Gelsenkirchen. . Der Krise zum Trotz: Schalke-Trainer Tedesco gibt sich kämpferisch. Aber er weiß auch: Am Samstag gegen Düsseldorf muss sein Team gewinnen.
Domenico Tedesco schmettert am Donnerstagmittag ein lautes, kräftiges, herzliches „Glückauf“ in den Medienraum der Arena. Was der Trainer des FC Schalke 04 schon mit diesem einen Wort und mit der Art der Aussprache verdeutlichen will, ist leicht zu erkennen: Er zeigt nicht nur, dass er trotz aller Widerstände noch da ist, sondern auch, dass er nach wie vor Tatkraft und Ehrgeiz hat.
Auf dem Podium sitzt er erstmals allein neben Moderatorin Katrin Herbstreit von der Medien-Abteilung des Klubs. Sportvorstand Christian Heidel ist zurückgetreten, und die Zukunft von Axel Schuster, der als Direktor Sport Heidels rechte Hand war, ist ungeklärt. Ab sofort fällt der neue Sportvorstand Jochen Schneider, der am Dienstag vorgestellt wird, die strategischen Entscheidungen.
Stambouli und Burgstaller wieder da
Domenico Tedesco weiß natürlich, dass ihm sämtliche Argumente ausgehen, wenn sich seine Mannschaft so erbärmlich präsentiert wie beim verdienten 0:3 am Samstag in Mainz. Längst wird intern auch über ihn geredet, wird die Frage gestellt, ob er noch genügend positiven Einfluss auf diese völlig aus der Spur geratene Mannschaft hat. Am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr/Sky) muss Schalke gewinnen. Muss auch der Trainer gewinnen.
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Fest steht: Tedesco ist ein Kämpfer. „Ich will der Motor sein“, sagt er. „Ich habe noch sehr viel Energie – die muss aber auf die Spieler übertragen werden.“
Das aber scheint ein echtes Problem zu sein. Es lässt sich nicht mehr leugnen: Nicht alle Schalker Profis zeigen die richtige Einstellung, den nötigen Kampfgeist, die unverzichtbare mentale Stärke. „Wir sind unten drin“, betont Tedesco. „Und es ist unsere Aufgabe im Trainerteam, diejenigen Spieler auszusuchen, die für diese Situation die passenden sind. Es gibt Spieler, die aufblühen, wenn wir eine Serie haben, die aber mit Pfiffen nicht umgehen können. Wir brauchen jetzt Männer, die Gas geben.“
Rückkehrer Stambouli und Burgstaller machen Mut
Tedesco sagt, er suche nicht nach Alibis. Aber mit einigem Recht merkt er an, dass wochenlang Spieler fehlten, die Schalke dringend benötigt hätte. Deshalb ist er froh, dass Benjamin Stambouli und Guido Burgstaller zurückkehren, und dass auch Breel Embolo trotz Trainingsrückstandes Fortschritte macht.
Stambouli und Burgstaller sind Typen, an denen sich andere aufrichten können – wenn sie wollen. Tedesco berichtet, dass sie wollen. „Wir brauchen Grundtugenden, und die Mannschaft ist sich dessen bewusst“, sagt der 33-Jährige. „Wir hatten nach dem Spiel in Mainz eine gute Aussprache, bei der es auch mal laut wurde, und bei der sich auch Spieler geäußert haben, die sich sonst eher zurückhalten. Und alle haben in dieser Woche sehr gut trainiert.“
Viele wichtige Telefongespräche
Für Tedesco kam aber noch erschwerend hinzu, dass er sich natürlich auch mit den vereinsinternen Turbulenzen beschäftigen musste. Er berichtet, dass er zuletzt täglich mit Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies telefoniert habe. Auch mit Trainer-Legende Huub Stevens, in sportlichen Fragen Tönnies-Berater im Aufsichtsrat, gab es telefonischen Kontakt. Und natürlich hat Tedesco sich auch mit dem neuen Sportvorstand getroffen, den er kennt, seit er einst beim VfB Stuttgart die U17 trainierte. „Jochen Schneider ist sehr strukturiert, bodenständig und hat klare Ideen, die zu Schalke passen“, sagt Tedesco. Auf die Frage, was er von Schneider erwarte, sagt der Trainer: „Ich erwarte nur etwas von uns selbst. Kurzfristig kann uns nämlich jetzt kein Sportvorstand helfen. Wir selbst müssen ein Ausrufezeichen setzen!“
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Hat Tedesco auf Schalke eine Zukunft? Vertraut ihm der neue Sportvorstand? Rückt der Aufsichtsrats-Chef stückweise von ihm ab wie zuvor von Christian Heidel? „Ich weiß, dass es Clemens Tönnies gut mit mir meint“, sagt Domenico Tedesco. „Er hat auch immer einen guten Ratschlag parat.“ Als ein Journalist feststellt, ein Fußball-Experte sei Tönnies ja nicht, sagt der Trainer spontan: „Das sieht er anders.“ Lautes Lachen, endlich hat auch Tedesco mal wieder Grund dazu.
Ob Tönnies ihm das Vertrauen ausgesprochen habe, soll er noch verraten. „Hat er nicht, braucht er auch nicht“, sagt Tedesco. „Ich sehe meine Zukunft hier auf Schalke. In der Krise zeigt sich der Charakter. Ich will für Schalke da sein, und zwar nicht nur, wenn es gut läuft. Aber es nützt ja nichts, darüber zu reden. Letzten Endes brauchen wir diese verdammten Punkte.“