Mainz/Gelsenkirchen. . Nicht nur der Rücktritt von Manager Christian Heidel macht Schalkes Trainer zu schaffen. Die Mannschaft hat beim 0:3 in Mainz ihr Übriges getan.
Am Sonntagmorgen folgte vor dem Training die Höchststrafe. 75 Minuten dauerte die Teamsitzung nach der 0:3-Niederlage des FC Schalke 04 gegen den 1. FSV Mainz 05, bei der auch nochmal Spielszenen gezeigt wurden.
Von ohnehin schon vielen schlechten Spielen in dieser Saison war dieser Auftritt in Mainz einer der allerschlechtesten. Daher konnte auch Trainer Domenico Tedesco nach den 90 Minuten nichts anderes feststellen als: „Wir haben uns heute den Schneid abkaufen lassen. Der Gegner war in allen Bereichen aggressiver, präsenter und schneller.“ Und deshalb ging es in der Teamsitzung am Sonntag nur in zweiter Linie um die taktischen Defizite, die am Samstag ebenfalls unübersehbar waren. Vielmehr wurde über das Wort Mentalität gesprochen. Denn die ließen die Spieler in den neongrünen Trikots in Mainz komplett vermissen.
Die beiden deutschen Nationalspieler Sebastian Rudy und Mark Uth gingen mit unter. Allein Torwart Alexander Nübel erreichte in der Opel-Arena Normalform. Mit einigen guten Reflexen bewahrte der 22 Jahre alte Torwart seine Mannschaft vor einer noch deutlicheren Blamage. Entsprechend stimmten die Fans, die nach dem Spiel noch auf die Mannschaft gewartet hatten, lautstark an: „Außer Nübel könnt ihr alle gehen.“ Viele S04-Anhänger hatten das Stadion bereits verlassen.
Tedesco bekommt Info am Vorabend
Ein paar Meter neben seiner Mannschaft stand Domenico Tedesco, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Er pustete einmal tief durch und ging dann in die Kabine. Auf die Frage, ob dieser Tag der dunkelste in seiner gut anderthalbjährigen Amtszeit auf Schalke ist, antwortete er: „Ja, das kann man so sagen. Wir haben einige schwierige Momente gehabt. Aber heute fühlt es sich schon extrem schwierig an.“
Manager Christian Heidel, der Tedesco im Sommer 2017 als Trainer verpflichtet hatte, hatte ihn am Abend vor dem Spiel im Mannschafthotel von seinem Rücktritt informiert. „Es war für mich sehr überraschend und ist sehr traurig. In erster Linie, weil er ein super Mensch ist. Er hat mich als unbekannten Zweitligatrainer geholt. Wir haben super vertrauensvoll zusammengearbeitet“, sagte Tedesco, der schon vor dem Anpfiff entsprechend angeschlagen wirkte.
Mit dem Wechsel auf dem Manager-Posten stellt sich natürlich auch die Frage, wie es für den Fußballlehrer auf Schalke weitergeht. Die sportliche Bilanz in dieser Saison spricht nicht unbedingt für den 33-Jährigen: Platz 14, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur sieben Punkte. Die Situation ist ernst. Das weiß auch Tedesco.
Christian Heidel sagte nach dem Spiel: „Ich weiß, dass Domenico Tedesco ein herausragender Trainer ist. Er erlebt in seiner Karriere jetzt zum ersten Mal eine schwierige Zeit.“ Heidel ergänzte: „Einer meiner besten Freunde, nämlich Jürgen Klopp, stand mit Dortmund mal nach 17 Spielen auf Platz 18. Es gab trotzdem Menschen, die geglaubt haben, dass er immer noch ein guter Trainer ist.“ Der 55-Jährige weiß aber auch: „Wir müssen den Schalter umlegen. Wir müssen noch punkten. Das ist gar keine Frage.“
Boldt hat sich um Tedesco bemüht
Sollte Jonas Boldt, derzeit noch als Berater von Sportdirektor Simon Rolfes bei Bayer 04 Leverkusen tätig, in Kürze als Heidel-Nachfolger auf Schalke vorgestellt werden, könnte das ein Vorteil für Tedesco sein. Denn auch Leverkusen hatte sich vor der Saison 2017/18 intensiv um den Deutsch-Italiener bemüht. Tedesco stürzte sich aber lieber ins Abenteuer Schalke und hatte Erfolg. In seiner ersten Saison führte er Schalke zur Vizemeistermeisterschaft und ins Halbfinale des DFB-Pokals.
Jetzt werden die Karten aber neu gemischt. Tedesco selbst wollte am Samstag zu seiner Zukunft nichts sagen. Außer: „Ich bin heute sowas von unwichtig. Es geht um Christian Heidel und nicht um mich. Es wäre seltsam und komisch, an einem solchen Tag über mich nachzudenken.“ Ein Rücktritt des Trainers scheint aber zumindest ausgeschlossen zu sein.