Gelsenkirchen. Mit Mark Uth verknüpft Schalke die größten Hoffnungen. Dabei ist der frühere Kölner auch noch nicht in Form und weiter anfällig für Verletzungen.
Manuel Baum ging die Szene nicht aus dem Kopf, sie hatte für ihn entscheidenden Charakter. Mit drei gegen zwei liefen die Schalker Spieler kurz vor der Pause auf das Stuttgarter Tor zu, wussten mit dieser Überzahl aber rein gar nichts anzufangen. Völlig egal, ob es verdient gewesen wäre oder nicht: Manuel Baum wies mit Recht darauf hin, dass diese Szene beim Stand von 1:0 für Schalke nicht unerheblichen Einfluss auf den Ausgang des Spiels hatte: „Wir hätten das 2:0 machen können.“
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04
- Schalke: Warum Baums Stuttgart-Analyse überrascht
- Für Schalke geht es in dieser Saison nur noch ums Überleben
- Thiaw ist der Schalker Lichtblick, Offensive erneut harmlos
- Schalke wieder ohne Sieg: Ernüchterndes Remis gegen VfB
- Schalke-Gegner: Nächstes Gericht entscheidet gegen Türkgücü
- Schalke steht vor zwei Spielen mit Finalcharakter
- Warum bei Schalke 04 alle Hoffnungen auf Mark Uth ruhen
Der Mann, der es hätte besser machen können, war Mark Uth. Ausgerechnet Mark Uth – eigentlich der Hoffnungsträger für Schalkes Trainer, um aus dieser Situation herauszukommen. Denn auch beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart wurde deutlich: Schalke 04 fehlt es zwar hinten und vorne. Aber am allermeisten fehlt es der Mannschaft an Ideen, um überhaupt Tore zu erzielen. Das sieht auch der Trainer so. „Extrem ausbaufähig“, nennt Manuel Baum das Schalker Spiel im letzten Drittel des Platzes, also im und um den gegnerischen Strafraum: „Das ist der Grund, warum wir extrem harmlos wirken, weil wir zu keinen großartigen Abschlüssen kommen.“ Wie bei der Szene kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Schalke mit drei Mann auf den Stuttgarter Strafraum zulief, aber den Ball nicht einmal aufs Tor brachte.
Falsche Entscheidungen und nur drei Schalker Tore in sechs Spielen
Dass Mark Uth die Überzahl schlecht ausspielte und mit dem Zuspiel auf den ins Abseits gelaufenen Goncalo Paciencia die denkbar ungünstigste Option wählte, kann immer mal passieren – aber für Schalke sind solche Szenen im Moment eben entscheidend. Manuel Baum erklärte das auf WAZ-Nachfrage mit der fehlenden Spielpraxis von Uth nach dessen Verletzungspause: „Es ist natürlich nicht so einfach, wenn man zweieinhalb Wochen keine Spiele gehabt hat, dass man dann im ersten Spiel gleich alles niederreißt.“ Für ihn bleibt der frühere Nationalspieler die Hoffnung der Offensive: „Ich finde, er belebt auf jeden Fall unser Spiel in der Form, dass er ein sehr, sehr gutes Positionsspiel hat, dass er sehr kreativ ist, dass er gut in Räume reingeht.“
Auch interessant
Uth ist somit der Strohhalm, an den sich der Trainer klammert, weil er sich von ihm Tore und Ideen verspricht: In den sechs Bundesligaspielen dieser Saison hat Schalke nur drei Tore erzielt (Uth beim 1:3 gegen Bremen, Paciencia beim 1:1 gegen Union Berlin, Thiaw nun beim 1:1 gegen Stuttgart). Aber diesen dünnen Strohhalm muss Schalke auch noch in Watte packen, damit er sich nicht wieder verletzt.
Uth verrät: Der Einsatz gegen Stuttgart war ein Risiko
Der Stürmer selbst verriet nach dem Spiel, dass sein Einsatz gegen Stuttgart alles andere als problemlos war: „Es war ein Risiko“. Vor dem Spiel vor zwei Wochen gegen Union Berlin hatte er sich wegen muskulärer Probleme abgemeldet, offenbar war noch nicht alles auskuriert. „Wir haben vorher mit dem Arzt gesprochen, der hat mir ein wenig abgeraten“, berichtete Uth: „Aber ich wollte unbedingt auf dem Platz stehen, der Mannschaft helfen und vorweg gehen.“ Baum bestätigte das indirekt, er sagte: „Ich fand es wirklich herausragend von Mark, dass er sofort Verantwortung übernommen hat und im Vorfeld gesagt hat: Ich spiele, egal was ist.“
Auch interessant
Mark Uth wurde in knapp zweieinhalb Jahren auf Schalke schon viermal von Muskelverletzungen beziehungsweise von einer äußerst komplizierten Adduktorenverletzung ausgebremst – der 29-Jährige ist ein Spieler, bei dem man bei Verletzungen zweimal hinhört. Diesmal ging aber offenbar alles gut – nach seiner Auswechslung gegen Stuttgart in der 83. Minute berichtete er: „Es hat sich gut angefühlt, ich hatte keinen Schmerz. Am Ende haben wir alles richtig gemacht.“
Ob Schalke Uths Einsatz gegen Schweinfurt riskiert?
Das wichtige Spiel gegen Stuttgart war Schalke das Risiko wert. Aber nach dieser Geschichte erscheint es fraglich, ob man Uth jetzt gleich wieder drei Spiele in einer Woche zumutet: Und weil die Bundesliga-Partie am nächsten Samstag beim Tabellenletzten Mainz schon jetzt ein kleines Schicksalsspiel für Schalke zu werden verspricht, dürfte Manuel Baum die Aufgabe zuvor am Dienstag (16.30 Uhr) im DFB-Pokal gegen Schweinfurt 05 wohl eher ohne Uth angehen. Mit Suat Serdar hat Schalke ja bereits einen Spieler, der sich in dieser Saison schon zweimal am Muskel verletzt hat und dessen Rückkehr mit größter Sorgfalt geplant werden muss.
Auch interessant
Schalke: Auch bei Serdar ist Vorsicht geboten
Suat Serdar ist noch so ein Strohhalm, an den sich Schalke klammert: Was er zu leisten imstande ist, hat man in der vergangenen Saison gesehen, als er bis zum 18. Spieltag (dem Tag, als Schalke das letzte Mal in der Bundesliga gewann) sieben Tore erzielt hat. Bei Uth ist es eher die Hoffnung, dass er in seinem dritten Jahr auf Schalke endlich einmal das abruft, was sich die Königsblauen bei dessen Verpflichtung 2018 versprochen hatten. Manuel Baum sagte nach dem Stuttgart-Spiel: „Natürlich ist ihm auch nicht alles gelungen, aber das wird in den nächsten Spielen definitiv wieder kommen, da bin ich mir sicher.“
Als exemplarisch mag die Szene kurz vor der Pause herhalten, als Uth das mögliche 2:0 verdaddelte. „Wir müssen nach vorne viel besser Fußball spielen“, sagte er nach dem Spiel und ergänzte: „Wir treffen im letzten Drittel zu oft die falsche Entscheidung.“ Er selbst indes auch.