Essen. Rot-Weiss Essen muss auf dem Transfermarkt noch einiges tun. Marcus Steegmann wendet sich nun an die RWE-Fans und hat eine gute Nachricht.
Wenn RWE-Trainer Christoph Dabrowski am kommenden Mittwoch (15 Uhr) auf dem Trainingsplatz an der Hafenstraße zum Aufgalopp für die neue Drittliga-Saison bittet, dürfte es auf dem Spielfeld übersichtlich zugehen. Den zehn Abgängen stehen bislang nur fünf Neuverpflichtungen gegenüber - da ist noch Luft nach oben, auch auf der Leistungskurve.
Die vergangenen Tage verliefen aus Sicht der RWE-Fans alles andere als erfreulich: Erst der plötzliche Abgang von Kapitän Vinko Sapina zum Ligakonkurrenten Dynamo Dresden, der wohl selbst den RWE-Coach in seinem Griechenland-Urlaub auf dem falschen Fuß erwischte, dann noch das endgültige Aussortieren von Außenbahn-Spieler Andreas Wiegel, der nicht einmal am Mannschaftstraining zukünftig teilnehmen kann. Und den Dabrowski vor einigen Wochen noch für seine „Krieger-Mentalität“ gerühmt hatte. Aber der Kampf ist wohl verloren.
Rot-Weiss Essen: Steegmann erklärt Wiegel-Abgang
Wiegel, der in der vergangenen Saison durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde. Und dem vor Wochen klar und deutlich gemacht wurde, dass man zukünftig ohne ihn plane. Die nun verschärfte Maßnahme hat wohl auch damit zu tun, dass man in der zukünftigen Zusammenarbeit negative Einflüsse auf den Trainingsbetrieb befürchtete. Und zur sportlichen Entscheidung möchte RWE-Sportdirektor Profifußball Marcus Steegmann nur so viel sagen: „Der Trainer möchte auf dieser Position mit einer anderen Energie in die Saison gehen.“
Was er damit meinte, wurde zwei Tage später mit der Verpflichtung von Robbie D‘Haese deutlich, einem 25-jährigen Belgier vom Zweitligisten Oostende, der künftig die rechte Seite beackern soll, als dribbelstark gilt und vor allem offensiv für neue Impulse sorgen soll. Und den man sich auf der Seite im Zusammenspiel zum Beispiel mit Nils Kaiser gut vorstellen könnte.
Und es könnte in den kommenden Wochen noch zwei weitere leere Spinde geben, wenn Verteidiger Aaron Manu und Moussa Doumboya, mit denen man ebenfalls nicht mehr plant, einen neuen Arbeitgeber fänden, wonach es zur Zeit aber noch nicht aussieht. Besonders Manu müsste darum bemüht sein, nach einem Jahr ohne echte Spielpraxis kann sich der lange Abwehrspieler eine weitere Saison ohne Einsätze kaum leisten, um nicht endgültig weg vom Fenster zu sein.
„Der Trainer möchte auf dieser Position mit einer anderen Energie in die Saison gehen“
Die Verpflichtung D‘Haeses aus dem eher oberen Verkaufsregal beruhigt ein wenig die RWE-Fanseele, die nach dem Weggang wichtiger Leistungsträger und dem Wegbrechen der Spielachse momentan in einer Mischung aus Depression und Prä-Abstiegsangst verharrt - dem erstaunlichen Dauerkarten-Verkauf zum Trotz. Steegmann, der momentan am liebsten sieben Handys gleichzeitig bedienen möchte, bittet in dieser Phase vor allem um eins: „Dass wir ein bisschen Geduld zeigen und alle mal wieder runterkommen, wir haben doch schließlich alle dasselbe Ziel.“
RWE-Transfers: Keine Spieler aus der Regionalliga im Visier
Bis zum Trainingsauftakt könnte noch ein Spieler, vielleicht sogar zwei, wenn die Verhandlungen zügig vorangehen, hinzukommen. Und, soviel kann er verraten, einer für die Offensivabteilung und der andere für die Defensive. „Und es werden keine Spieler aus der Regionalliga sein“, betont der Sportdirektor. Aber, auch das lässt Steegmann in diesen Tagen durchblicken, sei es gut denkbar, dass man mit zwei freien Stellen sogar in die neue Saison starten werde, „schließlich ist das Transferfenster noch zwei Monate geöffnet.“
Und da gibt es am Ende doch das eine oder andere Schnäppchen mit Spielern, deren Zweitliga-Träume sich im Endeffekt doch nicht realisierten. Der sportlich Verantwortliche weist in diesem Zusammenhang gerne auf die abgelaufene Saison hin: „Leonardo Vonic kam später zu uns, Marvin Obuz stieß erst spät in der Vorbereitung dazu, Lucas Brumme hat erst zum Saisonstart einen Vertrag bei uns unterschrieben.“ Drei Spieler, die anschließend keine lange Anlaufzeit brauchten und sofort „funktionierten“.
Rot-Weiss Essen verliert Sponsoren, Neue sollen kommen
Dass die Neuverpflichtungen bei Rot-Weiss eher schleppend vorankommen, dass aus dem erhofften „Big Deal“ mit dem Ex-Rot-Weissen Kai Pröger letztendlich doch nichts wurde, lässt die Kritiker vermuten, die RWE-Verantwortlichen säßen in der finanziellen Klemme, zumal einige Sponsoren ihren Abschied verkündeten: Ex-Finanzvorstand Sascha Peljhan (naketano) hat sein Sponsoring eingestellt, die ebe Essen scheidet aus, soll aber durch einen anderen städtischen Partner ersetzt werden, und auch „Gartenbau nach Maß“ soll sich ein Sponsoring nicht mehr leisten können. „Ein ganz normaler Vorgang, wie jede Saison: Sponsoren scheiden aus, andere kommen dafür hinzu“, erklärt Aufsichtsrats-Chef Andrè Helf die momentane Lage.
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Auch am Etat werde nicht gerüttelt. Ursprünglich hatte man ja mit etwa demselben wie in der Vorsaison geplant. „Durch das Erreichen des DFB-Pokals haben wir diesen aufgestockt, nach dem Abgang Sapinas und der zu erwartenden Ablösesumme wurde dieser nochmal erhöht“, so Helf.
Rot-Weiss Essen Jakob Golz wird nicht verkauft
Derweil hält sich Trainer Dabrowski mit Kommentaren in diesen Tagen zurück und wird seinen Kader wohl erst bewerten, wenn dieser vollständig ist. Und eine Beruhigung hat er: Torhüter Jakob Golz ist den Angeboten nicht erlegen. „Golz bleibt“, so Steegmann, der mit Freude registriert hat, dass die Nummer eins noch vor dem Trainingsstart seine individuelle Arbeit an der Hafenstraße bereits aufgenommen hat. Für Golz könnte es offensichtlich schon losgehen.