Freiburg. In beschämender Art und Weise hat Schalke die Bundesliga-Saison zu einem Ende gebracht. Trainer David Wagner soll trotz Horror-Bilanz bleiben.
Ein letztes schlimmes Wochenende in dieser Fußball-Bundesligasaison mussten alle, die es mit dem FC Schalke 04 halten, noch ertragen. Und was war es für eins: Rund 1000 Fans demonstrierten am Samstagmittag gegen die Vereinsführung, während es sich die Mannschaft nicht nehmen ließ, auch das letzte Spiel zu vergeigen. Mit 0:4 (0:2) ging sie beim SC Freiburg unter, so blieb sie zum 16. Mal in Folge ohne Sieg. Der Vorstand duckte sich bei so vielen für ihn schlechten Nachrichten weg — es gab nur ein schriftliches Statement von Sportvorstand Jochen Schneider. Und das hatte es in sich.
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Schalke 04 hat seine Analyse verschoben
Eigentlich wollten Schneider und Trainer David Wagner an diesem Montag um 12 Uhr ihre Saisonanalyse und daraus folgende Konsequenzen vorstellen. Am Sonntag um 14.25 Uhr aber folgte die Absage — offiziell wegen einer „kurzfristig aufgetretenen Terminkollision bei Jochen Schneider“. Ein Satz, der auch einen Trainerwechsel nicht ausschloss. Diese Kommunikationspanne bemerkten auch die Schalker schnell. Kurze Zeit später stellten sie im Gespräch mit dieser Redaktion klar, diese Verschiebung hätte nichts mit der Personalie Wagner zu tun. Schneider, so heißt es, führe dringende Transfergespräche.
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Verschoben ist die Veröffentlichung der internen Analyse nun auf Mittwoch. Angekündigt ist immer noch, dass zwei Personen auf dem Podium sitzen: Wagner und Schneider. Ein Trainerwechsel bleibt sehr unwahrscheinlich. Wagner schloss in Freiburg trotz der Minus-Serie einen Rücktritt aus. „Das ist für mich außerhalb jeglicher Vorstellungskraft. Schalker wissen, dass es harte Zeiten gibt. Ich bin Schalker, und Schalker kämpfen“, sagte Wagner, dessen Vertrag bis Juni 2022 läuft. Bei einem Rücktritt würde er zudem auf viel Geld verzichten.
Bliebe nur ein Rauswurf. Doch damit würde Schneider gegen sämtliche Treuebekenntnisse der vergangenen Wochen verstoßen. Er ist bei allem Risiko von Wagner überzeugt – beide arbeiten ganz eng zusammen. Wagner glaubt das Vertrauen der Mannschaft zu spüren. Und darf auch deshalb bleiben, obwohl er selbst die Minus-Serie als „schwere Hypothek“ für die Vorbereitung bezeichnet.
Schalke 04: Athletiktrainer Leuthard kehrt zurück
Welche Gründe Wagner und Schneider am Mittwoch für die Desaster-Rückrunde nennen, ist nicht schwer zu erraten. Ihr Hauptgrund ist das große Verletzungspech – auch in Freiburg fehlten acht Spieler. Ein Argument, das am Samstag Freiburgs Trainer Christian Streich gelten ließ: „So etwas kannst du gar nicht wegdrücken.“ In Freiburg zeigte sich erneut: Schalkes B-Elf genügt Bundesliga-Ansprüchen nicht. Der eigentlich kleine SC schoss gegen die einstmals großen Schalker durch Tore von Luca Waldschmidt (20./57.), Jonathan Schmid (40.) und Lucas Höler (47.) einen lockeren Sieg heraus und hätte noch höher gewinnen können. Schalkes Mannschaft ist nicht fit, Führungsspieler gibt es kaum.
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Das hat zur Folge, dass Schneider den Trainerstab verändert: Die Athletiktrainer Klaus Luisser und Bob Schoos müssen ihren Platz räumen. Dafür kehrt Werner Leuthard zurück, der unter Felix Magath von 2009 bis 2011 der „Schleifer“ auf Schalke war. Ein Signal. Wagner bestätigte Leuthards Verpflichtung noch nicht. Er verwies auf die öffentliche Saisonanalyse.
Änderungen gibt es auch im Team. Geld hat Schalke nicht. Durch den Absturz auf den zwölften Tabellenplatz rutschte Schalke im Ranking der TV-Gelder ab – ein weiteres Minus von 5,8 Millionen Euro klafft nun in der Kasse. Schneider hat nur wenig Geld zur Verfügung, sein Fokus gilt ablösefreien Spielern und Ausleihen. Interessiert ist er an Freiburgs Torwart Alexander Schwolow (28) – der SC fordert aber acht Millionen Euro. Zu viel für Schalke. Sportlich ist vieles offen — was aus den meisten der neun Leihspieler wird, ist ungeklärt. Eine Entscheidung über die Vertragsverlängerung von Benjamin Stambouli (29) steht auch noch aus.
Die größte Frage aber, die über Schalke schwebt und wohl weder heute noch am Mittwoch beantwortet wird: Wie geht es mit Clemens Tönnies weiter? Bei der Demo am Samstag wurde auf fast allen Plakaten der Rücktritt des Aufsichtsrats-Chefs gefordert. Es wird Zeit, dass auf Schalke Klarheit herrscht. Und das nicht nur im sportlichen Bereich.