Gelsenkirchen. Suat Serdar traf für Schalke zum ersten Mal nach 340 Tagen. Huub Stevens erklärt, wie wichtig der Nationalspieler ist. Eine Analyse.

Wer am Ende dieses Jahres ein kleines Schalker Lichtlein suchte, irgendetwas, das ein bisschen Mut und Hoffnung macht, der kam an dieser Symbolik nicht vorbei. Einen Heimsieg, der durch ein Tor von Suat Serdar ausgelöst wurde: Das gab es auf Schalke zum letzten Mal im Januar, als die Welt eigentlich noch in bester Ordnung schien.

Suat Serdar: Ein Jahr Torflaute endet

Damals leitete Suat Serdar mit seinem Tor zum 1:0 den bislang letzten Schalker Sieg in der Bundesliga ein (ein 2:0 am 17. Januar gegen Borussia Mönchengladbach). Und nun endete das Jahr auf vergleichbare Weise: Serdar erzielte das 1:0 beim Sieg gegen den SSV Ulm (Endstand 3:1), mit dem der von so gewaltigen Sorgen geplagte FC Schalke 04 wenigstens im DFB-Pokal das Achtelfinale erreichte. Dazwischen lagen quälend lange 340 Tage, in denen der sonst so torgefährliche Mittelfeldspieler kein einziges Tor geschossen hatte.

Es ist natürlich nicht Suat Serdar anzulasten, dass Schalke in diesem Jahr nicht die Sonne gesehen hat: Der 23-Jährige hatte so viele gesundheitliche Probleme, dreimal musste er mit Verletzungen an Fuß, Knie und Oberschenkel lange pausieren. Aber die Tor-Statistik zeigt, wie wichtig ein gesunder und fitter Suat Serdar für Schalke ist. Insofern musste man auch während des Spiels gegen Ulm die Luft anhalten, als Serdar zweimal am rechten Fuß behandelt werden musste.

Huub Stevens lobt Suat Serdar

Doch Huub Stevens nahm ihn nicht vom Feld und unterstrich nach dem Spiel noch einmal die Bedeutung des Profis. Zuerst sagte Stevens im besten Wir-tun-alles-zusammen-Modus: “Suat ist genauso wie viele andere ganz wichtig.” Doch dann hob er Serdar doch noch hervor: “Spielerisch bringt er dann doch immer noch etwas extra.” Der Nationalspieler ist einfach Schalkes bester Fußballer und, in einer Mannschaft ohne ausgewiesenen Torjäger, auch der gefährlichste Schütze.

Schon bei Stevens’ vorherigem Rettungseinsatz im Frühjahr 2019 war Serdar aufgeblüht; Co-Trainer Mike Büskens hatte dem früheren Mainzer damals immer wieder gesagt: “Du weißt gar nicht, wie gut du bist.” Auch jetzt redeten die Schalker Interims-Trainer wieder auf ihn ein. Stevens berichtete, dass es dabei auch um den Torschuss ging: “Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt: Wenn du die Zeit findest, dann versuche mal, aus der Distanz zu schießen, denn du hast so einen guten Schuss.”

Das tat Serdar dann in der 27. Minute und zog auf fulminante Art einen Schlussstrich unter seine 340 torlosen Tage. Es sind Dinge wie diese Erlebnisse, die Schalke ein wenig Mut machen, dass es ja irgendwie doch noch geht. Der Trainer erinnerte an sein Gespräch mit Serdar (“Es ist schön, dass das gleich zurückkommt und der Spieler auch trifft”), und Serdar ballte auf dem Feld einfach die Faust. Endlich.

Natürlich, es war nur im Pokal gegen einen Viertligisten, aber wer ein solches Tor schießt, der kann das auch in der Bundesliga tun - auch am 2. Januar im nächsten Auswärtsspiel bei Hertha BSC. Die Bundesliga, sagte Serdar nachher vor den Kameras des WDR, sei eben das Allerwichtigste: Da wolle er der Mannschaft helfen, aus dem ganzen Mist herauszukommen. Ein Jahresauftakt wie vor einem Jahr gegen Gladbach: Wer weiß, was dann noch geht?

Vor einem Jahr hatte sich Serdar in der Winterpause darauf eingestellt, mit Schalke noch einen langen, gemeinsamen Weg zu gehen: Im Interview mit dieser Redaktion hatte er angekündigt, seinen Vertrag auf Schalke sogar verlängern zu wollen. Davon muss man heute nicht mehr reden, zu viel hat sich verändert. Aber: Serdars aktueller Vertrag gilt nach Informationen dieser Redaktion auch für die zweite Liga. Er wird alles daransetzen, mit Schalke dort nicht zu landen.