Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis steht vor einer schweren Aufgabe: Im Saison-Endspurt wirkt die Fan-Gewalt in seiner Mannschaft nach.
Über zwei Wochen sind inzwischen verstrichen, seit der Abstieg des FC Schalke 04 in die 2. Bundesliga feststeht. Seit Fans mitten in der Nacht Spieler, Trainer und Betreuer gewalttätig attackierten. „Wie andere habe auch ich ein bisschen etwas abbekommen“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis. Zum ersten Mal seit der Gewalt-Nacht sprach der 42-Jährige gestern öffentlich. Und meist ging es nicht um das anstehende, bedeutungslose Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr/Sky).
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Einfach sei es nicht gewesen, das Geschehene zu verarbeiten, sagte Grammozis. Auch er hatte die Entscheidung mitgetragen, sich in der Nacht nach dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld (0:1) den Fans zu stellen. Grammozis stand in der ersten Reihe, als die Ausschreitungen ausbrachen. Inzwischen kann er gelassen darauf reagieren: „Das war keine schöne Erfahrung. Aber ich nehme das nicht so persönlich. Die Leute, die in der Nacht da waren, stehen nicht stellvertretend für Schalke 04.“ Viele andere Schalke-Anhänger hätten sich bei ihm gemeldet: „Viele haben mir geschrieben oder gesagt, dass sie zu 100 Prozent schlecht fanden, was passiert ist. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, um mit den Erlebnissen abzuschließen.“
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Nun konzentriert sich Grammozis auf eine ganz schwere Aufgabe: Eine bereits abgestiegene Mannschaft muss noch vier Spiele absolvieren. Und es müssen viele Spieler auf dem Platz stehen, die am Saisonende gehen. Aus dem aktuellen Kader werden bis zu 20 Profis den Klub verlassen. Sollte Schalke die vier Spiele sang- und klanglos abgeben, ist Grammozis’ Job über das Saisonende hinaus nicht sicher.
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Auch die Ausschreitungen machen die Vorbereitung auf die verbleibenden zweieinhalb Wochen schwierig. Nach der Gewalt-Nacht hatte Schalke eine Woche mit dem Training ausgesetzt. „Man kann sich vorstellen, dass die Jungs nach den Geschehnissen sehr aufgewühlt waren. Da kann man nicht davon ausgehen, dass wir sofort zur Tagesordnung übergehen können. Jeder Spieler reagiert auf eine solche Situation anders – der eine möchte mehr reden, der andere das eher für sich verarbeiten“, sagt Grammozis. Nicht nur er habe die Gespräche mit den Profis geführt – auch die sportliche Leitung um Sportvorstand Peter Knäbel.
Eine Woche Trainingspause für Schalkes Profis
Nach Auskunft von Grammozis sei ihm und der Mannschaft der „Turnaround“ gelungen, um sich auf die vier Spiele zu konzentrieren. Und es habe auch entgegen aller Gerüchte kein Profi darum gebeten, nicht mehr eingesetzt zu werden. „Ich kann zu 100 Prozent bestätigen, dass keiner zu uns gekommen ist, um zu sagen, dass er nicht mehr für uns spielen möchte. Alle sind motiviert. Alle geben Vollgas im Training“, sagte Grammozis.
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Doch wen setzt er ein bis zum Saisonende – nur die Spieler, die definitiv bleiben? Ganz so einfach sei das nicht. „Der eine sagt: Jetzt musst du die Jungen spielen lassen. Der andere sagt: Gebt den Jungs eine Plattform, die verkauft werden sollen. Jeder hat eine eigene Meinung“, sagt Grammozis. Der Trainer will versuchen, eine Mischung aus beidem zu finden: „Wir müssen schauen, dass wir die letzten vier Spiele nicht herschenken.“ Für drei der vier Gegner geht es noch um eine Menge: Hertha BSC (12. Mai) und der 1. FC Köln (22. Mai) können noch absteigen, Eintracht Frankfurt (15. Mai) kann noch in die Champions League einziehen.
Der kommende Gegner Hoffenheim steht zwar im Mittelfeld, doch ganz motivationslos wird die TSG nicht sein – als eine von zwei Mannschaften verlor sie in den vergangenen 15 Monaten gegen Schalke, und das mit 0:4. Im Januar war das. Da hatte Schalke noch Hoffnung.