Buer. . Alle Jahre wieder schauen die Schalker Spieler vor Weihnachten bei kranken Kindern in der Region vorbei. Dieses Mal ging's ins Bergmannsheil.

Zehra hat nicht die leiseste Ahnung, dass der Mann, der gerade mit ihr Holzkugeln hin- und herschiebt, schon viel kniffligere Aufgaben gelöst hat – und der Kapitän des FC Schalke 04 und Fußball-Weltmeister ist. Benedikt Höwedes und seine Mannschaftskollegen sind auf Weihnachtsbesuch in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen. Alle Jahre wieder machen sich die Schalker Profis an einem Nachmittag vor Weihnachten auf den Weg in Kinderkliniken zur königsblauen Bescherung.

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Zehra ist erst vier Jahre alt und muss noch ein paar Tage in der Kinderklinik bleiben. Die Diagnose lautet Lungenentzündung. „Bei kleinen Kindern kann das schnell gefährlich werden“, sagt ihr Vater. Als die bunten Holzkugeln wieder an der richtigen Stelle sind, schiebt Zehra das Spiel beiseite und in der Kinderküche eine Pizza in den Backofen. „Mit Salami?“, fragt sie mit ganz leiser Stimme. Benedikt Höwedes nickt. Mit Salami. „Wenn man auf Kinder trifft, die das Funkeln in den Augen haben, ist das immer wieder schön. In Momenten wie diesen, ist der Fußball eigentlich egal“, sagt der 27-Jährige.

Breitenreiter zeigt seine Narben

Schalkes Cheftrainer André Breitenreiter sitzt ein paar Meter weiter neben Tom. Der Zwölfjährige ist ein Kämpfer, einer, der auf die Zähne beißt. Ein Typ, den jeder Trainer in seiner Mannschaft gut gebrauchen kann. Der Junge aus Herten könnte derzeit noch nicht mal eine Pizza in den Ofen schieben. Vor ein paar Wochen wollte er über einen Zaun klettern und ist mit den Fingern in zwei Feldern hängengeblieben. Die Wunde hat sich entzündet, am Tag nach dem Besuch der Schalker Profis steht die nächste Operation an – schon die achte, und hoffentlich letzte. An Heiligabend will er wieder zu Hause sein.

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André Breitenreiter zeigt auf zwei Narben in seinem Gesicht. Eine am Kinn, die zweite über dem Auge. Während seiner Karriere als Spieler hat es auch Breitenreiter mal erwischt.

70 Kumpelkisten für die Kinder

Für den Schalker Cheftrainer ist es der erste Besuch in der Gelsenkirchener Kinderklinik. „Gesundheit ist einfach das Allerwichtigste im Leben“, sagt Breitenreiter. „Ich hoffe, dass wir den kleinen Menschen, die gerade eine schlechte Phase haben, denen es im Moment schlecht geht, positive Energie geben konnten.“

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Die Schalker Profis, die zu siebt ins Bergmannsheil gekommen sind, haben außerdem 70 kleine Kumpelkisten dabei, sie sind prall gefüllt mit kleinen Aufmerksamkeiten. Atsuto Uchida und Joel Matip hieven eine Kiste nach der anderen ins Spielzimmer. Milane packt zu und sofort aus. Erst wird am Schalke-Nikolaus geknabbert, dann die blau-weiße Frisbee geworfen. Joel Matip muss sie fangen. „Das tut auch uns gut. Der Besuch hier ist alles andere als ein Pflichttermin“ sagt der Schalker Innenverteidiger.

Schalker Spieler "sehr authentisch"

Auch Melih freut sich über eine Kumpelkiste, obwohl er an den Wochenenden lieber Galatasaray Istanbul die Daumen drückt. Als Atsuto Uchida und Benedikt Höwedes aber plötzlich vor seinem Bett stehen, weiß der 14-Jährige gar nicht so recht, was er sagen soll. Die starken Bauchschmerzen sind für einen Moment weg. Als Beweis für die Kumpels, dass „Bene“ und „Uchi“ da waren, gibt es Autogrammkarten mit persönlicher Widmung.

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Zwischen den jungen Patienten und den Schalker Profis läuft Dr. Gerrit Lautner hin und her. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ärztliche Direktor Schalker in seiner Klinik empfängt. „Die Spieler vermitteln mir auch diesmal wieder das Gefühl, dass sie sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen können, als den Kindern eine Freude zu machen. Das ist alles sehr authentisch.“

Spielekonsole und Scheck für die Station

Dass die Schalker Profis in die Klinik kommen, hat Dr. Lautner seinen jungen Patienten übrigens erst nach der Visite am Morgen verraten. „Sonst hätte ich doch keinen entlassen können. Die wären freiwillig hiergeblieben“, sagt er und lacht.

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Neben den Kumpelkisten haben die Schalker noch zwei weitere dicke Überraschungen im Gepäck. Benedikt Höwedes überreicht der Station noch eine Playstation – natürlich mit Fußballspiel. Standesgemäß. Von André Breitenreiter gibt’s im Namen von der Vereinsstiftung „Schalke hilft!“ einen Scheck in Höhe von 1904 Euro. Auch standesgemäß.

Nach gut anderthalb Stunden und vielen, vielen tröstenden Worten und Mut spendenden Gesprächen verabschieden sich die Spieler. Tom verspricht Andrè Breitenreiter, mal auf Schalke vorbeizuschauen, sobald er hinter die komplizierte Geschichte mit seinem Arm einen Haken machen kann.

Autogrammkarten fürs Blutabnehmen

Nur Sigrid Briesemeister hat noch eine Bitte an die Spieler. Die noch nicht verteilten Autogrammkarten möchte sie behalten und ins Schwesternzimmer legen. Nichts für die Pinnwand. „Wer sich morgens ohne Murren Blut abnehmen lässt, bekommt eine“, sagt die Erzieherin.