Essen. Bei der U23 des BVB war er der Buhmann, dann lieferte Jakob Golz ab: So wurde der Keeper zu Rot-Weiss Essens unumstrittenen Nummer eins.
In dem Moment, als der Ball die Linie überquerte, lag er auf dem Boden und schaute in den strahlend blauen Dortmunder Himmel. Torwart Jakob Golz machte den folgenreichen Fehler um 14.22 Uhr: Er wollte Dortmunds Bradley Fink austanzen, doch der Borusse luchste ihm den Ball ab und schob ihn ins leere Tor.
Ein Patzer sondergleichen, die Partie verlor Rot-Weiss Essen auch noch 0:1. Nach dem vierten Spieltag war der Aufsteiger Letzter. Es war ein Tiefpunkt – für Golz und RWE. Manch ein Fußballprofi ist an solchen Situationen schon zerbrochen, doch was dann folgte, war bemerkenswert.
Rot-Weiss Essen und Jakob Golz haben sich gesteigert
Die Essener arbeiteten sich Schritt für Schritt aus dem Keller heraus – und Golz sicherte seiner Elf gleich mehrfach Punkte mit starken Reflexen und Paraden. Es scheint, als habe ihn der Fehler stärker gemacht. Die Zahlen, die wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner „Createfootball“ analysieren, belegen das.
Lesen Sie hier: Teil eins der Datenanalyse – So hat sich RWE stabilisiert.
52 Prozent der Schüsse hielt Golz an den ersten fünf Spieltagen, ab Drittliga-Partie Nummer sechs waren es 83 Prozent. Dass das Team von Christoph Dabrowski weniger Gegentore kassiert, liegt somit auch an dem 24-jährigen Torwart, der sich zu einem sicheren Rückhalt bei Rot-Weiss entwickelt hat.
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„Jeder Spieler muss aber auch eine mentale Robustheit aufbauen, um sich aus den Situationen herauszuziehen. Die Situation muss man vernünftig einschätzen und dann im Training hart arbeiten, um dann erfolgreiche Spiele zu absolvieren“, antwortet Trainer Dabrowski auf die Frage, wie sich Golz nach dem Fehler zurückgearbeitet habe. Ein Lob gibt er auch Torwarttrainer Manuel Lenz, der einen Anteil an Golz’ Entwicklung habe: „Manuel pflegt einen sehr guten Umgang mit den Torhütern und ist ein hervorragender Trainer.“
RWE-Trainer Dabrowski: „Er ist ein sehr guter Rückhalt“
Ohnehin habe Dabrowski nie an Golz gezweifelt. „Er hat sich absolut stabilisiert und ist ein sehr guter Rückhalt für die Mannschaft“, sagt Dabrowski über den gebürtigen Hamburger, der an der Hafenstraße schon einige Aufs und Abs erlebt hat. Zunächst saß er auf der Bank, kam nicht an Daniel Davari vorbei. Unter Christian Titz schließlich rückte er in die erste Elf, dann hatte wieder Davari die Nase vorn. Seit dem Frühjahr 2022 ist er nun die Nummer eins.
„Es gibt Potenzial nach oben, aber es wird von Spiel zu Spiel besser“, sagt Golz selbst. „Ich bin der Meinung, dass ich mittlerweile gut angekommen bin. Ich versuche, mutiger bei der Strafraumbeherrschung zu werden.“
Rot-Weiss Essen spielt mehr lange Bälle
Das zeigen auch unsere Daten: Golz pariert deutlich mehr gegnerische Schüsse und verhinderte dadurch mehr Gegentore. So hat er vor seiner Verletzung – den fünften Spieltag in Bayreuth verpasste er – 1,2 Gegentore pro Spiel „verschuldet“, nach der Pause „verhinderte“ er etwa 0,6 Gegentore pro Partie. Das zeigt der Wert der „Expected Goals“ (xG), die er verhindert hat.
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Jakob Golz tritt auch in der Spieleröffnung anders auf. Wie seine Mitspieler schlägt er den Ball verstärkt lang nach vorne und entscheidet sich somit dagegen, mit Kurzpässen das eigene Spiel aufzubauen. In Freiburg leitete er sogar mit einem langen Diagonalschlag die 1:0-Führung ein. Das geht auf: RWE schießt mehr Tore und spielt sich auch mehr Chancen heraus. 6,3 sind es im Schnitt seit dem sechsten Ligaspiel. Davor waren es 4,4.