Essen. Rot-Weiss Essen verliert seinen Kapitän Vinko Sapina an den Ligarivalen Dynamo Dresden. Viele RWE-Fans sind geschockt. Die Hintergründe zum Deal.

Die sportlichen Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen werden in der Sommervorbereitung wohl noch intensiver darüber nachdenken, welchem Spieler sie die Kapitänsbinde überreichen werden. Ein glückliches Händchen haben Trainer Christoph Dabrowski und seine Vorgänger zuletzt nicht bewiesen. Marco Kehl-Gomez, Dennis Grote, Daniel Davari, Daniel Heber, Felix Bastians und nun auch Vinko Sapina: Die Liste der Ex-Kapitäne, die an der Hafenstraße zunächst zu Hoffnungsträgern wurden und dann die Fans enttäuschten, ist am Donnerstagabend länger geworden. RWE-Kapitän Vinko Sapina wird den Verein trotz laufenden Vertrages verlassen und zum Ligarivalen Dynamo Dresden wechseln. Für viele Essener ist das ein Schlag in die Magengrube.

Es wäre für alle Beteiligten leichter zu verkaufen gewesen, wenn Sapina zu einem höherklassigeren Klub gewechselt wäre. Die Unterschrift beim letztjährigen Tabellennachbarn offenbart hingegen, dass es bei diesem Transfer in erster Linie ums Geld ging. Die Sympathien, die sich der Kroate in der abgelaufenen Saison beim Essener Anhang erarbeitet hat, sind dadurch schlagartig verspielt. Bei seiner Rückkehr an die Hafenstraße dürfte Sapina ein Pfeifkonzert zu erwarten haben, das jedenfalls lassen die ersten wütenden Reaktionen in den sozialen Netzwerken vermuten.

Rot-Weiss Essen: 250.000 Euro für Sapina werden sofort fällig

Es ist zu hören, dass Sapina in Dresden den „Vertrag seines Lebens“ unterschrieben hat. Vor einigen Tagen teilte er den Rot-Weissen mit, dass er zu Dynamo wechseln wolle. Der 28-Jährige hat für die kommenden drei Jahre bei den Ostdeutschen unterschrieben und kassiert im Vergleich zu seinem Arbeitspapier in Essen fast das doppelte Gehalt. Dieses könnte bei einem Aufstieg mit Dresden sogar noch steigen.

Cedric Harenbrock und Vinko Sapina (r.) werden beide nicht mehr für RWE auflaufen.
Cedric Harenbrock und Vinko Sapina (r.) werden beide nicht mehr für RWE auflaufen. © Funke Foto Services | Michael Gohl

Gleiches gilt für die finanzielle Entschädigung, die die Essener aus Dresden erhalten. Mit zusätzlichen Zahlungen, die etwa bei einem Aufstieg fällig würden, könnte RWE mehr als 300.000 Euro für Sapina kassieren. Rund 250.000 Euro werden sofort fällig. Wirtschaftlich gesehen ist der Transfer für die Essener ein gutes Geschäft. Vor einem Jahr hatte RWE eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 40.000 Euro für den Mittelfeldspieler an den SC Verl bezahlt. „Wir lassen ihn als unseren Kapitän natürlich höchst ungerne ziehen, sind aber nach Abwägung aller Argumente und insbesondere der wirtschaftlichen Bewertung zu dem Entschluss gekommen, seinem Wunsch nachzukommen und ihm die Freigabe zu erteilen“, wird RWE-Kaderplaner Marcus Steegmann in der Vereinsmitteilung zitiert.

RWE-Kapitän Vinko Sapina verpasste in der Rückrunde acht Spiele

Dass RWE dem Deal zugestimmt hat, hat nicht nur finanzielle Gründe. In der Rückrunde der abgelaufenen Drittliga-Spielzeit konnte Sapina nicht mehr an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen. Das lag in erster Linie daran, dass der gebürtige Ulmer aufgrund diverser Verletzungen acht Spiele verpasste und so in der entscheidenden Saisonphase nicht zu alter Form fand. Sapinas Einbruch könnte RWE letztlich den Aufstieg gekostet haben. Seine Gesundheit ist ein Risikofaktor, mit dem sich nun Dynamo Dresden auseinandersetzen muss.

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Darüber hinaus haben die Essener in Jimmy Kaparos (22, Schalke II) einen ähnlichen Spielertypen verpflichtet, dem die RWE-Verantwortlichen eine tragende Rolle zutrauen. Auch das hat bei der Abwägung eine Rolle gespielt.

Rot-Weiss Essen muss auf dem Transfermarkt nachlegen

Nichtsdestotrotz steht Rot-Weiss Essen nun auf dem Transfermarkt unter Druck. Denn mit Vinko Sapina, Felix Götze und Marvin Obuz hat RWE gleich drei wichtige Spieler verloren. Auch Cedric Harenbrock hat sich gegen einen Verbleib entschieden. Es sind die unbequemen Schattenseiten des Erfolgs. Die Essener Leistungsträger hatten sich in die Notizbücher höherklassiger und finanzstarker Klubs gespielt. Sapinas Name wurde von den gegnerischen Trainern immer wieder lobend erwähnt. Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass in Essen ein Ausverkauf droht, sollten die RWE-Verantwortlichen mit den zusätzlichen Einnahmen aus der Pokal-Qualifikation und der Sapina-Ablöse schon bald neue Namen präsentieren, die die Euphorie rund um die Hafenstraße aufrechterhalten.