Essen. Mino Raiola wirbt bei Europas Topklubs um das Abwerben von BVB-Torjäger Haaland. Selbst Beraterkollege Backs übt Kritik an diesem Vorgehen.
Neben dem Platz wird in der Beraterbranche ebenso taktiert wie bei den Fußballprofis auf dem Platz: Borussia Dortmunds Stürmerstar Erling Haaland ist derzeit das wohl größte Objekt der Begierde im europäischen Vereinsfußball. In der vergangenen Wochen flogen Berater Mino Raiola und Haalands Vater Alf-Inge bereits medienwirksam alle großen Klubs des europäischen Fußballs ab, um schon mal vorzufühlen, wer es sich denn vorstellen könnte, Haaland vom BVB loszueisen. Der BVB will Haaland mit seinem Vertrag bis 2024 halten, auch wenn die Champions League wahrscheinlich verpasst werden wird. Doch dem mit allen Wassern gewaschenem Raiola ist zuzutrauen, dieses Wechselverbot zu torpedieren, sollte Borussia Dortmund die Königsklasse verpassen.
Kritik für sein Vorgehen kassiert Raiola nicht nur immer wieder von vielen Klubverantwortlichen, sondern nun auch von einem Arbeitskollegen. Stefan Backs, unter anderem Berater des Schalke-Torhüters Ralf Fährmann und des Ex-Schalkers Alexander Nübel, hat jüngst auf der Website seiner Agentur „Siebert & Backs“ Stellung zum Ausflug des italienischen Star-Agenten bezogen: „Mino Raiola hat mal wieder erreicht, was er wollte. Er ist in der Fußball-Szene in aller Munde.“
„Typisch für Raiola. Es ist seine Masche“
Dass Raiola dies vor dem so wichtigen Spiel des BVB um die Champions League-Plätze gegen Eintracht Frankfurt tat, sei laut Backs „typisch für Raiola. Es ist seine Masche. Mit Aktionen wie dieser hält er seine Maschine am Laufen. Eltern von jungen Spielern reißen sich geradezu darum, von Raiola beraten zu werden. Verspricht er doch mit Aktionen wie oben geschildert den Zugang zu großen Klubs und damit zum großen Geld.“
Ist dies ein legitimes Vorgehen eines Beraters oder doch nur ein Schaulaufen? Backs ist sich sicher: „Bei genauerer Betrachtung speist sich seine Kunst aber hauptsächlich aus Selbstvermarktung. Denn allein die Klasse eines Spielers bestimmt, ob er bei einem Top-Klub landet oder nicht. Mit anderen Worten: Auch der kreuzbravste deutsche Berater könnte Erling Haaland zu Real Madrid oder einem anderen Top-Verein bringen. Da sich diese Vereine bei einem solchen Talent von ganz alleine melden.“
Der BVB sei auch selbst schuld
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Es sei ein Spiel, bei dem der BVB aber auch selbst mitspiele: „Zudem zahlt Dortmund auch im internationalen Vergleich großzügige Berater-Provisionen, um sich seine Top-Talente zu sichern. Das lockt automatisch Typen wie Raiola an. Der BVB kann sich also nicht beschweren und verhält sich dazu passend auch seltsam devot“, so Backs, der seine Branche durch Berater wie Raiola wie folgt einordnet: „Mino Raiolas Masche wirft ein bezeichnendes Licht auf den Profifußball, der sich trotz Corona-Krise nicht dauerhaft ändern wird. Die Gier der Klubs, aber auch der Eltern solcher Spieler machen ihn erst möglich. Von daher darf sich niemand beschweren.“ (fs)