Gelsenkirchen. Bei Schalke ist der Knoten geplatzt. Nach 30 Spielen ohne Sieg gab es ein 4:0 gegen Hoffenheim. Trainer Gross traf die richtigen Entscheidungen.
Als Christian Gross nach Weihnachten auf Schalke vorgestellt wurde, hatte der Trainer, der Königsblau vor dem Sturz in die Zweite Liga retten soll, schon einen klaren Plan für die ersten Wochen: “Wir können uns steigern in der Kompaktheit, wir können uns steigern in der Effizienz. Wir müssen mehr nach vorne tun, wir müssen aber auch, ganz wichtig, schauen, dass wir keine Tore kriegen. Es gibt viel zu tun - lassen Sie mich das anpacken.”
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Zwei Spiele hat Gross mit Schalke jetzt absolviert: Dem 0:3 bei Hertha BSC folgte das erlösende 4:0 gegen Hoffenheim. Und der 66 Jahre alte Trainer-Routinier hat tatsächlich schon einiges angepackt und dabei gezeigt, dass er seinen eigenen Kopf hat.
Schalke-Trainer Gross setzt auf Fährmanns Erfahrung
Beispiel Torwart-Frage: Als alle damit rechneten, dass zum Spiel in Berlin Frederik Rönnow wieder zwischen die Pfosten rücken würde, entschied er sich für Ralf Fährmann als neue Nummer eins. Die Schalke-Erfahrung des 32-Jährigen und dessen lautstarkes Dirigieren der Abwehr sprachen für Fährmann. Beim Sieg gegen Hoffenheim zahlte sich das schon aus: Fährmann verhinderte in der in dieser Saison üblichen Wackel-Phase zur Mitte der ersten Halbzeit einen Rückstand. “Er war der Felsen in unserer Verteidigung, er hat hervorragend gespielt über 90 Minuten.”
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Beispiel Sturm: In Berlin brachte Gross mit Matthew Hoppe einen Stürmer aus der U23, der schon bei Manuel Baum vorspielen durfte, ohne sich dabei für eine dauerhafte Beförderung zu den Profis empfehlen zu können. In Berlin sah das aus wie eine Notlösung nach der Knöchelverletzung von Benito Raman. Doch auch als Raman zum Heimspiel gegen Hoffenheim wieder fit war, setzte der Trainer weiter auf Hoppe. Die Begründung: “Hoppe war nicht schuld an der Niederlage in Berlin. Ich gebe grundsätzlich den jungen Spielern schon eine Chance, und wenn Sie einem Jungen eine Chance geben und ihn gleich wieder rausnehmen, dann ist das nicht so förderlich. Er hat auch während der Woche weiter an Kredit gewonnen, weil er 100 Prozent in jedem Training gibt - das ist die gute und richtige Einstellung.” Damit bewies Gross ein vorzügliches Händchen: Hoppe schoss drei Tore.
Schalke: Sieg mit vier Toren Unterschied zuletzt 2019
Zwei Personalentscheidungen, die für das stehen, was der neue Trainer bei seinem Einstand verlangt hatte: Weniger Gegentore und mehr Effizienz im Angriff.
Mit vier Toren Unterschied hatte Schalke in der Bundesliga zuletzt am 15. September 2019 gesiegt (damals 5:1 in Paderborn). Gross räumte nach dem Hoffenheim-Spiel ehrlich ein: “Ich bin mir bewusst, dass vieles heute in diesem Spiel zu unseren Gunsten gelaufen ist.” Er sagte aber zugleich: “Das war sicher auch ganz erfreulich an dem Spiel, dass wir auch nach vorne Fußball gespielt haben. Und an dem wollen wir festhalten.” Denn das steht jetzt auf seiner Agenda mit Schalke: Wieder konstant mutig nach vorne zu spielen.
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Dass in der Offensive noch mehr geht, ist für den Schweizer gar keine Frage: “Es geht immer besser, das ganz sicher.” Beim ersten Saisonsieg gegen Hoffenheim setzte die Mannschaft oft auch auf lange Bälle - ein einfaches Mittel, das nach Monaten der Erfolglosigkeit leichter umzusetzen ist als gepflegte Kombinationen, für die es den Spielern auch am Selbstvertrauen fehlte. Doch in der zweiten Halbzeit kehrte mit der Führung im Rücken ein Stück Leichtigkeit zurück. Das zu behalten und weiter auszubauen, ist nun der nächste Schritt: “Wir versuchen, die richtige Balance zu findem zwischen einem konstruktiven Aufbauspiel und dem zweiten Ball”, erklärt Gross und fügt hinzu: “Ich bin mir nicht zu schade, gerade auch in unserer Situation mit langen Bällen zu arbeiten. Aber es braucht eine hohe Lauf- und Zweikampfbereitschaft von der Mannschaft.” Die war gegen Hoffenheim nach des Trainers Einschätzung “sehr, sehr gut.”
Das nächste Spiel findet am Sonntag um 18 Uhr (Sky) bei Eintracht Frankfurt statt. Nach der Befreiung gegen Hoffenheim freute sich der Trainer nach außen noch eher verhalten: “Das war ein gewisser Schutzmechanismus”, erklärte er schmunzelnd: “Ich weiß genau, dass nächste Woche wieder ein ganz hartes Auswärtsspiel ansteht.” Um dort etwas mitzunehmen, muss Schalke in der Defensive erst recht kompakt stehen und vorne Effizienz zeigen.
“Ich denke, die Mannschaft muss alles aus sich herausholen, dann kann sie etwas Tolles schaffen”, sagte Gross - am Tag, als er seinen Plan für die ersten Wochen verkündete.