Augsburg/Gelsenkirchen. Taktische Überraschung bei Schalke 04: Benjamin Stambouli kam in Augsburg als Rechtsverteidiger zum Einsatz. Das steckte dahinter.

Etwa eine Stunde vor dem Anpfiff jedes Spiels im Profifußballs werden stets die Aufstellungen der Teams verkündet - auch im Bundesliga-Spiel des FC Schalke 04 beim FC Augsburg am Sonntag war das so. Und als bekannt wurde, auf welche elf Spieler Schalke-Trainer Manuel Baum setzen würde, war für jeden eigentlich klar: Alessandro Schöpf kommt als rechter Verteidiger zum Einsatz. Doch beim Anpfiff gab es die große Überraschung: Benjamin Stambouli sortierte sich in der Viererkette auf der rechten Seite ein. Als bereits fünfter Rechtsverteidiger im elften Spiel.

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„Benji ist ein vielseitig einsetzbarer Spieler“, erklärte Baum nach dem 2:2 (0:1) und ergänzte: „Der kann Innenverteidiger spielen, als Sechser - und auch Rechtsverteidiger war er schon mal.“ Die Königsblauen waren ohne Rechtsverteidiger in die Saison gegangen. Nach der langen Sommervorbereitung gab Ex-Trainer David Wagner Sebastian Rudy die Rolle, doch der spielte sowohl zum Auftakt beim FC Bayern (0:8) als auch gegen Werder Bremen (1:3) schlecht.

Schalke: Warum Baum vom Talent zum Routinier wechselte

Nachdem Rudy zur TSG Hoffenheim gewechselt war, half Alessandro Schöpf bei Baums Debüt in Leipzig (0:4) aus - und auch Schöpf sah nicht nur in einer Szene schlecht aus. Schalke holte auf Baums Initiative Kilian Ludewig, der Last-Minute-Zugang war gesetzt, bis dessen Überforderung unübersehbar war. Über Ludewigs Seite war Schalke verwundbar, nach dem Spiel in Mönchengladbach (1:4) nahm Baum den 20-Jährigen aus der Startelf. Im Spiel gegen Bayer Leverkusen (0:3) spielte deshalb Malick Thiaw auf der Außenposition. „Er ist ein moderner Innenverteidiger“, sagte Baum über Thiaw und lobte ihn für diesen Leistung. Und doch gab es nun den erneuten Wechsel - vom Talent zum Routinier.

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Und für Stambouli gab es ein großes Lob von Baum, obwohl er in der Offensive keine besonderen Akzente hatte setzen können. „Er ist ein unglaublich intelligenter Spieler mit extrem positiver Energie - und die hat er richtig gut auf den Platz gebracht“, sagte der Trainer. Doch nicht nur deshalb hatte er die Entscheidung getroffen. Denn die Augsburger operieren bei ihren Angriffen gern mit diagonalen Seitenwechseln. „Wir wollten diese Diagonalen verhindern. Und wenn man einen Außenverteidiger hat, der kopfballstark ist, dann ist das gut“, sagte Baum und ergänzte: „Außerdem wollten wir selbst Diagonale schlagen.“ Etwas, das Stambouli besonders gut kann.

Schalke: Veränderungen gegen Freiburg und Bielefeld sind möglich

Dass Stambouli aber weiter rechts hinten spielt, wenn Schalke nun die drei Heimspiele gegen den SC Freiburg (Mittwoch, 18.30 Uhr/Sky), Arminia Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und den Regionalligisten SSV Ulm 1846 (22. Dezember, 18.30 Uhr/Sky) bestreitet, ist offen. Baum macht seine Entscheidung von den jeweiligen Gegnern abhängig. Wie schon in Augsburg.

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Eine optimale Lösung ist das aber nicht - einspielen kann sich Schalkes Wackel-Abwehr so nicht. In der Winter-Transferperiode im Januar darf Sportvorstand Jochen Schneider ein oder zwei Leihgeschäfte tätigen, wenn er günstige Spieler findet. Er fahndet nach einem rechten Verteidiger und sucht einen Stürmer.

Schalke hätte am liebsten Kenny zurück

Am liebsten wäre es Schalke, wenn Jonjoe Kenny noch einmal kommen würde. Der 22-Jährige war bereits in der vergangenen Saison ein Königsblauer, aber nur auf Leihbasis. Er ging daher zurück zu seinem Heimatklub FC Everton, pendelt dort aber nur zwischen Ersatzbank und Tribüne. Sein Vertrag gilt noch bis 2022, eine Ausleihe wäre möglich. Doch die „Toffees“ wollen Kenny wohl nur verkaufen - und selbst ein Leihgeschäft wäre für Schalke nur über Transfereinnahmen zu stemmen.

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Bis ein Neuer kommt, wird daher jede Schalker Taktik eine Überraschung sein. Und auch am Mittwoch wird eine Stunde vor dem Spiel noch nicht klar sein, welche Variante Baum gewählt hat.