Essen. Teil zwei unseres großen Interviews mit RWE-Sportdirektor Marcus Steegmann. Es geht um die Kaderplanung bei Drittligist Rot-Weiss Essen.
Es herrscht reges Treiben im Stadion an der Hafenstraße. Jedoch sind es an diesem sonnigen Montagvormittag nicht die Spieler des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen, die über das Spielfeld laufen. Zahlreiche Greenkeeper kümmern sich sehr intensiv um den nicht an allen Stellen grünen Rasen, der dem Klub zuletzt viel Kritik eingebracht hat. Bis zum nächsten Heimspiel am 7. April gegen den MSV Duisburg bleibt noch etwas Zeit, um die Qualität des Platzes zu vebessern. „Die Sonne scheint, das hilft“, merkt RWE-Direktor Profifußball Marcus Steegmann an.
+++ RWE: Kein Gespräch mit Isi Young, Harenbrock soll bleiben +++
Zu seinen Hauptaufgaben gehört aktuell nicht die Rasenpflege, sondern vor allem die Kaderplanung. Die Verträge einiger Leistungsträger laufen aus. Fragezeichen stehen etwa hinter wichtigen Spielern wie Felix Götze oder Cedric Harenbrock. Im zweiten Teil unseres großen Interviews mit dem RWE-Kaderplaner sprechen wir über den Stand der Planung und den Abgang zweier Talente. Zum ersten Teil des RWE-Interviews geht es hier.
Die Kaderplanung für die kommenden Saison ist bei den Fans und im Umfeld ein heiß diskutiertes Thema. Einige befürchten einen sehr großen Umbruch, weil mehrere Leistungsträger möglicherweise nicht gehalten werden können. Können Sie diese Leute beruhigen?
Marcus Steegmann: Es gibt einige offene Personalien. Der Vertrag von Torben Müsel wurde verlängert. Unser Ziel ist es, noch den einen oder anderen Leistungsträger mehr zu behalten. Wir wollen nach aktuellem Stand keine Spieler mit laufenden Verträgen abgeben – Stichwort Jakob Golz, Vinko Sapina oder Lucas Brumme. Unser Ziel ist es, ein Gerüst zu behalten. Aber natürlich hat der eine oder andere Spieler durch gute Leistungen Anfragen bekommen oder erhält diese noch. Damit müssen wir umgehen und möglicherweise auch Alternativen vorbereiten, um reagieren zu können.
Cedric Harenbrock und „Isi“ Young sind zwei Spieler, die schon lange dabei sind. Die Verträge laufen im Sommer aus. Laufen die Gespräche mit beiden Spielern?
Mit Isi Young haben wir noch kein konkretes Gespräch geführt. Er ist ein verdienter Spieler, der mit RWE aufgestiegen ist. Danach hat er seinen Vertrag verlängert. Da gibt es wie bei anderen Personalien auch eine Abwägung der finanziellen Ressourcen. Cedric Harenbrock spielt eine richtig gute Saison. Er ist unser dienstältester Spieler. Wir würden den Vertrag mit ihm gerne verlängern. Beide Seiten wissen nach sieben gemeinsamen Jahren, was sie voneinander haben. Wir haben Cedric immer wieder unterstützt, auch nach seinen Kreuzbandrissen. In der letzten Saison hatte er eine sehr schwierige Phase. Mit dem stärkeren fußballerischen Ansatz kommt Cedric immer besser zur Geltung. Deswegen glaube ich, dass er vom Gesamtpaket her hervorragend zur Hafenstraße passt. Daher würden wir uns über eine Vertragsverlängerung sehr freuen.
Rot-Weiss Essen und Isi Young: Auch eine Frage des Geldes
Wir fassen das mal kurz zusammen: Cedric Harenbrock soll bleiben, Isi Young nicht unbedingt. Ist das so richtig interpretiert?
Da gehören auch finanzielle Überlegungen zu. Seit Ende der Winterpause zeigt die Formkurve von Isi Young nach oben. Er ist ein Spieler, der mit einer Aktion den Unterschied ausmachen kann und mit seinen Qualitäten gut zu unserem Spielsystem passt. Wir werden in naher Zukunft Gespräche führen und schauen, ob man zueinander findet.
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Über Marvin Obuz wurde zuletzt viel gesprochen. Hat RWE einen Haken hinter diese Personalie gesetzt oder gibt es noch ein wenig Hoffnung, sich doch mit ihm und dem 1. FC Köln einigen zu können?
Man muss schauen, wie es am Ende des Sommers aussieht. Es ist klar kommuniziert, dass er Leihspieler und somit Spieler des 1. FC Köln ist. Alle Seiten haben das Potential dieses Spielers gesehen. Christian Keller und ich waren uns einig darüber, dass dieser Spieler der 3. Liga seinen Stempel aufdrücken kann. Es macht aus meiner Sicht noch nicht viel Sinn, zum jetzigen Zeitpunkt Gespräche zu führen. Ich glaube, dass er erst zum 1. FC Köln zurückkehren und da seine Chance suchen wird. Wie es dann weitergeht, wird man sehen. Klar ist, dass sich Marvin bei Rot-Weiss Essen sehr wohlfühlt. Er hat sich hier sehr gut entwickelt. Für alle Beteiligten war es eine Win-Win-Situation. Grundsätzlich ist das ein Modell, das man künftig in Gesprächen mit anderen Klubs anbringen kann.
RWE-Entscheidung im Fall Berlinski erst sehr spät
Ein Spieler, der im Fanlager sehr polarisiert, ist Ron Berlinski. Auch sein Vertrag läuft aus. Wie ist der Stand und wie bewerten Sie das Personal für das Sturmzentrum?
Zum jetzigen Zeitpunkt planen wir mit maximal 22 Feldspielern und drei Torhütern. Tendenziell wird es wieder ein kleinerer Kader. Im Sturmbereich haben wir Leonardo Vonic und Moussa Doumbouya schon unter Vertrag. Vonic ist ein sehr spannender Spieler, als 2003er Jahrgang hat er schon zehn Scorerpunkte gesammelt. Geht die Entwicklung so weiter, werden wir noch viel Freude an ihm haben. Moussa Doumbouyas Formkurve zeigt in den letzten Wochen nach oben. Er bringt die Wandstürmer-Qualität mit in unser Spiel. Bei Ron Berlinski ist es ein Thema, das sich womöglich sehr spät final entscheiden wird. Er hat mit seiner Energie, die er aufs Feld bringt, die Hafenstraßen-Attribute.
Dann bleibt noch die Personalie Felix Götze. Als wir ihn im November zum Interview trafen, klang es sehr nach Verbleib in Essen. Das Gefühl hat man jetzt nicht mehr. Wie sieht es bei ihm aus?
Wir haben sehr früh mit ihm über eine mögliche Vertragsverlängerung gesprochen und sind im ständigen Austausch. Aktuell ist es so, dass Felix noch abwarten möchte. Das ist sein gutes Recht.
Ist es eine Frage des Geldes oder geht es um sportliche Ambitionen?
Felix Götze ist jetzt 26 Jahre alt und erstmals in seiner Karriere läuft sein Vertrag aus. Er sondiert für sich den Markt. Das ist bis zu einem gewissen Punkt menschlich und nachvollziehbar, auch wenn wir uns eine Unterschrift von ihm wünschen würden. Er fühl sich sehr wohl bei RWE, das sagt er immer wieder, das nehme ich ihm ab und es spiegelt sich auch in seinen Leistungen wider. Allerdings hat er die sportliche Ambition, so hoch wie möglich zu spielen. Am liebsten mit RWE. Mit seiner Spielweise passt er perfekt zu Rot-Weiss. Davon wollen wir ihn überzeugen.
Aus dem Nachwuchsbereich gab es zuletzt unerfreuliche Nachrichten. Ahmet Etri und Mats Preßler verlassen den Klub. Warum ist es nicht gelungen, die Talente von einem Verbleib zu überzeugen?
Wir haben Ahmet Etri eine sportliche Perspektive aufgezeigt und ihn frühzeitig in die erste Mannschaft integriert. Er hat bei uns trainiert und bekam auch Einsatzzeiten. Wir haben ihm für unsere Verhältnisse ein richtig gutes Angebot gemacht. Wenn jedoch ein Verein wie die TSG Hoffenheim kommt, dann kämpfen wir mit stumpfen Waffen. Grundsätzlich ist es unser Wunsch, pro Jahr mindestens einen Spieler aus unserem Förderwerk in der ersten Mannschaft zu integrieren. Wenn man jedoch eine hohe Ausbildungsentschädigung wie wir nun für Ahmet Etri erhält, kann man auch darauf stolz sein.
Können Sie diese beziffern?
Sie liegt knapp unter 80.000 Euro.
Trainer Christoph Dabrowski will ihn bei den Profis nicht mehr spielen lassen. Ist das für Sie nachvollziehbar?
Es war unsere gemeinsame Entscheidung, die ich voll unterstütze.
Rot-Weiss Essen verliert Mats Preßler an Mainz 05
Wie sah es bei Mats Preßler aus?
Er kam im vergangenen Sommer etwas gefrustet vom VfL Bochum zu uns. In den Gesprächen mit der Familie und Mats kam immer wieder zum Ausdruck, dass er sich hier sehr wohl fühlt. Er hat sich toll entwickelt. Es ging in den Gesprächen auch darum, dass beide Brüder gerne wieder zusammenspielen wollen würden. Dem hätten wir so entsprochen und wären bereit gewesen, eine Ausbildungsentschädigung an den VfL Bochum zu zahlen, was für einen Drittligisten nicht selbstverständlich gewesen wäre. Zudem haben wir einen klaren sportlichen und schulischen Plan aufgezeigt. Letztlich haben sie sich dagegen entschieden.
Mit Blick auf mögliche Neuzugänge fiel zuletzt der Name Yassine Bouchama von Preußen Münster. Ist er ein Thema?
Sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell ist er kein Thema.