Gelsenkirchen. In einem Interview hat Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider erneut einen Rücktritt ausgeschlossen - und einen großen Fehler zugegeben.
Sportvorstand Jochen Schneider ist beim FC Schalke 04 verantwortlich für die sportlich schwierigste Situation seit Jahrzehnten - und er nimmt den Kummer über 26 Bundesliga-Spiele in Folge ohne Sieg mit nach Hause: „Das komplette Leben leidet darunter. Das betrifft jeden Fan und jeden, der für den Verein arbeitet. Ich merke, wie die Situation mein komplettes Leben belastet“, sagte der 50-Jährige in einem Interview mit der Bild am Sonntag vor dem Spiel beim FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky und live in unserem Ticker).
Schneider, der seit März 2019 für die Profiabteilung der Königsblauen zuständig ist, gab auch eigene Fehler zu. Es sei im Nachhinein falsch gewesen, über die Sommerpause hinaus an Trainer David Wagner festzuhalten. „Rückblickend betrachtet war es nicht die richtige Entscheidung“, sagte Schneider und ergänzte: „In der Situation selbst war ich überzeugt, mit David Wagner weiterzumachen und damit den richtigen Weg zu gehen, insbesondere wenn die Mannschaft wieder komplett und topfit ist.“
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:
- Warum Baums Rückkehr nach Augsburg brisant ist
- Darum sucht Trainer Manuel Baum die Schuld allein bei Schalke
- Nur Kampf und Krampf - mehr hat Schalke 04 nicht zu bieten
- Schalke-Ultras motivieren Mannschaft vor Abfahrt nach Augsburg
- Bayer Leverkusen verspottet Schalke-Talent Malick Thiaw
Schalke-Sportvorstand Schneider lobt Jobst: "Macht einen überragenden Job"
Schalke hatte unter Ex-Trainer Wagner in der Rückrunde der vergangenen Saison 16 Spiele in Folge nicht gewonnen. Wagner hatte taktisch und personell sehr viele Fehler gemacht. In den Gremien des Vereins waren viele skeptisch, Schneider aber stützte und schützte intern und extern den Trainer, den er im Sommer 2019 geholt hatte. Nach den ersten beiden Saisonspielen, die Schalke beim FC Bayern (0:8) und gegen Bremen (1:3) verlor, entschied sich Schneider dann um.
Auch interessant
Der Sportvorstand stellte sich in dem Interview vor den bei einigen Fans sehr umstrittenen Marketingvorstand Alexander Jobst. Vor allem auf vielen Plakaten der Ultras Gelsenkirchen wird Jobst persönlich für den Niedergang der vergangenen Jahre, Gespräche über eine mögliche Ausgliederung und die schlechte Stimmung verantwortlich gemacht. „Alexander Jobst macht einen überragenden Job in seinem Bereich und zählt zu den Allerbesten, die es auf dem Gebiet in der Bundesliga gibt. Wir alle wissen um die Vermarktungserlöse des FC Schalke 04 in den vergangenen neun Jahren. Ich habe kein Verständnis, wenn ein Einzelner herausgepickt und dann verantwortlich gemacht wird“, sagte Schneider.
Schneider schließt Rücktritt bei Schalke aus
Zudem gab er an, noch das Vertrauen des Aufsichtsrats zu spüren. Während einer Sitzung des Gremiums am Mittwoch in der Arena wurde über Schneiders Job nach Informationen dieser Zeitung auch nicht gesprochen. Sollte er dennoch seiner Aufgaben vor Vertragsende entbunden werden, würde er keine Abfindung fordern: „Generell wird es bei mir nie um eine Abfindung gehen. Wenn ich irgendwann nicht mehr für Schalke 04 arbeite, will ich auch kein Geld. So bin ich gestrickt.“ Einen Rücktritt schließt er aus: „Aufgeben ist für mich keine Option. Ich werde nicht davonrennen. Es ist mein großes Ziel, diese Mission erfolgreich zu beenden.“ Schneiders Vertrag auf Schalke gilt noch bis zum 30. Juni 2022.
Die Schalker sind aktuell abgeschlagenes Schlusslicht der Bundesliga-Tabelle - deshalb müssen sie auch einen Lizenzantrag für die 2. Bundesliga stellen. „Wir arbeiten intensiv an Lösungen und tun alles dafür, in beiden Szenarien gut aufgestellt zu sein“, sagte er. Mit einer möglichen Ausgliederung würde sich Schalke aktuell nicht befassen: „Wir müssen uns jetzt auf den Zusammenhalt fokussieren, alle Energie in den Kampf um den Klassenerhalt stecken und nicht in Fragen der Rechtsform.“