Essen. „Wer den Ball am Fuß hat, ist bei uns die ärmste Sau“, so Thomas Eisfeld. Rot-Weiss Essens Regisseur mit Klartext über Spielidee und Offensive.
Thomas Eisfeld ist jemand, der das Spiel gestaltet und den Ball gerne am Fuß hat. Nun ja, eigentlich. Gerade macht es dem Zehner keinen Spaß, die Regie im Mittelfeld zu führen. Bei Rot-Weiss Essen häufen sich die Fehlpässe, die Laufwege wirken selten abgestimmt, die Mannschaft macht keinen eingespielten Eindruck. Kurzum: Es knirscht und hakt, auch zwischen den Akteuren.
Der 30-jährige Eisfeld lieferte sich gegen Waldhof (0:3) ein Wortgefecht mit Ron Berlinski. Der Stürmer rannte oft los hinter die Mannheimer Abwehrkette, wollte den Pass in die Tiefe und bekam ihn nicht. Berlinski stand mehrfach im Abseits, agierte zu überhastet – symptomatisch. Das bewegte Eisfeld zu folgender Aussage: „Der Spieler, der den Ball am Fuß hat, ist bei uns die ärmste Sau.“
Rot-Weiss Essens Eisfeld: „Es ist schwierig für uns“
Nach der Niederlage zog er Fazit, das nachhallen wird: „Es ist momentan sehr schwierig für uns. Wir haben kaum Ballbesitz gehabt und Chancen kreiert. Wir kommen nicht in die gefährlichen Räume und haben viele Missverständnisse. Der eine will den Ball in die Tiefe haben, der andere auf den Fuß. Dadurch verlierst du Kontrolle.“ Und Spiele.
RWE und die Offensive, es ist das große Thema der Saison. Zu Beginn der Drittliga-Runde passte es hinten nicht. Zu viele Gegentore. Dieses Problem bekam Christoph Dabrowski schnell in den Griff. Ein Konzept, wie die Rot-Weissen nachhaltig mehr Kreativität und Torgefahr auf den Platz kriegen, das fehlt offensichtlich. Mal lange Bälle, mal Ballbesitz, mal Angriffspressing – es ist nicht zu erkennen, wofür RWE stehen möchte, schon seit längerem.
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„Uns ist das Spiel mit dem Ball abhanden gekommen, in der Regionalliga wollten wir ihn haben und haben uns Chancen herausgespielt“, sagte Eisfeld über den fehlenden Esprit. Und: „Wir sind uns nicht einig, wie wir mit dem Ball spielen wollen.“
Eisfeld kritisiert die Spielweise, nicht den Trainer
Das Kicken hat er bei Borussia Dortmund und bei Arsenal, als dort Arsene Wenger das Sagen hatte, ein Advokat des gepflegten, schönen Fußballs. Lange ist’s her, die Zeiten in Essen sind andere. „Wenn ich den Ball am Fuß hatte, war es immer schwierig, Mitspieler in den Räumen zu finden, die ich sehe. Mitspieler sehen andere Räume. Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte macht, wird es schwierig.“
Kritik an Dabrowski sei das nicht, betonte Eisfeld auf Nachfrage – denn eigentlich müsste der Coach doch die Spielweise vorgeben. „Wir sitzen alle in einem Boot. Der Trainer ist nicht allein Schuld, wir Spieler müssen es besser machen.“
Im Training klappe es. Dort erarbeite sich das Team Lösungen, kreiere Chancen. „Aber Training ist immer etwas anderes. Die Gegner stellen sich auch auf uns ein“, meinte Eisfeld. Hinzu kommt die Psyche. RWE hat zwar, wie vor der Waldhof-Pleite, fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, aber die Stimmung schlug am Sonntag um. Nur ein Sieg in sieben Spielen, keine Entwicklung, eher eine Stagnation.
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Eisfeld über Zwickau: „Müssen uns Lösungen erarbeiten“
Mut und Vertrauen brauche es nun, forderte Eisfeld vor dem Endspurt im Abstiegskampf, der es in sich hat: Direkte Duelle im Wochentakt, los geht’s beim FSV Zwickau (So., 14 Uhr), der zuhause „eklig“ zu bespielen sei. RWE müsse sich jetzt gemeinsam Lösungen erarbeiten, so Eisfeld: „Es ist egal, ob wir auf den zweiten Ball gehen, brutal auf Ballbesitz spielen oder eher hinter die Kette gehen.“
Das ist eine grundlegende Frage. Dass Rot-Weiss Essen diese nach 32 Spieltagen offenbar noch nicht beantwortet hat, ist kein gutes Zeichen.