Essen. Die Machbarkeitsstudie zum Ausbau des Stadions an der Hafenstraße von Rot-Weiss Essen liegt vor. Was jetzt die nächsten Schritte sind.
Sportlich kämpft Rot-Weiss Essen um den Klassenerhalt in der 3. Liga. Hinter den Kulissen arbeiten Verein und Stadt Essen gemeinsam daran, RWE jenseits des Platzes besser für die Zukunft aufzustellen. So liegt die Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße nun vor.
Die städtische Grundstücksverwaltung GVE hatte die Planer des 2012 fertiggestellten Stadions mit der Studie beauftragt. Konkret geht es um die vier Stadionecken. Diese zu schließen wäre machbar, berichtet GVE-Geschäftsführer Dirk Miklikowski.
Das Ergebnis überrascht nicht, waren doch schon beim Bau des Stadions die technischen Voraussetzungen für eine spätere Erweiterung in zwei Ausbaustufen getroffen worden. Aktuell verfügt das Stadion über 20.300 Plätze. Durch das Schließen der Ecken würde sich die Zuschauerkapazität um rund 8500 Plätze erhöhen. Außerdem kämen zu den vorhandenen elf Logen weitere 17 hinzu sowie Funktionsräume im Inneren.
Technische Voraussetzungen für den Ausbau wurden bereits 2012 geschaffen
Neben technischen und baurechtlichen Fragen galt es aus Sicht der GVE vor allem, die zu erwartenden Kosten zu ermitteln. „Der Ausbau wird auf jeden Fall mehr als 20 Millionen Euro kosten“, berichtet Dirk Miklikowski.
Wie teuer es am Ende wird, hängt nach den Worten des GVE-Chefs davon ab, für welche Variante sich die Stadt entscheidet. Hintergrund: Mit dem Ausbau des Stadions stellt sich auch die Frage nach zusätzlichen Parkplätzen. Laut GVE geht es um 300 Stellplätze. Die Machbarkeitsstudie beinhaltet deshalb auch den Bau eines Parkhauses auf dem Stadiongelände, was die Kosten allerdings weiter nach oben treiben würde. Miklikowski nannte dazu keine konkreten Zahlen. Zwingend notwendig wäre ein Parkhaus nicht.
Für das Schließen der Ecken rechnet die städtische Grundstücksverwaltung mit einer Bauzeit von mindestens drei Jahren. Um sicherzustellen, dass der Spielbetrieb nicht gestört wird, erachtet es die GVE als sinnvoll, den Ausbau in zwei Bauabschnitte zu unterteilen – mit jeweils zwei Ecken. „Das wäre der optimale Ablauf. In einem Rutsch durch zu bauen, wäre schwierig“, so Miklikowski.
Die GVE hat die Ergebnisse inzwischen an die städtische Beigeordnete für Sport und Verkehr, Simone Raskob, übergeben. Die Verwaltung muss nun die nächsten Schritte vorbereiten bis hin zu einem politischen Beschluss. Essens Sportdezernentin Simone Raskob kündigte an, die Verwaltung werde noch vor der politischen Sommerpause einen abstimmungsreifen Vorschlag in die Debatte einbringen.
Rot-Weiss Essen steht in der Zuschauer-Tabelle der 3. Liga auf dem zweiten Platz
Dabei dürfte es auch um ein Verkehrskonzept gehen. Denn seit dem Aufstieg aus der Regionalliga-West in die 3. Bundesliga hat sich die Zuschauerzahl im Stadion an der Hafenstraße nahezu verdoppelt. „Die Auslastung stößt damit an ihre Grenzen“, sagt RWE-Vorstand Marcus Uhlig.
Durchschnittlich besuchten 16.415 Fans die bislang 14 Heimspiele dieser Saison. Damit hat Rot-Weiss Essen in der 3. Liga den zweithöchsten Zuschauerschnitt nach Dynamo Dresden. Zum Vergleich: In der Regionalliga besuchten im Durchschnitt 9400 Zuschauer die Spiele von RWE an der Hafenstraße. Den gestiegenen Zuspruch bekommen auch Anwohner im Umfeld des Stadions zu spüren. Bei Heimspielen sind Straßen in Vogelheim und Bergeborbeck regelmäßig zugeparkt.
Jeder Zuschauer gibt im Stadion an der Hafenstraße durchschnittlich neun Euro aus
Rot-Weiss Essen würde der Stadionausbau zusätzliche Einnahmen bescheren, nicht nur durch den Verkauf zusätzlicher Tickets. Jeder Zuschauer lässt im Schnitt neun Euro im Stadion für Bier oder Bratwurst. Lukrativ wäre insbesondere die Vermietung weiterer Logen, die RWE laut Uhlig in verschiedenen Größen anbieten möchte.
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Geschlossene Ecken böten auch den Besuchern auf den Steh- und Sitzplätzen mehr Komfort, vor Wind und Wetter wären sie geschützt. Und nicht zuletzt könnte das Awo-Fanprojekt „nach Hause“ kommen und sich in den Ecken einrichten.
Das Essener Stadion soll sportlich auch höheren Ansprüchen genügen
Zu den Planungen von Stadt und GVE sagt Marcus Uhlig: „Wir sind interessierter Beifahrer.“ Das Steuer halten sie nicht in der Hand. RWE kann nur Wünsche äußern und versuchen, die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung zu überzeugen, dass ein Ausbau sinnvoll wäre.
Aus Sicht der Stadtverantwortlichen soll das Stadion an der Hafenstraße sportlich höheren Ansprüchen genügen. Eine Bewerbung Essens als Austragungsort für die Fußballeuropameisterschaft der Frauen hatte der Deutsche Fußballbund mit Hinweis auf die zu geringe Zahl an Sitzplätzen zurückgewiesen.
In einer weiteren Ausbaustufe ließe sich die Zuschauerkapazität durch die Aufstockung der Tribünen um einen zweiten Rang sogar auf 35.000 Plätze erweitern. Das wäre bundesligareif und bleibt bis auf weiteres Zukunftsmusik.
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