Essen. RWE-Interview Teil zwei: Rot-Weiss Essens Vertriebsvorstand Alexander Rang spricht über den Stand bei der Sponsorensuche und seine Ziele.
Marcus Steegmann, Direktor Profifußball beim Drittligisten Rot-Weiss Essen, hatte vor einigen Wochen gegenüber dieser Redaktion eine klare Aussage gemacht. Das Budget für die RWE-Profis werde nur steigen, wenn die Essener in den DFB-Pokal einziehen. Der RWE-Kaderplaner müsse demnach nach aktuellem Stand mit den gleichen finanziellen Mitteln wie in dieser Spielzeit planen. Im RWE-Umfeld warf das viele Fragen auf. Hat der Verein nicht genug Sponsoren? Warum gelingt es in dieser großen Stadt nicht, weitere große Unternehmen als Partner zu gewinnen? Diese Fragen wir Essens Vertriebsvorstand Alexander Rang (45) gestellt. Teil zwei unseres großen Interviews. Den ersten Teil finden Sie hier.
Im Umfeld von Rot-Weiss Essen wird immer wieder darüber spekuliert, warum es dem Verein nicht gelingt, die großen Dax-Unternehmen der Stadt dauerhaft als Sponsoren zu gewinnen. Woran liegt das?
Wir sind jetzt im zweiten Jahr in der 3. Liga. Ich möchte auch die Arbeit aus der Vergangenheit nicht beurteilen, das würde ich mir nicht anmaßen. Der Verein war lange in der vierten Liga, da wird es schon eng, attraktiv für Dax-Unternehmen zu sein, auch wenn 10.000 Zuschauer bei einem Spiel sind. In der 3. Liga verändert sich das etwas, das Thema TV spielt eine wichtige Rolle. Es ist berechtigt, dass die Fans sich wünschen, dass etwas passieren soll. Wir wollen den Unternehmen signalisieren, dass wir ein guter und zuverlässiger Partner sind, der wachsen will. Aber wir sind erst zwei Jahre in der 3. Liga und spielen nun die erste richtig gute Saison, in der wir sehr positiv auf uns aufmerksam gemacht haben. Der sportliche Erfolg ist ein wichtiger Erfolg, mit dem man weiterkommen kann.
Wir bewerten Sie den Stand der aktuellen RWE-Sponsoren?
Wir können jedes Recht nur einmal verkaufen und wir haben hier schon eine gute Auslastung, dazu muss man sich im Stadion nur umschauen. Wenn wir alle Dax-Unternehmen aus Essen am Start hätten, wäre gar nicht genug Vermarktungsfläche da und wir hätten auch nicht genug Rechte, um allen gerecht zu werden. Ich muss aber betonen, dass unser Hauptsponsor IFM ein absoluter Glücksfall für den gesamten Verein ist. Es wird uns immer unterstellt, wir hätten keinen großen Player. Aber wir haben ihn auf der Brust und darüber sind wir glücklich. Geht es nach uns, bleibt IFM noch 20 Jahre auf unserer Trikotbrust.
Rot-Weiss Essen: Rang weist Image-Vorwürfe zurück
Aus dem Kreis der größeren Essener Unternehmen ist nach wie vor vereinzelt zu vernehmen, dass Rot-Weiss Essen ein Imageproblem aufgrund seiner Fans habe. Ist es schwer, dieses Image loszuwerden? Hat sich diesbezüglich schon etwas bewegt?
Ich glaube, dass sich in Summe schon viel bewegt hat. Wir ergreifen von Vereinsseite immer wieder die Initiative. Ich denke dabei zum Beispiel an Projekte mit den Essener Chancen und der AWO. Das Thema gehen wir sehr aktiv an und das nicht nur populistisch für die Wahrnehmung, sondern wir wollen Dinge verändern. Wir sind ein Klub des Essener Nordens und wollen die Leute erreichen und einen positiven Effekt erzielen. Mir ist so etwas noch nicht massiv aktiv begegnet. Natürlich ist das immer mal ein Thema, aber diese Problematik gibt es in jedem großen Traditionsverein, der vergleichbar viele Zuschauer hat. Hinter diesem Argument möchte ich mich auch nicht verstecken. Das Argument, dass wir aufgrund unserer Fans weniger Sponsoren haben, ist für mich nicht haltbar.
Für Sie als Vertriebsvorstand beginnt nun die heiße Phase, das hatten Sie schon betont. Es gibt Gerüchte, dass der Verein in Sachen Sponsoren vor Abschlüssen steht. Ist demnächst mit erfreulichen Meldungen zu rechnen?
Davon bin ich überzeugt.
Warum?
Natürlich arbeiten wir schon an vielen Stellen. Es wäre aber nicht seriös, wenn ich dazu schon was sagen würde. Es gibt aber Dinge, wo wir schon sehr konkret sind, das kann ich sagen.
Würde es Ihre Arbeit erleichtern, wenn der MSV Duisburg absteigt oder auch der VfL Bochum? Bekommt RWE dann finanziell ein größeres Stück vom Kuchen ab?
Grundsätzlich müssen wir nur auf uns schauen, weil wir genug Potential in der Stadt Essen haben. Daher müssen wir erstmal nicht auf unsere Nachbarstädte achten. Die Sponsorenstruktur in Bochum ist mit unserer zudem nicht vergleichbar, der VfL spielt schon einige Jahre in der Bundesliga. Das kann man nicht miteinander vergleichen. Nach Duisburg müssen wir auch nicht schauen. Beide Vereine sind geprägt von Unternehmen, die eine starke lokale Zugehörigkeit haben. Persönlich würde ich einen Abstieg des MSV bedauern, schon aufgrund der beiden Derbys, die wegfallen.
+++ RWE: Steegmann über Götze-Poker, Bouchama und Geld für Etri +++
Marcus Steegmann hat vor einigen Wochen im Interview betont, dass er mit dem gleichen Budget wie in dieser Saison planen müsse. Das macht es nicht leicht, die ambitionierten Ziele zu erfüllen. Wie haben Sie das wahrgenommen? Kann sich am Budget noch etwas ändern?
Es ist die erste Hauptvermarktungsphase, die wir nun in dieser Konstellation im Klub angehen. Eine Prognose hätte etwas von Glaskugellesen. Wir haben allen Mitgliedern und Fans versprochen, dass wir seriös und kaufmännisch vernünftig mit dem Geld des Vereins umgehen. Es wäre fahrlässig, ohne klare Erkenntnisse ins Risiko zu gehen. Das war auch die klare Forderung unserer Mitglieder bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung. Wir haben das Ziel, höhere Erlöse als im letzten Jahr zu erzielen. Da kommen aber verschiedene Faktoren hinzu. Es fallen aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch Unternehmen weg, die sich ein Sponsoring nicht mehr leisten können. Ein weiterer Punkt ist, dass der Ligapartner des DFB noch nicht feststeht. Wenn es diesen nicht geben wird, bricht uns ein erheblicher Sponsoring-Anteil weg. Darauf haben wir keinen Einfluss. Diese Einnahme haben wir deshalb nicht eingeplant. Möglicherweise können wir sportlich nochmal nachlegen. Aber jetzt zu spekulieren, wäre kaufmännisch nicht seriös. Und das muss hier oberste Priorität haben.
Viele Fans befürchten aber auch, dass die finanziellen Mittel nicht reichen könnten, um die sportlichen Ziele zu erreichen.
Es ist kein böser Wille dahinter. Wir wollen natürlich ein höheres Budget erzielen. Man muss aber auch eine Entwicklung zulassen und die dauert auch ein bisschen. Vor meiner Zeit haben hier keine Pfeifen gearbeitet, es ist in unserem Bereich sehr viel strukturelle Arbeit vonnöten. Wenn wir weiter fleißig bleiben, das werden wir auch tun, werden wir die Erfolge einfahren und das auch in der aktuellen Vermarktungsphase sehen. Ob das zu einem größeren Plus beim aktuellen Budget führt, kann ich noch nicht sagen. Das ist abhängig von anderen Faktoren wie das Thema Ligapartner beim DFB. Fällt diese Einnahme weg, muss das kompensiert werden. Gleiches gilt für Partner, die möglicherweise wegfallen. Aber wir haben schon viele Maßnahmen getroffen, die es sehr wahrscheinlich machen, dass wir eine gute Hauptvermarktungsphase haben. Auch in den Bereichen Hospitality und Merchandising wurden Dinge angeschoben, um mehr sichere Einnahmen zu haben. Das Thema Mitglieder ist ebenfalls sehr wichtig für uns. Das ist eine wichtige Einnahmequelle im Fußball. Wir wollen als Verein wachsen.
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Das Thema Aufstieg in die 2. Bundesliga ist durchaus noch möglich. Was würde das für den Verein bedeuten? Würde das weitere Türen für den Klub öffnen?
Ein Aufstieg würde uns vor große Herausforderungen stellen, sowohl sportlich als auch administrativ. Natürlich würden wir es machen, wir sind alle Sportler, das ist über kurz oder lang unser erklärtes Ziel. Die gesamte finanzielle Situation würde sich bei einem Aufstieg anders darstellen, sowohl auf Ausgaben- als auch auf Einnahmen-Seite. Das würde das Thema Sponsorensuche deutlich befeuern. Einige Verträge sind mit Zweitliga-Klauseln versehen, das gehört zur strategischen Arbeit dazu. Die TV-Gelder wären in der 2. Liga zudem deutlich höher. Im Bereich Medien und Kommunikation müssten wir im Aufstiegsfall nachlegen. Unsere Kollegen sind schon jetzt gefühlt sieben Tage in der Woche unterwegs, eine Liga höher wird die Arbeit bestimmt nicht weniger. Und das ist nur ein Beispiel.
Sie selbst hat man bisher noch nicht häufig vor einem Mikrofon gesehen. Ist es angedacht, dass Sie auch medial präsenter werden?
Ich spreche gerne mit den Medien und habe kein Problem damit, Interviews zu geben. Aber ich sollte schon zu den Dingen etwas sagen, die ich auch verantworte. Marc Nicolai Pfeifer wird das künftig auch so handhaben. Aufgrund der Aufteilung dürfte klar sein, dass er medial präsenter sein wird als ich. Wir sind uns als Vorstände nicht gegenseitig weisungsberechtigt, aber er ist der Vorstandsvorsitzende. Grundsätzlich ist es schon wichtig, dass ich meinen Standpunkt wie jetzt auch ab und an klar vertrete, um den Fans das Thema Sponsorensuche mit all den Hürden näherzubringen.
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Ein Problem für das Budget ist sicher auch das Thema Michael Kölmel. Wie lange muss Rot-Weiss Essen noch Gelder aus den Erlösen der audiovisuellen Rechte abtreten? Ist ein Ende in Sicht?
Aktueller Stand ist, dass es einen Vertrag gibt, den wir erfüllen müssen. Dieser hat nicht unbedingt den Charakter einer Zusammenarbeit. Wir haben eine Verpflichtung, die wir erfüllen müssen und wir werden sie erfüllen. Punkt. Dementsprechend berücksichtigen wir das in unseren Planungen und Überlegungen. Es ist ein unangenehmes Thema, aber mit solchen Problemen und Altlasten haben auch andere Vereine zu kämpfen.
Rot-Weiss Essen: Zwei Abgänge im Rang-Team
Daniel Elzer und Max Jakob Hinterlang aus dem RWE-Vertriebsteam werden den Verein verlassen. Wie kompensieren Sie diese Abgänge?
Solche Dinge kommen vor, wir gehen im Guten auseinander. In Timo Brauer und Christoph Dinkelborg haben wir noch zwei Top-Leute in unserem Team. Beide machen einen super Job. Ich selbst werde in der Übergangsphase und in der Hauptvermarktungsphase operativ intensiv mitarbeiten. Wir suchen dennoch nach neuen Kolleginnen und Kollegen und sind da schon auf einem guten Weg.