Gelsenkirchen. Wieder kein Sieg! Schalke war auch gegen Stuttgart nicht stark genug in der Offensive. Hier ist die große S04-Analyse zum 1:1.

Es ist nicht so, dass Manuel Baum keine kreativen taktischen Ideen hätte: In seinen vier Wochen als Trainer probierte er es mit Dreier-, Vierer- und Fünferkette, mit einem und mit zwei Stürmern, mit variablen Formationen mit und gegen den Ball. 90 Minuten rennt er seine Coaching Zone rauf und runter und brüllt. Doch wofür? Die spielerische Leistung war auch im vierten Spiel unter Baums Regie dürftig. Der FC Schalke 04 kam gegen den VfB Stuttgart am Freitagabend nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus, hat nun seit 22 Liga-Spielen nicht gewonnen.

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Die Königsblauen haben ihre spielerischen Ansprüche inzwischen so weit heruntergeschraubt, dass ihnen schon positive Ansätze genügen, um eine Leistung als ordentlich zu bezeichnen. Zum Beispiel die erste Halbzeit gegen Stuttgart. Schalke hatte nur eine richtige Chance - und die nutzte Malick Thiaw per Kopf nach einer Freistoßflanke von Amine Harit zum 1:0 (31.). Und sonst? Torschüsse verfehlten das Ziel deutlich, und zu oft scheiterten die Königsblauen bereits bei der Ballannahme.

Manuel Baum lobt Spieleröffnung von Schalke 04

Da verwunderte es etwas, dass Baum die Pausenführung dennoch als verdient bezeichnete. „Für mich“, sagte Baum, „gibt es andere Kriterien als die Anzahl an Torchancen, ob eine Führung verdient ist.“ Was er damit meinte? „In der Spieleröffnung haben wir es ordentlich gemacht. Da haben wir uns getraut, Fußball zu spielen. Da sind uns einige ganz gute Situationen geglückt. Auch im Pressing haben wir es gut gemacht. Deshalb war das Ergebnis zur Pause meiner Meinung nach verdient.“ Auch Stürmer Mark Uth merkte an, Schalke habe das Spiel „sehr mutig“ aufgebaut und „viel riskiert“. Analysen, die sich mit dem Geschehen auf dem Platz nur wenig decken, Schon vor der Pause hatte Aufsteiger Stuttgart den reiferen Eindruck hinterlassen, ohne allerdings selbst zu glänzen. Das Spiel war eben nicht sehr ansehnlich.

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Nach der Pause änderte sich das, aber nur, weil der VfB nun 45 Minuten lang dominierte. Dass nur Nicolas Gonzalez (56./Handelfmeter) traf und den Schalkern damit ein Punkt blieb, war ihr größtes Glück. Auf die Umstellungen von VfB-Trainer Pellegrino Materazzo fand Baum keine passenden Antworten mehr. „Wir wollten hoch anlaufen, haben aber im Pressing Probleme gehabt, Zugriff zu kriegen. Wir waren auch nicht mehr gut in den Zweikämpfen drin, die Abläufe aus der ersten Halbzeit fehlten in der zweiten. Das hat auch dazu geführt, dass wir nicht gerade brandgefährlich waren. Das 1:1 ist für uns okay“, sagte Baum.

Offensive bleibt das größte Problem von Schalke 04

Die Offensive bleibt Schalkes größtes Problem. Aus dem Spiel heraus gelingt den Königsblauen fast nichts. Zehn Tore erzielten sie in den 22 Spielen - fünf davon nach Standardsituationen. In der der aktuellen Saison war Thiaws Kopfballtor erst das dritte für Schalke. „Leider schleppen wir das Problem letztes Drittel mit“, seufzte Baum. Im letzten Drittel des Spielfelds - also ab etwa 30 Metern vor dem gegnerischen Tor - gelingt Schalke wenig. „In vielen Situationen haben wir vielversprechend angefangen, aber es kam wenig oder nichts dabei heraus“, sagte Baum und nannte einige Beispiele. „Da spielen wir uns mal durch bis zum Sechzehner, schließen aber nicht ab. Dann kommt ein Ball zu Goncalo Paciencia, hüpft aber über dessen Fuß. Ich habe einige Szenen bei uns gesehen, da ist uns der Ball bei der Annahme weggeflutscht - zum Beispiel bei diagonalen Bällen. Oder wir haben Konter schlecht ausgespielt.“ Unmittelbar vor der Pause stürmten drei Schalker Richtung Stuttgarter Tor - und sie hatten nur zwei Abwehrspieler vor sich. Das hätte das 2:0 sein können, doch Mark Uth spielte unbedrängt einen Fehlpass. Beispielhaft für Schalkes Offensive nicht nur an diesem Tag.

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Uth hatte sich unmittelbar vor dem Spiel fit zurückgemeldet, zuletzt hatte er zwei Spiele lang gefehlt. Der 29-Jährige holte den Freistoß heraus, der zum Tor führte. „Er belebt unser Spiel, da er sehr kreativ ist und ein gutes Positionsspiel hat. Ihm ist nicht alles gelungen hatte, aber das wird in den nächsten Wochen kommen“, sagte Baum. Uth selbst übte ein wenig Selbstkritik: „In der Offensive müssen wir noch besseren Fußball spielen, weil wir uns zu wenige Chancen herausspielen. Wir müssen uns noch besser durchkombinieren. Wir treffen im letzten Drittel oftmals noch die falsche Entscheidung.“ Damit meinte er auch sich selbst.

Zwei wichtige Spiele für Schalke 04 in fünf Tagen

Das sollte sich aber nun schleunigst ändern, denn nun bestreiten die Schalker zwei Spiele innerhalb von fünf Tagen. Zunächst treffen sie im DFB-Pokal auf den Regionalligisten Schweinfurt 05 (Dienstag, 16.30 Uhr/Sky), dann treten sie in der Liga beim Schlusslicht Mainz 05 an (Samstag, 7. November, 15.30 Uhr/Sky). Dann soll die schwarze Liga-Serie endlich enden. Eine Serie, mit der sich Baum ohnehin nicht beschäftigt. Sagte er jedenfalls: „Es bringt nichts, auf dieser Zahl herumzureiten. Es geht für mich nur darum, im nächsten Spiel drei Punkte zu holen.“

Zuletzt gelang Schalkes das vor 288 Tagen.