Essen. Ein Spieler von Rot-Weiss Essen ist von eigenen Fans rassistisch beleidigt worden. Der Verein reagiert, doch das reicht nicht. Ein Kommentar.
Ausgerechnet ein Sieg markiert den absoluten Tiefpunkt der Saison des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen. Am Dienstagabend zog RWE durch einen mühsamen 6:5-Erfolg nach Elfmeterschießen beim Regionalligisten 1. FC Bocholt in das Finale des Niederrheinpokals ein. Freude konnte darüber im RWE-Lager nicht aufkommen. Zu schwach war die sportliche Darbietung, die mit Blick auf die letzten Monate kein Ausrutscher war, zu erschütternd war die Reaktion einiger Chaoten aus dem RWE-Fanlager, die aufgrund einer dürftigen sportlichen Leistung einen ihrer eigenen Spieler rassistisch beleidigten.
Rot-Weiss Essen: Lawrence Ennali rassistisch beleidigt
Bocholt-Spieler Kevin Grund, der selbst viele Jahre an der Hafenstraße spielte, habe mitbekommen, wie RWE-Profi Lawrence Ennali "beleidigt wurde und auch geweint hat". Ein skandalöser Vorfall, auf den der Verein am Tag nach dem Spiel mit einem Statement reagierte. "Deutlich wahrnehmbare und üble Beleidigungen gegen einige unserer Spieler, nicht wenige davon zudem auch noch deutlich rassistisch, werden wir nicht hinnehmen", schrieb der Klub. Eine angemessene, aber auch selbstverständliche Reaktion, bei der es jedoch nicht bleiben darf.
Rot-Weiss Essen wurde in der Vergangenheit vorgeworfen, nicht genug gegen Gewalttäter und rechte Ströme in der Fankurve zu unternehmen. Diesen Vorwurf entkräftete der Klub zu Beginn dieser Saison, als Stadionverbote gegen 76 Fans verhängt wurden. Das Problem haben die Essener dadurch offensichtlich noch nicht in den Griff bekommen, auch wenn Zeugen des Vorfalls in Bocholt in Sozialen Netzwerken bekräftigten, dass es nur einzelne Personen waren, die Ennali rassistisch beleidigten.
RWE-Fans sollten ein Zeichen setzen
Positiv hervorzuheben sind die zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Ennali im Netz. Auch beim kommenden Heimspiel sollten die echten RWE-Fans zeigen, dass sie und ihr Verein für etwas anderes stehen. Der Spieler Lawrence Ennali sollte mitbekommen, dass sich die überwältigende Mehrheit der Fans vom rechten Abschaum distanziert. Dabei geht es auch nicht darum, Personen oder Gruppierungen, die das Gewaltmonopol in der Fanszene erlangt haben, in der Kurve die Stirn zu bieten. Das wäre zu gefährlich. Transparente oder Sprechchöre und Applaus für den Spieler würden auch ein starkes Zeichen gegen Rassismus setzen.
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Damit ließe sich auch pauschalisierenden Vorwürfen vorbeugen, die der Verein aktuell erst recht nicht gebrauchen kann. Rot-Weiss Essen hofft nach der Rückkehr in den Profifußball auf den Ausbau seines Stadions. Neue Parkmöglichkeiten wären ebenfalls dringend notwendig. Mindestens 20 Millionen Euro würde das kosten, wie eine erste Machbarkeitsstudie ergeben hat. Am Zug ist jedoch die Politik, nicht der Verein. Negativschlagzeilen dieser Art sorgen nicht unbedingt für Wohlwollen bei den Entscheidungsträgern.
Rot-Weiss Essen: Dabrowski muss einen besseren Job machen
Klar ist jedoch auch, dass der Rassismus-Eklat in Bocholt nicht über die Essener Alltagsprobleme hinwegtäuschen darf. Seit Monaten spielt Rot-Weiss Essen keinen guten Fußball. In der Rückrunde gelangen nur zwei Siege in zehn Spielen. Keine Mannschaft erzielte innerhalb dieses Zeitraums weniger Tore. Trainer Christoph Dabrowski steht zurecht in der Kritik. Die sportliche Entwicklung der Mannschaft spricht aktuell gegen ihn, eine Handschrift des Trainers ist nicht erkennbar. Der Ex-Profi wirkte zuletzt ratlos, überraschende Umstellungen wie in Saarbrücken gingen in die Hose. Dabrowski muss schnell einen Weg finden, um sein Team wieder in die Spur zu bekommen, sonst wird es eng für ihn und seinen Klub.
Rot-Weiss Essen: Fans dürfen ihren Unmut äußern
Die treuen Fans von Rot-Weiss Essen haben jeden Grund, schwache Leistungen zu kritisieren, zu pfeifen und zu schimpfen. Wer möchte, kann den Support auch einstellen und zu Hause bleiben. Kein noch so treuer Anhänger hat jedoch das Recht, andere Menschen zu beleidigen, erst recht nicht aufgrund ihrer Hautfarbe.