Gelsenkirchen. Bundesligist Schalke 04 hat schon in der ersten Saisonhälfte den vierten Trainer verpflichtet. Jetzt heißt es: alles oder nichts. Ein Kommentar.

Nun also Christian Gross. Der vierte Trainer des FC Schalke 04 in dieser Saison, die noch nicht einmal zur Hälfte gespielt ist. Die Zahl allein ist ein weiteres Indiz für den Zustand, in dem sich dieser große Traditionsverein befindet. Angst ist in Panik übergegangen, ursprüngliche Pläne sind längst geschreddert, es gibt nur noch ein Ziel: die Klasse zu erhalten. Irgendwie.

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Nach dem unter Altlasten erdrückten David Wagner, dem vermeintlich überforderten Manuel Baum und dem wieder einmal als Kurzzeithelfer eingesprungenen Huub Stevens war ein Routinier mit dem Hang zur harten Hand gesucht worden. Christian Gross, dem 66 Jahre alten Schweizer, geht der Ruf voraus, in der Mannschaftsführung kompromisslos zu sein. Wer einen solchen Herrscher braucht, wird von Verzweiflung getrieben, weil alles andere bisher nicht funktioniert hat.

Schalke-Fans sehen Gross-Entscheidung kritisch

Es ist verständlich, dass die Verpflichtung von Christian Gross, den Sportvorstand Jochen Schneider aus einem gemeinsamen Jahr beim VfB Stuttgart kennt, von vielen Schalke-Fans kritisch gesehen wird. Erstens, weil Schneider mit zwei Trainer-Entscheidungen danebengelegen hat, und zweitens, weil der frühere Bochumer Profi schon seit acht Jahren nicht mehr in Europa gearbeitet hat.

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Aber welche Wahl hat Schalke noch außer der, jetzt voll auf diesen Mann zu setzen und ihm zu vertrauen? Entweder geht der Plan auf, und Gross bekommt mit einem möglicherweise noch leicht verstärkten Aufgebot irgendwie die Kurve. Oder der fatale Trend setzt sich fort, und auch der neue Trainer geht mit dieser total verunsicherten Mannschaft unter. Sollte dies geschehen, wird es nicht an ihm gelegen haben. Alle Fehler wurden weit vor seiner Verpflichtung gemacht.

Gross soll nun die Schalke-Blockade lösen

Christian Gross hat nicht mehr viele Möglichkeiten, um korrigierend eingreifen zu können. Eine Vertragsauflösung, eine Suspendierung und eine Denkpause gab es bereits unter Manuel Baums Regie. Auch Huub Stevens musste als erfahrener Moderator erkennen, dass die unmittelbare Wirkung eines Trainers auf diese qualitativ unzureichend besetzte Mannschaft begrenzt ist: Sie verlor mit ihm 0:1 gegen Arminia Bielefeld, das sagt alles. Vielleicht gelingt es Christian Gross, sie zum ersten Sieg anzutreiben. Vielleicht löst sich dann eine Blockade. Vielleicht ist es aber auch längst zu spät für eine Wende.