Gelsenkirchen. Schalkes finanzielle Lage ist prekär. Bei der Mitgliederversammlung verriet Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers einige interessante Details.

Das Bild, das Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers vom FC Schalke 04 für die wirtschaftliche Lage des Klubs benutzte, war für jeden verständlich. "Wir schleppen aus der Vergangenheit einen vollbepackten Rucksack mit uns herum. Er ist voller dicker Brocken. Wir werden deshalb nicht in die Knie gehen, aber es ist schwer, überhaupt vom Fleck zu kommen", sagte sie. Schalke plagen 217 Millionen Euro Verbindlichkeiten - als Zweitligist.

Schalke-Vorständin Rühl-Hamers stellt schlimme Bilanz vor

Rühl-Hamers präsentierte in ihrer Rede bei der Mitgliederversammlung am Sonntag zunächst einige Zahlen, die schon bekannt waren: 175 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2020 bedeuteten ein Minus von etwa 100 Millionen Euro im Vergleich zu 2019. Der Verlust betrug 53 Millionen Euro. "Diese Zahlen kann man nicht schön reden. Wir haben die Lage im Griff - aber gut ist sie nun wirklich nicht", sagte Rühl-Hamers. Die Angst, es könnte einen Punktabzug geben, nahm sie den Mitgliedern.

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Dann gestattete sie einen Blick in den vollbepackten Rucksack. In den kommenden Jahre müsse Schalke zum Beispiel das 35-Millionen-Euro-Corona-Darlehen zurückzahlen. Außerdem seien noch 12,5 Millionen Euro Transfer-Ausgaben für Spieler offen, "die im letzten Jahr nicht mehr bei uns gespielt haben". Bei einigen Transfers in den Vorjahren war Ratenzahlung vereinbart worden. Namen nannte Rühl-Hamers nicht, aber es geht nach unseren Infos auch um Sebastian Rudy, den Schalke im Sommer 2018 vom FC Bayern München geholt hatte. "Das wirtschaftliche Handeln der Vergangenheit prägt unsere Gegenwart und wird uns in Zukunft auch beschäftigen", sagte Rühl-Hamers.

Rühl-Hamers über Schalke-Entscheidungen: "Müssen selbstkritisch sein"

Sie nannte drei Gründe, warum sich die schon lange angespannte Lage zugespitzt hätte. Unter anderem durch die nötig gewordenen Geisterspiele habe die Corona-Pandemie zu einem Einnahmeminus von 70 Millionen Euro geführt. Andere Klubs hätten dieses Loch schließen können - zum Beispiel durch finanzielle Reserven. Oder aber dadurch, dass sie dank ihrer Rechtsform externes Kapital generieren konnten. Schalke hatte beides nicht. Vor allem aber habe Schalke viele falsche Entscheidungen getroffen. "So selbstkritisch", sagte Rühl-Hamers, "müssen wir sein."

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Sie zählte eine Vielzahl von Maßnahmen auf, wie Schalke die Finanzierung der Saison in der 2. Bundesliga angeht - da ging es um Tilgungsstundungen ("Das war nicht leicht, ist aber auch nur eine Verschiebung des Problems in die Zukunft"), den Bau-Stopp des Bauprojekts Berger Feld oder die Zeichnung der neuen Unternehmensanleihe zur Bezahlung der nun fälligen Anleihe. Was sie nicht nannte: die Transfereinnahmen zum Beispiel für Suat Serdar und den anstehenden Verkauf wichtiger E-Sport-Lizenzen für knapp 30 Millionen Euro. Dafür aber erwähnte sie, dass sie auch ein mögliches zweites Jahr in der 2. Bundesliga, sollte Schalke den Aufstieg verfehlen, in ihren Planungen berücksichtigt habe.

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Eins würde es mit ihr aber nicht mehr geben, sagte sie: Wetten auf die Zukunft. "Mein oberstes Prinzip in zwei Worten: kaufmännische Vernunft. Das Streben nach kurzfristigem Erfolg darf uns nicht treiben. Emotionen dürfen bei unseren Entscheidungen keine Rolle spielen. Wetten auf die Zukunft gibt es nicht mehr. Wir geben nur das aus, was wir haben und nicht das, von dem wir hoffen, das wir es einmal haben werden. Wir haben über Jahre kurzfristige sportliche Erfolge über Nachhaltigkeit gestellt. Das war mit einem hohen Risiko verbunden."

Hat Schalke eine positive Zukunft?

Malt sie Schalkes Zukunft also nur schwarz? Nein. "Wir stehen vor einer guten Zukunft, wenn wir mit kaufmännischer Vernunft die richtigen Schritte gehen", sagt sie. "Wir müssen den Rucksack aufmachen und die Brocken loswerden. So haben wir mehr Bewegungsfreiheit. Das wird aber dauern, es werden sehr viele Anstrengungen nötig sein."