Essen. Der 19-jährige Stürmer Samuel Limbasan kam mit 17 mit dem Fernbus aus der Heimat Rumänien nach Deutschland und schuftet seitdem für seinen Traum Fußball-Profi. Beharrlichkeit ist seine größte Tugend. „Ich bin dem Klub sehr dankbar, ich werde meine Chance bekommen.“

Neulich, als auf einer Sponsorenveranstaltung von RWE Samuel Limbasan das Mikrofon ergriff, wurde es ziemlich still. Und das lag nicht nur daran, dass der eher schüchtern wirkende Rumäne leise spricht. Wenn der 19-Jährige aus seinem schon bewegten Leben erzählt, verstummen Gespräche.

Eine Sportlerkarriere von ganz unten. Wenn er sich als Jugendlicher von seinem Heimatdorf ins 30 Kilometer entfernte Sibiu in Siebenbürgen auf den Weg machte, hieß es jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen und im Winter die Decke nicht vergessen: Die Züge in Rumänien haben keine Heizung und die Winter dort sind sehr kalt. Der Fußball brachte die Ablenkung, um diese Tortur zu überstehen. Mit 14 wagte er von zu Hause den Sprung ins Fußball-Internat zu Ex-Nationalspieler Gheorghe Popescu ins 300 Kilometer entfernte Craiova. Den Traum vom Fußballprofi im Gepäck, die Sichtung bestand er.

Fortan lebte er auf einem Zimmer mit drei Spielern, an Geld stand ihm 50 Euro zur Verfügung – für das ganze Jahr! Sonntags hatte das Internat zu, folglich auch die Küche. „Wir haben teilweise Fußball gespielt, um den Hunger zu vergessen“, erinnert er sich heute. Er stach als Talent hervor, hatte aber keine Chance, von einem Klub verpflichtet zu werden. Bevorzugt wurden die Talente, bei denen Angehörige mit großen Limousinen mit abgedunkelten Scheiben vorfuhren, die Trainer waren da sehr empfänglich. Limbasan hat arme Eltern und keine Bestechungsgelder zu verteilen.

Fußball-Traum lässt sich nicht abschütteln

Nach dem Jahr ging es zurück ins Heimatdorf, aber der Traum von der Fußballkarriere, er ließ sich einfach nicht abschütteln. In diesen schweren Tagen entstand sein Leitspruch, der heute noch für ihn von Bedeutung ist: „Alles passiert aus einem bestimmten Grund.“

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Not macht erfinderisch. So erinnerte er sich der Tante Renate Alesi in Haan im Kreis Mettmann. Mit 17 fasste er den Entschluss, der Heimat den Rücken zu kehren, setzte sich in den Fernbus und kam nach 2100 Kilometern und zwei Tagen Fahrtzeit in Köln an. Mit ein paar Brocken Deutsch im Gepäck – und großen Augen: „Alles war so ordentlich hier, alle sind fokussiert auf den Erfolg, das gefällt mir.“

Das mit der Sprache wurde in Rekordzeit erledigt, den Lernstoff der Schuljahre vier bis zehn holte er in nur einem Jahr nach. Inzwischen bereitet er sich auf der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf aufs Abitur im nächsten Jahr vor. Seine erste sportliche Heimat im Fußball-Lummerland war die U18 von Fortuna Düsseldorf. Trotz reichlich Einsätzen und noch mehr Toren reichte es nicht zum Sprung in die U23. Das Problem war diesmal nicht die Korruption, sondern: „Du hast keinen Berater.“ Doch diesmal konnte sein Sportlehrer Christian Molocha, der gleichzeitig MSV-Nachwuchscoach war, weiterhelfen. Inzwischen hat Limbasan mit dem Kroaten Franjo Vranjkovic auch einen Berater, „für mich eine Art Vaterfigur“, so der Spieler.

Ohne Probetraining zu RWE

Und dann kam der ersehnte Anruf von RWE, Putsche Helmig aus der U23 war auf ihn aufmerksam geworden: „Es war wie ein Wunder, ich musste nichtmals ein Probetraining machen.“

Der Rest ist bekannt. Er kämpfte sich an die Erste heran, einer größeren Öffentlichkeit wurde der freche Stürmer („meine Chance, ich hatte nichts zu verlieren“) im Niederrhein-Pokalspiel gegen den MSV Duisburg bekannt. Seitdem fragt ihn die Verwandtschaft aus Haan: „Sag mal, wann bist du denn mal wieder im Fernsehen?“

Er wäre froh, wenn er erst einmal regelmäßig zum Einsatz käme. Wenn die Selbstzweifel zu groß werden und der gläubige Christ den Gemeinde-Pastor um Rat fragt, dann zeichnet dieser ihm seinen Standpunkt auf, und das Ziel, wohin Samuel möchte. Und dazwischen viele viele Schlangenlinien. Da ist es wieder, sein Lebensmotto: „Alles hat seinen bestimmten Grund“.

Fascher: Solche Typen mögen Trainer

  • In der neuen Saison hat Samuel Limbasan es schwer, in die Stammelf zu kommen. Erst das Verletzungspech in der Vorbereitung – und die Konkurrenz ist auch nicht gerade kleiner geworden. Trainer Marc Fascher („ein offener Typ“) hat ihm keine falschen Versprechungen gemacht, sieht ihn eher als Backup. Was für den am Sonntag 20-Jährigen völlig okay ist: „Ich bin dem Klub sehr dankbar, ich werde meine Chance bekommen.“ Und die bekam er zuletzt in Straelen wie auch beim VfL Bochum II. Als er im Pokalspiel traf, freute sich sein Coach mit ihm: „Hut ab, wie der Junge sich durchbeißt. Er hat ein unbeschreibliches Kämpferherz, den kann man noch so oft umtreten, der steht immer wieder auf. Darauf stehen wir Trainer ein bisschen.“ Es ist die Beharrlichkeit, die Samuel Limbasan von vielen abhebt.