Gelsenkirchen. Schalke holt gegen Augsburg den zweiten Sieg der Saison und den ersten unter Grammozis. Gedanken an bessere Zeiten. Doch der Abstieg naht.

Auch wenn die Situation in der Fußball-Bundesliga noch so aussichtslos sein mag: Wie sehr ein Sieg die Schmerzen einer missratenen Saison vergessen machen kann, wenigstens für ein paar Stunden, zeigte sich nach dem 1:0 (1:0) des FC Schalke 04 über den FC Augsburg am Sonntagnachmittag. Trainer Dimitrios Grammozis und seine Assistenten umarmten sich, als hätte Schalke gerade das Pokalfinale erreicht. Und auch die Spieler fielen sich um den Hals.

Es war erst der zweite Sieg im 28. Saisonspiel. Und doch sagte Grammozis: „Dieses Gefühl nach dem Spiel war unbeschreiblich. Es war ein bisschen so, als wenn man das erste Mal verliebt ist. Das war ein Sieg des Willens und der Leidenschaft.“

Schalker Erinnerungen an Tedesco und Champions-League-Zeiten

Bereits in der vierten Minute war das „Tor des Tages“ gefallen. Der Schalker Can Bozdogan hatte den Ball etwas unpräzise in die Mitte gespielt. Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz konnte den Ball aber nicht festhalten. Suat Serdar schaltete an seinem 24. Geburtstag am schnellsten und staubte zum 1:0 ab. „Wir haben uns als Mannschaft den Sieg verdient. Wir haben ab der ersten Sekunde gekämpft, nur so werden wir auch mal belohnt“, sagte Serdar.

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Ein Tor in der Anfangs-Viertelstunde – das war den Schalkern zuletzt im Januar 2019 gelungen, damals war Domenico Tedesco noch Trainer und Schalke freute sich aufs Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City. Davon ist Schalke nun sehr weit entfernt. Der Klassenerhalt ist durch den Sieg nicht wahrscheinlicher geworden, der Abstieg nur um ein paar Tage nach hinten verschoben. Auch Serdar weiß das, obwohl er das nur indirekt sagte: „Es sieht nicht gut aus für uns, das weiß jeder. Aber wir spielen gegen fast alle Mannschaften von unten noch. Machen wir so weiter, können wir aber noch ein paar Siege holen.“

Fährmann unter Grammozis wieder Schalkes Nummer eins

Das wäre für Trainer Grammozis besonders wichtig. Der braucht noch einige Erfolge, um nachzuweisen, dass er in der 2. Bundesliga der richtige Mann für den Neuaufbau ist. Grammozis hatte bei der Auswahl seiner Startelf schon auf die neue Saison geachtet. Ralf Fährmann kehrte für Frederik Rönnow ins Tor zurück – Fährmann steht in der kommenden Saison noch unter Vertrag, Rönnow nicht. „Wir wollen in der Aufstellung immer eine gute Mischung finden. Es sollen Jungs spielen, die jede Woche im Training Gas geben – aber wir wollen auf die schauen, die uns in der nächsten Saison noch weiterhelfen können“, sagte Grammozis. Und der Trainer machte mit Blick auf seine Nummer eins deutlich: „Stand jetzt gehe ich davon aus, dass Ralle mein Vertrauen als Nummer eins weiterhin genießen wird.“

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Die diesmal von Grammozis gewählte Startelf spielte zwar nicht herausragenden Offensiv-Fußball, dafür aber eine der besten Halbzeiten in dieser Saison. Die Königsblauen gewannen vor der Pause 63 Prozent der Zweikämpfe, wirkten gut organisiert – was in dieser Saison nicht oft vorkam. Klaas-Jan Huntelaar (8.), Omar Mascarell (26.) und Suat Serdar (36.) hätten das zweite Tor erzielen können. Die zunächst sehr enttäuschenden Augsburger hatten vor der Pause nur eine Chance: Marco Richter lief allein aufs Schalker Tor zu, nachdem S04-Verteidiger Malick Thiaw ausgerutscht war. Doch Richter scheiterte an Fährmann.

Huntelaar vergibt größte Schalker Chance kurz vor Schluss

Nach dem Wechsel änderte sich das aber: Die Augsburger waren nun klar besser, zogen zwischendurch sogar ein Powerplay auf. „In der zweiten Halbzeit war es eine Abwehrschlacht“, sagte Grammozis. Die größten Möglichkeiten für die Gäste hatten Ruben Vargas (56.) und Marco Richter (77.), die aber beide an Fährmann scheiterten. „Es ist ärgerlich, dass uns nicht der Ausgleich gelungen ist“, resümierte Augsburgs Trainer Heiko Herrlich. „Einen Punkt hätten wir verdient gehabt, das Tor war für uns aber wie vernagelt.“

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Die Schalker hatten nach der Pause in einem spannenden Spiel nur noch eine Chance: Klaas-Jan Huntelaar, der unermüdliche Mittelstürmer, scheiterte mit einem Freistoß an Torwart Gikiewicz (81.). Es blieb aber beim knappen Sieg. „Ich freue mich für unsere Fans, die hoffentlich einen schönen Sonntagabend genießen können“, resümierte Grammozis. Der Trainer selbst vermied am Abend auch den tristen Blick auf die Tabelle: „Erst einmal möchte ich den Sieg sacken lassen.“