Meppen. Die schwache erste Halbzeit beim 0:2 in Meppen macht Rot-Weiss Essen ratlos. Aber für die restlichen drei Spiele gibt’s nur eine Marschroute.

Rot-Weiss Essen ist um eine Enttäuschung reicher in dieser Saison. Dieses 0:2 (0:1) beim Abstiegskandidaten SV Meppen schmerzt umso mehr, weil sich RWE in der ersten Halbzeit mit einer indiskutablen Leistung selbst ins Abseits manövriert hatte und von einem energiegeladenen Gastgeber für die Passivität bestraft wurde. Der Schaden war dann auch nicht mehr mit einer engagierteren Halbzeit zu beheben. Dieses Spiel warf erneut viele Fragen auf, die niemand so recht beantworten konnte. Erklärungsversuche gibt es dagegen genug.

Nach der Pause drückte RWE plötzlich aufs Gaspedal, setzte Meppen unter Druck und wollte die Wende erzwingen. Doch mitten hinein in die eigene Druckphase patzte José-Enrique Rios Alonso erneut, als er einen Ball über wenige Meter direkt in die Füße von Marvin Pourié spielte. Der Meppener Angreifer reagierte blitzschnell, spielte Doppelpass mit dem ehemaligen Essener Marius Kleinsorge, dem Torschützen zum 1:0 (34.), und traf entschlossen zum 2:0 (58.).

Rot-Weiss Essen zeigt sich selbstkritisch nach Meppen-Pleite

„Das muss ich besser klären“, gestand Rios Alonso später. „Ich wollte es schnell machen, habe den Ball aber falsch getroffen.“ Doch man wird bei dieser Szene den Eindruck nicht los, dass dem Innenverteidiger auch da Konzentration und Gradlinigkeit fehlten.

Warum nur hat RWE in den ersten 45 Minuten so neben sich gestanden? Man wusste doch, dass es für die Gastgeber praktisch die letzte Chance im Abstiegskampf gewesen ist. „Wir waren zu 100 Prozent vorbereitet auf einen Gegner, der alles daransetzen würde, um zu punkten“, betonte Christoph Dabrowski. Seinen Spielern sprach er dagegen in Hälfte eins alle Tugenden ab: Intensität, Aggressivität, Zweikampfführung. Auch der Mut habe gefehlt, sich zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen und nach vorn zu spielen.

Mentalität und Körpersprache: Die Pleite von Meppen hat bei „Isi“ Young Spuren hinterlassen. Hier tröstet der Meppener Max Dombrowka, ein ehemaliger Rot-Weisser.
Mentalität und Körpersprache: Die Pleite von Meppen hat bei „Isi“ Young Spuren hinterlassen. Hier tröstet der Meppener Max Dombrowka, ein ehemaliger Rot-Weisser. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

„Wir haben in der ersten Halbzeit nicht so gespielt, wie wir es vorhatten“, räumte Rios Alonso ein, was jeder gesehen hatte. „Wir sind auch ein paar Mal in Konter gelaufen, waren dabei Unterzahl und nicht geordnet.“ Und ja, man müsse sich an die eigene Nase fassen, der Meppener Sieg sei hochverdient. Die Einsicht gut und schön, aber einen Grund fürs kollektive Versagen lieferte auch der Innenverteidiger nicht.

„Einsicht auch bei Angreifer Isaiah Young „Wir waren nicht wach, haben zu viele Fehler gemacht und standen nicht kompakt“, beschreibt er die Mängelliste. Man sei überhaupt nicht in die Zweikampf gekommen, zu langsam gewesen. „Fußball ist immer Mentalität“, findet der Flügelstürmer, der auch nach Fehlern die richtige Körpersprache fordert. Auch das keine neue Erkenntnis.

Rot-Weiss Essen bleibt nur die Flucht nach vorn

Nur, warum ließ RWE das alles vermissen? Warum rumpelte das Team in der Fremde so über den Platz? Schulterzucken. „In der Hinrunde haben wir es auswärts teilweise besser gemacht als zu Hause und gezeigt, dass wir es können“, erinnerte Rios Alonso. „Aber wir müssen das jetzt abhaken. Wir sind immer noch im Abstiegskampf.“

RWE bleibt auch nur die Flucht nach vorn. Drei Spiele sind es noch in dieser Saison, am nächsten Sonntag (13 Uhr) kommt es an der Hafenstraße zum Traditionsduell mit 1860 München, einer ambitionierten Mannschaft, die im Aufstiegskampf bereits gescheitert ist. Man müsse positiv bleiben, findet „Isi“ Young und im Heimspiel alles besser machen. „Mit einem Sieg können wir den Klassenerhalt schaffen. München ist ein geiler Gegner, das wird ein geiles Spiel. Wir sind bereit.“