Gelsenkirchen. Schalke 04 besiegte Eintracht Frankfurt überraschend mit 4:3 - auch weil die Talente überzeugten. Einer jubelte nach seinem Tor mit einem Idol.

Seit fast genau 20 Jahren wird in der Veltins-Arena Fußball gespielt – aber nun für vorerst 15 Monate nicht mehr in der Bundesliga. Ein Hauch von Melancholie lag am Samstagmittag in der Luft, als Absteiger Schalke 04 auf Eintracht Frankfurt traf – und es regnete stark, als würde der Himmel über Gelsenkirchen weinen. Auf dem Rasen lieferten sich Schalke und Frankfurt ein Wild-West-Spektakel, das die Schalker sehr überraschend mit 4:3 (1:1) für sich entschieden.

Schalke-Idol Huntelaar erzielt das Führungstor

Viele verschiedene Facetten hatte dieser dritte Saisonsieg der Königsblauen. „Wir haben alle Körner, die wir hatten, auf dem Platz gelassen – und das macht mich stolz“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis. „Vier Tore zu Hause gegen einen Champions-League-Anwärter – das ist nicht selbstverständlich.“

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Nichts hatte vor dem Spiel für sein Team gesprochen – wieder musste der Trainer 14 Profis ersetzen. Und dann kam noch die Eintracht, die vor dem Spiel von der Champions League träumte. Doch Grammozis hatte seinem Team die richtige Taktik mit auf den Weg gegeben – in der Defensive kompakt verteidigen und gefährlich kontern. So entstand in der 15. Minute das 1:0. Amine Harit drang in den Strafraum ein und wurde von Lucas Tuta klar gefoult. Den Elfmeter verschoss Klaas-Jan Huntelaar zwar, doch der Nachschuss saß. Zehn Minute später hätte Huntelaar beinahe das zweite Tor erzielt, doch er scheiterte an Frankfurts Torwart Kevin Trapp. Die Eintracht war klar feldüberlegen, spielte aber zu behäbig nach vorn. Das 1:1 (29.) entsprang einem schweren Fehler von Schalke-Torwart Ralf Fährmann. Der sprang an einer harmlosen Flanke von Amin Younes vorbei. Torjäger André Silva köpfte den Ball ins leere Tor.

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Nach der Pause drehte die Eintracht schnell das Spiel. Im Anschluss an eine Ecke köpfte Evan Ndicka das 2:1 (51.). Doch nun, und das ist so eine Facette des Spiels, begann die Zeit der Talente. Schon in der ersten Halbzeit hatte Mehmet Can Aydin auf sich aufmerksam gemacht – er engte die Kreise des Frankfurter Linksaußen Filip Kostic wirksam ein. In der zweiten Hälfte schlug die Stunde von drei anderen. Nach perfekter Hacken-Vorlage von Huntelaar blieb Blendi Idrizi in der 53. Minute eiskalt und glich zum 2:2 aus. Er sprintete zu Teammanager Gerald Asamoah: „Damit wollte ich mich bei ihm und dem Rest des Teams bedanken, dass mir die Chance gegeben wurde, in der Bundesliga zu spielen.“ Idrizi und Asamoah kennen sich schon aus der U23 - bevor das Schalke-Idol zu den Profis wechselte, war er Manager der Regionalliga-Mannschaft.

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In der 60. Minute gelang zwei anderen Knappenschmiede-Talente eine tolle Co-Produktion: Matthew Hoppe legte vor, Florian Flick erzielte das 3:2. „Flo haben wir auf dem Zettel für die kommende Saison“, verriet Grammozis. Hoppe selbst ließ in der 64. Minute sogar noch das 4:2 folgen. Freistehend vor Trapp behielt er die Nerven und schob den Ball locker ins Netz. „Wir wissen, dass wir tolle Jungs in der Knappenschmiede haben“, sagte Grammozis. „Doch auch die erfahrenen Jungs in der Abwehr haben alles weggehauen.“

Silva trifft zweimal gegen Schalke

Die Eintracht zog bis zum Schluss ein Powerplay auf, kam durch André Silvas 27. Saisontor – Vereinsrekord – aber nur noch zum 3:4 (72.). Frankfurt erarbeitete sich 24:11 Torschüsse und 13:1 Ecken – diesmal aber retteten die Schalker den Sieg über die Zeit. „Wir widmen ihn den Fans zu Hause“, sagte Grammozis. Und er selbst wusste mit dem Abpfiff: Dieser Erfolg hat wahrscheinlicher gemacht, dass er den Neuanfang in der 2. Bundesliga auch leiten darf. Angesichts der dürftigen Ergebnisse waren die Zweifel an Grammozis lauter geworden – von neun Spielen zuvor hatte Schalke nur eins gewonnen.

Nun kam das zweite hinzu – das freute vor allem die Fans des Revier-Rivalen Borussia Dortmund. Denn dem BVB fehlt nun nur ein Sieg aus zwei Spielen, um sich erneut für die Champions League zu qualifizieren. Die Eintracht ist zwar sicher in der Europa League dabei – hatte aber lange von mehr geträumt.

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Mittelfeldspieler Sebastian Rode sprach aus, was viele Frankfurter dachten: Die Bekanntgabe des Wechsels von Trainer Adi Hütter zu Borussia Mönchengladbach am 13. April brachte einen Knacks. Seitdem verlor Frankfurt drei von fünf Liga-Spielen. Hütter war nach dem Spiel im Verteidigungsmodus: „Eintracht Frankfurt ist schon jetzt fix auf Platz fünf – das ist ein sehr gutes Ergebnis. Ich will das einmal sagen.“ Außerdem widersprach er der These, seiner Mannschaft hätte auf Schalke das Feuer gefehlt: „Wir hätten nicht aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht, wenn wir in diesem Spiel kein Feuer gehabt hätten.“

Verkehrte Welt im vorerst letzten Erstliga-Heimspiel: So oft hatten in dieser Saison die Gäste gejubelt – diesmal freute sich Schalke. Und das tat gut.