Bochum. Trotz Überzahl geriet Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen am vierten Spieltag beim Nachwuchs des VfL Bochum ins Straucheln. Einen zwischenzeitigen Rückstand konnte RWE nach einem Last-Minute-Treffer von Marcel Platzek am Ende noch ein einen 3:2-Sieg verwandeln.
Rot-Weisser Rahnsinn in der Lohrheide: Nach einer 80minütigen zahlenmäßigen Überlegenheit der Gäste und einem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand sicherte sich das Team von Trainer Marc Fascher in letzter Minute durch Marcel Platzek doch noch den wertvollen Dreier. Glücklich allerdings, nach einer ziemlich zerfahrenen zweiten Hälfte der Essener.
Die Frage nach Marwin Studtrucker oder Tobias Steffen beantwortete RWE-Trainer Marc Fascher mit einem klaren “Und”. Dafür rückte Daniel Grebe wieder auf die Bank. Studtrucker spielte zweite Spitze neben Marcel Platzek, wechselte aber immer wieder mit dem offensiv ausgerichteten Steffen die Positionen.
Die vielleicht mitentscheidende Situation gab es bereits nach neun Minuten in einem Bodenkampf. Bochums Selim Gündüz, ein Spieler mit Profi-Einsatz, und Benjamin Baier waren in einem Zweikampf verstrickt, der VfL-Angreifer leistete sich ein klares Nachtreten. Schiedsrichter Benjamin Bläser brauchte keine zweite Meinung, sondern kam schon mit der Hand in der Hosentasche angeprescht: Glatt Rot!
Knapper Rückstand zur Pause schmeichelt Bochumern
Das machte für die Gäste einiges einfacher. Nach einer kleinen Phase der Einordnung rollte die rot-weiße Angriffsmaschinerie. MIt Erfolg: Nach 17 Minuten zeigte Platzek einmal mehr seine herausragende Qualität für RWE. Kurzer Körperwackler um den Bochumer David Niepsuj herum, satter Schuss vom Strafraumeck in die kurze Torwartecke -- und es stand 1:0.
Allerdings herrschte in der ersten Halbzeit bei den Essenern eine gewisse Sorglosigkeit in der Abwehr, die schon im Gegenzug fast den Ausgleich gebracht hätte: Kapitän Mario Neunaber leistete sich eine zu kurze Kopfball-Rückgabe auf Torhüter Niclas Heimann, VfL-Angreifer Moritz Göttel spritzte dazwischen, traf aber nur den Pfosten (18.).
In der Folgezeit verlagerte sich das Geschehen aber immer mehr in die Hälfte der Gastgeber. Wenn man den Rot-Weissen in Überzahl einen Vorwurf machen wollte, dann den, dass sie nicht konzentrierter auf das zweite Tor gingen. Immer wieder stießen Soukou, Studtrucker und Steffen in den Bochumer Strafraum vor, was fehlte, war die letzte Entschlossenheit beim finalen Pass. Und bei den weiten Einwürfen von Tim Hermes gingen vor dem VfL-Tor alle Warnlampen an. Doch wenn Platzek oder Steffen zum Abschluss kamen, ging die Kugel knapp drüber. Der knappe Rückstand zur Pause schmeichelte dem Bochumer Nachwuchs.
Trotz Überzahl kam RWE ins Schwimmen
In der Halbzeit hatte es einen heftigen Wolkenbruch gegeben, der die Ballkontrolle nicht gerade einfacher machte. Als Soukou (48.) im Strafraum zu Boden ging, schrieb es Schiedsrichter Bläser dem rutschigen Boden zu. Es war die letzte Aktion des Essener Publikumslieblings, der eine Minute später gegen Kevin Grund das Feld verließ. Für Grund war es die erste Gelegenheit in dieser Saison für einen längeren Punktspieleinsatz.
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Mit der spielerischen Überlegenheit der Gäste war es aber erst einmal vorbei, die numerische Überlegenheit nach der Pause kaum mehr sichtbar. Nach 58 Minuten kam die Quittung: Einen Schuss von Jungwirth aus 16 Metern konnte Torhüter Heimann soeben mit den Fingern um den Pfosten lenken. Als sich aber im Anschluss an die Ecke niemand für David Niepsuj zuständig fühlte, netzte dieser von der Strafraumlinie unhaltbar ein. Das 1:1 war nicht einmal unverdient.
Platzek sorgt für das Essener Happy End
Aber die dezimierten Platzherren wollten noch mehr, und sie bekamen es. Als die rot-weisse Abwehr mal wieder nicht im Bilde war, zog der eingewechselte Kevin Brümmer einfach mal ab, seinen tückischen Aufsetzter konnte Heimann nur ins Netz flutschen lassen: 2:1 (72.). RWE-Coach Marc Fascher zog seine letzten beiden Karten, brachte Daniel Grebe im Mittelfeld für Kai Nakowitsch und Samuel Limbasan im Sturm für den abbauenden Tobias Steffen.
Und zumindest einer stach: Als ein Abpraller Grebe in 20 Metern Entfernung vor die Füße fiel, legte dieser den ganzen Frust seiner Nichtberücksichtigung aus den ersten Punktspielen in den folgenden Schuss und donnerte das Leder in die Maschen: 2:2 (82.). Jetzt war der Ex-Siegener so richtig warm gelaufen. Zwei Minuten später zischte sein 22-Meter-Versuch am rechten Toreck vorbei, dass es Trainer Fascher die Kappe verriss. Und tatsächlich noch das rot-weisse Happy End: Max Dombrowka schlug eine letzte Flanke in den Strafraum, und Marcel Platzek - wer sonst - schoss in Grashöhe über den Rasen und köpfte das nicht mehr für möglich gehaltene 3:2. Was für ein Finale!
Die Live-Ticker zum Nachlesen:
RW Oberhausen - Hennef 05 3:0 (1:0)
Bochum II - Rot-Weiss Essen 2:3 (0:1)
Die Konferenz
RWE in der Einzelkritik - Doppel-Torschütze Platzek mit der besten Note
Heimann: Der Essener Schlussmann wurde lange nicht geprüft. Eine Chance, sich auszuzeichnen, bekam er so nicht. Ließ vor dem 1:1 allerdings einen Ball zur Ecke abprallen, den er auch hätte festhalten können und auch den Schuss von Brümmer zum 2:1 hätte er an einem guten Tag wohl abgewehrt. Note: 4,5
Dombrowka: Über seine Seite kamen die Bochumer zu einigen Chancen. Offensiv ohne gelungene Aktionen. Fiel gegenüber seinen Pendant Hermes auf links diesmal deutlich ab. Bereitete aber den Siegtreffer vor. Note: 4
Neunaber: Der Kapitän übernahm wieder seinen Platz in der Innenverteidigung, überzeugt dort aber diesmal nicht. Mehrere Wackler im Spiel. Hätte fast das 1:1 mit einem viel zu kurz geratenen Kopfball Richtung Heimann ermöglicht, doch Göttel traf nur den Pfosten (20.). Note: 4,5
Weber: Fehlerlose Vorstellung des Innenverteidigers, der in der Defensive meist einen kühlen Kopf bewahrte. Note: 3
Soukou spielte übermotiviert
Hermes: Gute Vorstellung der linken Verteidigers. Er war viel unterwegs, defensiv immer sicher und vorne gefährlich. Gefährliche Freistöße, seine Einwürfe brachten diesmal aber ausnahmsweise keine Gefahr. Da haben sich die Gegner wohl endgültig drauf eingestellt. Note: 2
Soukou: Der Offensivmann zeigte auf der rechten Seite einige gute Aktionen, wirkte aber übermotiviert. Sah früh Gelb und kam dem Platzverweis zwei Mal sehr nahe, als er Holthaus an der Seitenlinie legte (35.) und eine Schwalbe im VfL-Strafraum zeigte (48.). Wurde deshalb schon nach 49 Minuten ausgewechselt. Note: 4
Nakowitsch: Licht und Schatten beim Jungspund, der nach der Rückkehr von Neunaber wieder im defensiven Mittelfeld spielte. Klärte mehrfach gut, hatte aber auch ein paar Unsicherheiten im Spiel. Note: 3
Baier: Kampfstarke Vorstellung des Vize-Kapitäns im zentralen Mittelfeld. Große Highlights gab es in seinem Spiel allerdings nicht zu sehen. Note: 3
Grund konnte keine Impulse setzen
Steffen: Nahm das Selbstvertrauen aus dem Pokalspiel gegen Straelen mit und hatte anfangs einige gute Aktionen auf der linken Außenbahn. Nach wie vor ist aber großes Steigerungspotential beim Neuzugang von Fortuna Köln vorhanden. Da Kreyer noch ein paar Wochen fehlt, wird er sicher die Möglichkeit bekommen, mehr von sich zu zeigen. Note: 3,5
Platzek: Traf mit einer schönen Einzelaktion zum 1:0. Ließ Jakubowski mit einem Übersteiger aussteigen und schoss platziert ins kurze Eck (18.). Sorgte für viel Wirbel und ließ die Bochumer Defensivkräfte ein ums andere Mal stehen. Torschütze des vielumjubelten Siegtreffers in letzter Minute. Note: 1,5
Studtrucker: Wurde diesmal in der Spitze für den gesperrten Kreyer aufgeboten und machte viele Meter. Wich auch öfters auf die Außenbahn aus und brachte gefährliche Flanken herein. Note: 3
Grund: Kam nach 49 Minuten für Cebio Soukou ins Spiel. Konnte dem Spiel aber keine Impulse verleihen. Wenn er wieder in der Startelf landen möchte, muss mehr von ihm kommen. Note: 4,5