schalke-Zugang Dominick Drexler soll Latza ersetzen helfen

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Damit sich beim Spiel in Kiel der Schalker Erfolg einstellen kann, soll Drexler mit die Lücke füllen, die der Ausfall des am Knie schwer verletzten Danny Latza hinterlassen hat. “Wenn so ein wichtiger Spieler wie der Kapitän ausfällt, dann muss man die vielen strategischen und technischen Sachen, die Danny mitbringt, auf mehrere Schultern verteilen”, glaubt der Mittelfeldspieler und fügt an: “Das ist eine Aufgabe, die man mir zutraut.” Der 31-Jährige ist schnell angekommen auf Schalke, aber in einer Mannschaft, die zum größten Teil aus Neuzugängen gebildet wird, sind die Strukturen auch noch nicht extrem gefestigt. Und Drexler wurde ja auch geholt, damit ihm Verantwortung übertragen werden kann.

Auf dem Platz war das schon im Spiel gegen den Hamburger SV zu beobachten. Der gebürtige Bonner feuerte die Mitspieler an und war sich auch selbst nicht zu schade, mit Grätschen voranzugehen, auch wenn er einschränkt: “Ganz ehrlich: Die Situation, wieder vor Fans zu spielen, hat mich dabei angesteckt. Ich glaube nicht, dass das mein Spielstil ist, ich habe auch Momente in der Offensive, wenn ich kreativ sein möchte.” Ein wenig erinnerte Drexler bei seiner Premiere auf Schalke an den früheren Publikumsliebling Jörg Böhme, der im linken Mittelfeld ebenfalls ein dynamischer Feuerkopf war und unberechenbare Akzente in der Offensive setzte.

Jörg Böhme war im Sommer des Jahres 2000 vom damaligen Absteiger Arminia Bielefeld nach Schalke gekommen: Zuvor hatte er sich auf mehreren Stationen (Carl Zeiss Jena, 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, 1860 München) durch die Fußball-Welt geschlagen. Auf Schalke wurde seine Verpflichtung zunächst skeptisch beäugt - ein Jahr später zählte er 2001 zum Team der Meister der Herzen. Auch bei Dominik Drexler ging es in der Karriere nicht immer nur bergauf (früher unter anderem Rot-Weiß Erfurt, Greuther Fürth, VfR Aalen und Holstein Kiel), aber für Schalke könnte er mit seiner ganzen Art wichtig werden. “Eklig” könne sein Spiel sein, sagt Dominick Drexler über sich selbst und erklärt seine Art so: “Auf dem Platz geht’s für mich nur ums Gewinnen, das werde ich auch nicht ablegen.”

Jörg Böhme war auch so einer, der auf dem Platz keine Verwandten kannte - auch er war sich als Offensivspieler nicht zu schade, auch mal die Grätsche auszupacken, auch ihn haben die Fans dafür geschätzt. Dabei ist Dominick Drexler noch gar nicht im Vollbesitz aller Kräfte: Durch seinen verspäteten Wechsel vom 1. FC Köln verpasste er die Vorbereitung auf Schalke. Kein Problem, versichert der 31-Jährige: “Für mich gilt: Ich hole mir die Spielfitness über die Spiele. Ich bin jemand, der gut beißen und auch über Grenzen hinweg gehen kann.” Gegen Hamburg hielt er 70 Minuten durch, in Kiel will er die vollen 90 Minuten spielen - “wenn der Trainer es möchte.”