Gelsenkirchen. Auch Jahrhunderttrainer Huub Stevens kann nicht zaubern: Schalke unterlag Bielefeld mit 0:1. Doch wer wird der neue Trainer? Der Sportchef sucht.
Huub Stevens hat in den vergangenen 25 Jahren viel erreicht mit Schalke 04 – er hat den Uefa-Cup gewonnen, zweimal den DFB-Pokal, war mehrfach Derbysieger, Meister der Herzen 2001, der Held im Abstiegskampf 2019. Doch an der Aufgabe, die schlimmste Serie der Klubgeschichte zu beenden, scheiterte auch der Jahrhunderttrainer. Mit 0:1 (0:0) unterlag Schalke Arminia Bielefeld – in einem Spiel, das im Abstiegskampf vorentscheidenden Charakter hatte.
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Schalke feiert als abgeschlagenes Schlusslicht Weihnachten. Vier Punkte nach 13 Spieltagen – noch nie ist es in 57 Jahren Bundesliga einem Team gelungen, trotz dieser desaströsen Bilanz den Klassenerhalt zu schaffen. „Aufgeben“, sagte Stevens nun, „ist das allerallerallerletzte. Wir werden kämpfen.“ Teammanager Sascha Riether fielen auch nur Durchhalteparolen ein: „Im Fußball ist alles möglich. Und das ist auch die Hoffnung, die wir haben.“ Aber nicht nur statistisch – auch sportlich und emotional spricht nichts mehr für Schalke.
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Seit 29 Liga-Spielen sind die Königsblauen jetzt ohne Sieg. Nur noch zwei Pleiten fehlen, dann hat Schalke den Minusrekord von Tasmania Berlin aus dem Jahr 1967 geknackt. Sechs Punkte beträgt der Rückstand zum Relegationsplatz, zudem hat Schalke das deutlich schlechtere Torverhältnis. Sieben Punkte wollte Schalke aus den Spielen gegen Augsburg, Freiburg und Bielefeld holen. Einer wurde es.
Schalke-Trainer Stevens ändert nur wenig
Am Tag nach der Freistellung des glücklosen Manuel Baum hatte Interims-Nachfolger Stevens an Personal und Taktik nicht viel geändert – er hatte auch nur eine Trainingseinheit, um das Team kennenzulernen. Was Stevens gelang: dass die Mannschaft kämpfte. Was ihm nicht gelang: dass sich spielerisch etwas änderte. „Wir haben ein richtiges Abstiegskampf-Spiel gesehen, in dem beide Mannschaften gekämpft haben“, sagte der 67-Jährige. Und auch Arminia-Trainer Uwe Neuhaus hatte diesen Eindruck: „Beide Mannschaften haben nicht zurückgesteckt, wir haben viele rassige Zweikämpfe gesehen, es war knüppelhart. Härte ist aber notwendig im Abstiegskampf.“
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Fußball aber wurde nur selten gespielt – und wenn, dann waren die Bielefelder gefährlicher. In der ersten Hälfte hatten sie die einzige Chance: Sergio Cordova rannte Ozan Kabak davon und donnerte den Ball an den Innenpfosten (44.) – da hatte Schalke viel Glück. Auch nach dem Wechsel blieb Bielefeld von zwei ungefährlichen Mannschaften die aktivere und kam verdient zum Tor des Tages. Nach einer Flanke von Nathan de Medina profitierte Fabian Klos von einem Schalkes Missverständnis zwischen Salif Sané und Bastian Oczipka – problemlos köpfte er in der 53. Minute das Siegtor. „Bielefeld ist der glückliche Sieger, weil wir in bestimmten Momenten Fehler gemacht haben“, sagte Stevens. Die Schalker hatten nur eine Chance – und die vergab Nassim Boujellab mit einem Fernschuss kurz nach der Pause (47.). Schalke wirkte in der Offensive bei allem Kampf planlos, ideenlos, mutlos.
Und deshalb blieb es bei der nächsten erschütternden Niederlage. „Schalke ist für mich Abstiegskandidat Nummer eins“, sagte Sky-Experte Dietmar Hamann. Der langjährige Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes zog ein düsteres Fazit: „Es wurde keine Truppe zusammengestellt, die füreinander durchs Feuer geht. Von außen ist die Wahrnehmung, dass viele einzelne Parteien auf dem Platz stehen. Als Trainer ist es schwer, da mitten in der Saison reingeworfen zu werden.“
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Einmal noch sitzt Stevens auf der Trainerbank – am Dienstag, wenn der Regionalligist SSV Ulm 1846 zum DFB-Pokal-Zweitrundenspiel nach Gelsenkirchen kommt (18.30 Uhr/Sky). Eine Verlängerung wird es kaum geben. „Ich möchte Weihnachten und Silvester gern in Ruhe zu Hause sein“, sagte Stevens. Doch wie geht es weiter? Der umstrittene Sportvorstand Jochen Schneider hat einen Nachfolger bereits im Kopf, wie er bei Sky verkündete. Details verriet er aber nicht: „Schauen wir mal. Das werden wir verkünden, wenn es so weit ist.“ Dass Stevens seine Rettungsmission nicht über Dienstag hinaus verlängern soll, bestätigte auch Schneider: „Wir haben diese zwei Spiele vereinbart, dabei wird es bleiben, davon gehe ich aus.“
Schalke: Funkel ist weiter der Wunschkandidat
Klar ist: Verhandlungen mit einem möglichen Nachfolger muss Schneider schnell beenden – denn schon am 2. Januar (18.30 Uhr/Sky) steht das erste Spiel im Jahr 2021 auf dem Plan: bei Hertha BSC. Nur Weihnachten wird pausiert, direkt danach beginnt bei den Schalkern die kurze Vorbereitung auf das Berlin-Spiel. Als Favorit für die – statistisch – unmögliche Aufgabe, Schalke doch noch zu retten, gilt Friedhelm Funkel (67). Er wäre der vierte Trainer in drei Monaten.