Essen. Sandro Plechaty, feste Größe der Meister-Mannschaft, hatte gegen Bayreuth den ersten Drittliga-Einsatz seit August. So bewertet er sein Comeback.
Es wäre die Krönung gewesen. Zehn Minuten waren regulär noch zu spielen, Rot-Weiss Essen führte gegen die SpVgg. Bayreuth mit 2:0, als der eingewechselte Sandro Plechaty plötzlich alleine auf Bayreuths Keeper Sebastian Kolbe zulief. Er versucht es an der Strafraumgrenze mit einem Lupfer, der geriet allerdings zu zaghaft, sodass Kolbe den Ball locker herunterfischen konnte. Chance vertan. Schade, der Angreifer hätte hinter seinem Comeback noch ein Ausrufezeichen setzen können.
Plechaty war lange nicht gesehen. Monatelang war er von der Bildfläche verschwunden, er spielte keine Rolle mehr beim Drittligisten von der Hafenstraße, diente allenfalls als Sparringspartner im Training. Und vermisst wurde er von den Fans wohl kaum, obwohl er doch in der gefeierten Regionalliga-Meistermannschaft eine feste und zuverlässige Größe gewesen war, eine treibende Kraft im Spielaufbau. Nur ein einziges Regionalliga-Spiel (Gelb-Sperre) von immerhin 38 hatte der Fußballer in der vergangenen Spielzeit verpasst.
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Sandro Plechaty stand zum Saisonauftakt bei RWE in der Startelf
In den ersten beiden Drittliga-Partien stand er entsprechend in der Startelf, offenbarte aber wie die gesamte Mannschaft Anpassungsprobleme. In der Defensive fehlte ihm die Robustheit, nach vorn die Durchschlagskraft. Und weil’s nicht lief, rüstete RWE nach, verpflichtete Andreas Wiegel, der als Top-Verstärkung nicht mehr wegzudenken ist und als Rechtsverteidiger die unumstrittene Nummer eins ist. Der junge Meiko Sponsel hatte bislang ebenfalls die Nase vorn, und Youngster Mustafa Kourouma ist ja auch noch da. Für Plechaty, der bei RWE einen Vertrag bis 2024 besitzt, reichte es mitunter nicht einmal mehr für das Spieltagsaufgebot.
Zum allem Elend musste er zum Jahreswechsel nach einem Muskelbündelriss lange pausieren und verlor gänzlich den Anschluss. „Er soll jetzt erst einmal in Ruhe wieder gesund werden und dann neu angreifen. Wir wissen, was wir an einem fitten, selbstbewussten Sandro Plechaty haben“, sagte RWE-Sportchef Jörn Nowak damals. Und Trainer Christoph Dabrowski hatte jüngst erst betont, dass er allen Spielen im Kader zu 100-Prozent vertraue und die Worte nun auch umgesetzt. Enttäuscht wurde er nicht.
Rot-Weiss Essen im Glück
Dem einen oder anderen Anhänger von Rot-Weiss Essen dürfte in der Partie gegen Spvgg. Bayreuth nach einer halben Stunde der Schreck in die Glieder gefahren sein. Andreas Wiegel spielte den Ball beim Stand von 0:0 im Strafraum zurück zu Torhüter Jakob Golz, der den Ball aufnahm. War das nicht regelwidrig und hätte es nicht Freistoß für Bayreuth geben müssen?
Das Portal „liga3-online“ hat in dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati einen Experten für solche Fälle. Der kommentiert die Szene im Essener Strafraum wie folgt: „Bei der Frage, ob ein Rückpass vorliegt, ist zu klären, ob es sich um ein kontrolliertes Zuspiel auf den Torwart handelt. Dass der Schiedsrichter diese Frage hier verneint und weiterspielen lässt, ist schon exklusiv, denn einen Klärungsversuch aus der Bedrängnis heraus von Wiegel ist nicht erkennbar. Das ist ein gewolltes und kontrolliertes Zuspiel zu Keeper Golz, der den Ball auch noch aufnimmt. In dieser Szene hätte es einen Freistoß für Bayreuth – an der Stelle, an der Golz den Ball aufnimmt – geben müssen, so dass eine Fehlentscheidung vorliegt.“
Erkältungswelle bei Rot-Weiss Essen spült Plechaty an die Oberfläche
Als RWE vor Kurzem von einer Erkältungswelle erfasst wurde, hat diese Sandro Plechaty wieder an die Oberfläche gespült. Wiegel krank, Sponsel krank – im Niederrheinpokal-Viertelfinale beim Wuppertaler SV (1:0) gehörte der 25-Jährige erstmals wieder zur Startelf und machte einen guten Job. Nicht als Verteidiger, sondern im Mittelfeld. Gegen Bayreuth wurde er zur 70. Minute eingewechselt, ebenfalls offensiv ausgerichtet.
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Die offensivere Rolle scheint ihm sowieso mehr zu liegen als die Rechtsverteidiger-Position. „Eigentlich bin ich ein gelernter Offensivspieler, wurde dann aber umgeschult auf die Defensive. Mir macht beides genauso viel Spaß. Wo der Trainer mich aufstellt, da spiele ich auch“, sagt Plechaty.
„Sehr schön, wieder auf dem Platz zu stehen und der Mannschaft zu helfen“, sagt Plechaty nach dem ersten Drittliga-Einsatz seit August. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass er am kommenden Samstag bei Erzgebirge Aue (14 Uhr) wieder ran darf, ist gering, sofern sich der Kader wieder komplettiert hat. Resigniert hat Plechaty allerdings nicht. Er sagt selbstbewusst: „Ich weiß, dass ich Qualitäten habe.“ Seine Devise: ruhig bleiben und hart an sich arbeiten, der Rest kommt irgendwann von selbst. Sandro Plechaty will um seine nächste Chance kämpfen. Wenn er sie bekommt, „muss man sie bestmöglich nutzen“. Und wenn möglich, besser als am Sonntag in der 79. Minute vor dem Bayreuther Tor.
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