Gelsenkirchen. . Schalkes neuer Sportvorstand Schneider hat eine Kandidatenliste für die Position des Sportdirektors erstellt - mit interessanten Kandidaten.
Kein Büro beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 liegt so schön wie das des Sportvorstands – in der dritten Etage der Geschäftsstelle, mit Südbalkon und einem Blick über die Trainingsplätze bis zur Arena. Schade eigentlich, dass sich bei frühlingshaften 17 Grad dort niemand sonnen kann. Der neue Sportchef Jochen Schneider (48) hat bis zu seiner Vorstellung am Dienstag viel zu tun. Er sucht einen Sportdirektor.
Schuster assistierte Heidel
Zuletzt besetzten auf Schalke eher stille Arbeiter und gute Bekannte des Sportvorstands diesen Posten: Gerhard Zuber assistierte von 2011 bis 2016 Horst Heldt – und übt diese Rolle aktuell auch bei Hannover 96 unter Heldt aus. Schneiders Vorgänger Christian Heidel setzte auf die Unterstützung seines Freundes und Trauzeugen Axel Schuster, den er von Mainz 05 mitgebracht hatte.
Zuber und Schuster hatten eines gemeinsam: Sie hielten sich im Hintergrund auf. Sowohl Heldt als auch Heidel zogen die öffentliche Aufmerksamkeit komplett auf sich, sie waren bei jeder Pressekonferenz zugegen, nahmen nach fast jedem Spiel im Kabinengang und in der Interviewzone Stellung.
Nun soll die Position des Sportdirektors nach Informationen dieser Zeitung deutlich aufgewertet werden. Der neue Mann soll nicht mehr nur die rechte Hand des Vorstands sein – sondern ein fast gleichberechtigter Partner. Einer, der auch die Meinung der sportlichen Leitung nach außen vertritt.
Doch was müssen die Kandidaten auf Schneiders Liste bieten? Ein großes Netzwerk ist wichtig. Erfahrung, rhetorisches Geschick im Umgang mit der Öffentlichkeit. Und Schalke-Boss Clemens Tönnies wünscht sich einen Kandidaten mit königsblauer Vergangenheit. Zwei, auf die einige Punkte zutreffen, sind Thomas Linke und Sven Mislintat.
Linke, 1997 Mitglied der „Eurofighter“, die den Uefa-Cup holten, hätte Zeit. Momentan ist der 49-Jährige externer Berater des FC Ingolstadt. Linke drängt es nicht zurück ins operative Geschäft, wie er im November betont hatte. Würde er für Schalke eine Ausnahme machen?
Mislintat wäre im Gegensatz zu Linke kein Schalker. Im Gegenteil. „Ich bin Borusse durch und durch“, sagte der 46-Jährige einmal über sich. Mislintat arbeitete von 2006 bis 2017 als Kaderplaner des Revierrivalen Borussia Dortmund, erwarb sich den Spitznamen „Diamanten-Auge“ und hatte als Assistent von Sportdirektor Michael Zorc einen großen Anteil an der Zusammenstellung der Mannschaft, die 2011 und 2012 die Meisterschaft holte. Zuletzt arbeitete er beim FC Arsenal in England als Leiter der Scouting-Abteilung. Im Januar 2019 endete aber Mislintats Amtszeit in London. Nun wohnt er wieder bei seiner Familie in Kamen. Er gilt als sehr heimatverbunden – das spricht für Schalke.
Romantiker wünschen sich Sand
Königsblaue Romantiker wünschen sich eine Verpflichtung von Ebbe Sand. Schalkes Torjäger-Legende arbeitet seit dem 1. Januar als Sportdirektor des dänischen Erstligisten Bröndby IF. Doch es ist schwer vorstellbar, dass Sand nur wenige Wochen nach Amtsantritt Richtung Gelsenkirchen weiterzieht – denn auch Bröndby ist ein Herzensklub des 46-Jährigen.
Nicht oder nicht mehr auf Schneiders Liste stehen Jonas Boldt (Bayer Leverkusen) und Alexander Rosen (1899 Hoffenheim). Dass die Verhandlungen mit Boldt gescheitert sind, sickerte bereits vorgestern durch. Die Suche geht also weiter.
Und bis Schneider die Sonne genießen kann, wird es dauern: Ab Freitag wird es wieder kalt.