Gelsenkirchen. Fußball-Bundesligist Schalke 04 holt Christian Gross als neuen Trainer. Sportchef Jochen Schneider kennt den neuen Mann gut. Ein Kommentar.

Überraschend kommt diese Nachricht nicht mehr: Christian Gross übernimmt bis Mai 2021 das Traineramt beim FC Schalke 04. Seine schwierige Aufgabe: Er soll die Königsblauen vor dem Abstieg bewahren. Für Gross hält sich das Risiko in Grenzen – die Schalker aber wagen in der schwierigsten Situation des Klubs seit Jahrzehnten einen ungewöhnlichen Deal. Einen, der krachend scheitern kann.

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Gross hatte seine Trainer-Laufbahn eigentlich beendet. Er verdient bis zum Saisonende ein geringes Grundgehalt – um Geld dürfte es ihm nach vielen Jahren im Profigeschäft aber nicht mehr gehen. Und selbst wenn er mit Schalke den Klassenerhalt nicht schaffen sollte, dürfte das seine Reputation nicht mehr stören. Dass der FC Basel zu einem Namen im europäischen Fußball geworden ist, verdankt der Klub vor allem Gross. In dessen zehnjähriger Amtszeit bis 2009 feierte der FC viele Erfolge.

Schalke: Schneider nur noch Sportchef auf Abruf

Für die Schalker und vor allem für Sportvorstand Jochen Schneider ist die Wahl riskant. Schneider ist ohnehin nur noch Sportchef auf Abruf – nach etlichen Fehlentscheidungen in Personalfragen ist er auch im Aufsichtsrat schwer in die Kritik geraten. Zwei Fehlgriffe leistete er sich bereits bei Trainern. Gelingt Gross nicht der Klassenerhalt, wird auch Schneider gehen müssen.

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Dass er einen Trainer-Rentner holte, der zuletzt vor acht Jahren im europäischen Fußball gearbeitet hatte, ist ungewöhnlich. Gross muss erst noch nachweisen, dass er sich auf der großen Bühne schnell wieder zurechtfinden kann. Sein Führungsstil setzt nicht auf Kooperation und Kommunikation – er ist ein autoritärer Motivator, der nichts durchgehen lässt. Vielleicht hat Schalkes schwierige Mannschaft, an der schon drei Trainer verzweifelt sind, genau so einen gebraucht.

Klar ist aber: Gross allein wird Schalke nicht retten können. Ihm bleiben nach Weihnachten nur fünf Tage, um das Team auf das Spiel bei Hertha BSC vorzubereiten. Schneider muss Gross auch noch einige neue Spieler präsentieren. Gut möglich, dass das auch eine Bedingung für die Zusage war.