Gelsenkirchen. Zweiter Saisonsieg für Schalke 04: Der 1:0 (1:0)-Erfolg über den FC Augsburg kommt im Abstiegskampf aber wohl zu spät.
Der FC Schalke 04 kann noch gewinnen: Das fast abgestiegene Bundesliga-Schlusslicht bezwang den FC Augsburg am Sonntagnachmittag mit 1:0 (1:0). Im Abstiegskampf kommt der zweite Saisonsieg indes zu spät. Der Rückstand in der Tabelle ist zu hoch, um noch ernsthaft an den Klassenerhalt glauben zu können. Für Dimitrios Grammozis war es der erste Erfolg als Trainer der Königsblauen – und den Sieg brauchte er dringend. Denn nur mit Erfolgen kann er rechtfertigen, in der 2. Bundesliga der passende Mann für den Neuaufbau zu sein.
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Grammozis‘ Trainerkollege Heiko Herrlich hatte so eine Vorahnung. Es gebe schon die Gefahr, seine Mannschaft könne den Tabellenletzten unterschätzen, hatte der Trainer des FC Augsburg am Freitag gesagt. Und die Augsburger kamen auch nur sehr behäbig ins Spiel. Das nutzte Schalke bereits nach vier Minuten aus. Klaas-Jan Huntelaar spielte den Ball auf Can Bozdogan. Der lief unbedrängt bis zur Augsburger Grundlinie, passte scharf in den Fünfmeterraum. Dort konnte FCA-Torwart Rafal Gikiewicz den Ball nicht festhalten, den Abpraller verwandelte Suat Serdar zum 1:0.
Ralf Fährmann nach Rippenverletzung wieder im Tor
Ein Tor in der Anfangs-Viertelstunde – das war den Schalkern zuletzt im Januar 2019 gelungen, damals war Domenico Tedesco noch Trainer und Schalke freute sich aufs Champions-League-Achtelfinale. Grammozis hatte sein Team im 5-3-2-System angeordnet, wie schon bei der 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen vor einer Woche. Auf drei Positionen hatte er seine Startelf geändert. Ralf Fährmann kehrte nach auskurierter Rippenverletzung für Frederik Rönnow ins Tor zurück – Fährmann steht in der kommenden Saison noch unter Vertrag, Rönnow nicht. Bastian Oczipka rückte für Kerim Calhanoglu (Bank) auf die linke Seite, Can Bozdogan vertrat den angeschlagenen Sead Kolasinac im Mittelfeld.
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Die frühe Führung machte Schalkes Elf eine Menge Mut. Sie zeigte eine ordentliche Leistung, verteidigte gut, gewann in der ersten Hälfte 63 Prozent der Zweikämpfe. Vier Minuten nach dem Führungstor hätte Huntelaar erhöhen können, doch sein Schuss ging knapp am Augsburger Tor vorbei. Omar Mascarell schoss in der 26. Minute drüber, in der 36. Minute hatte Serdar seinen zweiten Treffer auf dem Fuß. Nach einer Vorlage von Amine Harit misslang ihm aber der Abschluss. Er schoss freistehend vorbei – da war mehr drin.
Die Schalker spielten nicht herausragend, zeigten aber doch eine ihrer besten Halbzeiten im Jahr 2021. Zur Pause führten sie verdient mit 1:0, weil sie die besseren Möglichkeiten hatten und den Gästen fast gar nichts gelang. Sie kamen nur deshalb zu einer Chance, weil Schalkes Innenverteidiger Malick Thiaw im Spielaufbau ausrutschte und den Ball verlor. Marco Richter lief allein aufs Tor zu, scheiterte aber an Torwart Ralf Fährmann.
Schalker überstehen Powerplay der Augsburger
Die Augsburger gingen dann aber mit wesentlich mehr Elan in die zweite Hälfte. Sie kombinierten flüssiger und machten ihr Offensivspiel zwischen der 50. und 65. Minute zu einem Powerplay mit Schüssen, Ecken, Freistößen und Chancen beinahe im Minutentakt. Die größte Möglichkeit hatte Ruben Vargas in der 56. Minute. Nach einem Missgeschick von Innenverteidiger Benjamin Stambouli, dem die Ballannahme missglückte, stand Vargas allein vor Fährmann, schoss den Torwart aber an. Eine Minute später war Fährmann geschlagen, doch Marco Richter hämmerte den Ball über das leere Tor – dabei stand er aber im Abseits.
Erst ab der 65. Minute gelang es den Schalkern wieder, für etwas Entlastung zu sorgen. Allerdings kamen sie zunächst zu keiner großen Chance. Wie so oft in dieser Saison kam der entscheidende letzte Pass nicht an – ein Beispiel: In der 66. Minute stand Huntelaar ganz frei, doch Harit schoss bei seinem Passversuch seinen Augsburger Gegenspieler an. Da ärgerte sich Trainer Grammozis an der Seitenlinie. Unentwegt trieb er seine Mannschaft an, obwohl sie nicht mehr so strukturiert wirkte wie noch in der ersten Hälfte.
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In der Schlussphase lebte das Spiel von der Spannung. Die Augsburger waren überlegen, lockerten immer mehr ihre Deckung. Die Königsblauen lauerten auf Konter. Grammozis brachte den angeschlagenen Kolasinac und Weltmeister Shkodran Mustafi, um den knappen Vorsprung zu verteidigen.
Und beide Teams kamen noch zu Chancen. In der 77. Minute lenkte Schalke-Torwart Fährmann einen Fallrückzieher von Marco Richter gekonnt zur Ecke. Vier Minuten später hätte Huntelaar beinahe das 2:0 für Schalke erzielt. Seinen Freistoß-Schlenzer fischte Gikiewicz noch aus dem Torwinkel. Mit ein wenig Glück und viel Kampfgeist retteten die Schalker den Erfolg über die Zeit – und sorgten bei ihren leidgeplagten Fans für ein paar glückliche Stunden.