Essen. Rot-Weiss Essen hat seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen und dabei nur drei Tore erzielt. Darum ist der Sportdirektor dennoch zuversichtlich.
Das Drittliga-Derby zwischen Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg hallt noch nach. Nicht nur wegen der Bestandsaufnahme der unschönen Szenen nach Spielschluss (u.a. Böllerwurf, Platzsturm), sondern auch die sportliche Analyse nach dem 1:1 beschäftigt die Verantwortlichen und das Umfeld. RWE war gegen die „Zebras“ die bessere Mannschaft, doch wieder einmal mangelte es den Rot-Weissen an Durchschlagskraft und Effizienz vor dem gegnerischen Tor, um als Derbysieger vom Platz gehen zu können. Ärgerlich. Die Offensive bleibt eine Problemzone.
Das belegen auch einige Zahlen. Fünf Tore erzielte RWE beim VfB Oldenburg (5:3) Anfang November – ein offensives Träumchen. Es war ein wildes, turbulentes Spiel, am Ende weitgehend befreit von taktischen Fesseln. Seither aber tun sich die Essener schwer mit dem Toreschießen. Seit sechs Spielen haben sie nicht mehr gewonnen, allerdings auch nur einmal – 0:3 in Elversberg – verloren. Ausgerechnet beim souveränen Spitzenreiter besaßen sie in der ersten Hälfte die größeren Chancen, bekamen aber den Ball nicht über die Torlinie. Pech, Unvermögen, zu wenig Entschlossenheit – wohl von allem etwas.
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Rot-Weiss Essen spielte fünf Mal Remis in sechs Spielen
Fünf Mal spielte RWE nach dem Oldenburg-Spiel remis, erzielte dabei nur drei Tore, und die alle nach Standardsituationen. Wie am vergangenen Sonntag gegen den MSV, als der 1:0-Führung durch Rios Alonso eine Freistoßflanke vorausging. Ist der Angriff der Rot-Weissen zu harmlos, qualitativ gut genug?
Abwehrmann Felix Bastians ist mit sechs Treffern – davon drei Elfmeter – der erfolgreichste Torschütze. „Ich wollte mich mal bewerben vorne für die Position auf dem Pin“, sagte Bastians mal mit einem gehörigen Augenzwinkern. „Das ist deutlich angenehmer, da kann weniger passieren.“ Ja nachdem, wie man es sieht.
Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:
- Remis gegen den MSV: Schiri hat sich wohl bei RWE entschuldigt.
- RWE – MSV: Ordner erleiden Knalltrauma – Platzsturm.
- Rot-Weiss Essen: Uhlig übt nach 1:1 deutliche Kritik am Schiri - „richtig schlecht“.
„Fakt ist, dass wir aus unseren gefährlichen Situationen zu wenig machen und zu viele Tore kassieren bei den Chancen, die wir den Gegnern bieten“, stellt RWE-Sportdirektor Jörn Nowak fest. Jüngstes Beispiel: Duisburg war kaum torgefährlich, doch der Freistoß von Moritz Stoppelkamp traf letztlich ins Ziel, weil Oguzhan Kefkir die Zwei-Mann-Mauer auflöste, so dass der Ball den Weg ins kurze Eck des Essener Tores fand zum Ausgleich. Es gilt wie immer, das rechte Maß zu finden. Der SC Freiburg hat wie RWE 26 Tore erzielt, aber nur 23 bekommen (RWE 32). Der SC ist Tabellendritter.
Rot-Weiss Essen muss im Training an Abschlussschwäche arbeiten
„Grundsätzlich bin ich froh, dass wir uns Torchancen erspielen und erarbeiten“, sagt Nowak. Man sei aber wiederum nicht konsequent, nicht zielstrebig genug, um daraus Kapital zu schlagen. „Es gibt so Phasen in der Saison. Daran müssen wir im Training arbeiten und uns auch das nötige Selbstvertrauen holen.“ Bleibt zu hoffen, dass es nur eine Phase ist, denn immer nur ein Punkt pro Spiel, das könnte dann auch mal eng werden.
Dass ausgerechnet Bastians, ein Verteidiger, erfolgreichster Schütze ist, stört Nowak nicht. Es sei doch egal, wer die Tore macht. „Wenn alle Spieler im Kader am Ende drei Treffer hätten, wäre das ja auch okay.“ Überhaupt: Nur vier Spieler in der Liga haben bisher zehn Tore oder mehr erzielt: Arslan (Dresden/13), Schnellbacher (Elversberg/12), Prtajin (Wehen-Wiesbaden/10) und Vermeij (Freiburg /10).
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Zum Vergleich: Ron Berlinski hat fünf Mal getroffen, Simon Engelmann vier Mal – jeweils zwei Assists kommen bei beiden hinzu. „Isi“ Young reißt zwar Lücken, doch zwei Tore und drei Vorlagen sind eigentlich zu wenig für dessen oftmals herausragende Vorarbeit. Und das flinke Leichtgewicht Lawrence Ennali: zwei Tore, eine Vorlage – könnte besser sein.
Neuverpflichtung Torben Müsel hat neue Dinge ins RWE-Spiel eingebracht
Natürlich haben die Rot-Weissen Bedarf in der Offensive gesehen, sonst hätten sie nicht vor gut einer Woche Torben Müsel verpflichtet. Nowak sieht es als Ergänzung: „Er bringt Dinge in unser Spiel, die wir so vorher nicht hatten.“ RWE ist zufrieden mit dem Debüt des Neuen wie überhaupt mit der gesamten Mannschaft: „Es war die beste Leistung nach der Winterpause.“
Das macht Mut für die Aufgabe am kommenden Montag bei Viktoria Köln (19 Uhr, Sportpark Höhenberg). Allerdings ist der Einsatz von Simon Engelmann nach wie vor fraglich (Mandelentzündung).
Vielleicht schlägt ja irgendwann die Stunde von Mittelstürmer Luca Wollschläger, der am Mittwoch 20 Jahre alt geworden ist. Bislang kommt der „Lange“ auf 41 Einsatzminuten. „Er hat sich in der Wintervorbereitung deutlich verbessert und zeigt gute Leistungen im Training“, sagt Jörn Nowak. „Ich bin überzeugt, dass er noch seine Einsatzzeit bekommen wird.“ Eine neue Variante brächte der 1,95m-Angreifer auch ins Spiel.
Rot-Weiss Essen – MSV Duisburg: So lief das 1:1-Derby.