Uralt-Ultra-Präsident in seiner Abschiedskolumne über die 76 Hausverbote und über die kommende Aufgabe beim Ex-Trainer Christian Neidhart.

Über ein Jahrzehnt habe ich während der Vorweihnachtszeit, - also ab Juni - mit Genuss Aachener Printen verdrückt. In diesem Jahr gönne ich mir den legendären Dresdner Stollen. Dritte Liga halt, auch Gebäcktechnisch. Vorbei sind die Zeiten, wo man sich die dicksten Rosinen rauspicken muss. Jede Partie ist was Besonderes, ähnlich einem Pokalfight, egal was am Ende dabei rumkommt. Wie in besten Zeiten fiebere ich von Spiel zu Spiel. Ausgerechnet gegen Dynamo fieberte ich auch innerlich, musste gesundheitlich passen. War schon hart.

Doch was sollen erst die 76 Personen sagen, welche mit einem dreijährigen Hausverbot belegt wurden? Klar, dass diese Maßnahme nicht widerspruchslos aus dem Umfeld der Ultras hingenommen wurde. Ist deren gutes Recht. Es muss doch möglich sein zu klären, ob die Hausverbote zu Recht erfolgten. Rot-Weiss Essens Image taugt nicht für Hochglanzprospekte.

Gegen Gewalttäter wurde in all den Jahrzehnten niemals konsequent und nachhaltig vorgegangen. Zu Zeiten, als von Ultras noch gar keine Rede war. Endlich Nägel mit Köppen gemacht, so der Tenor der Mehrheit der Fans. Das Problem ist angepackt, aber der Weg bis zu einem friedfertigen Umfeld ist steinig. Sehr steinig. Stadionverbote für überführte Gewalttäter halte ich für zwingend notwendig, völlig egal, ob Ultra oder nicht.

Überhaupt kann ich mit dieser Katalogisierung wenig anfangen. Was heißt schon „aktive Fanszene“ und was versteht man allgemein unter „Normalos“? Sind wir denn nicht alle Fans von Rot-Weiss Essen? Fußballfan und normal. Ein Widerspruch in sich. Irgendwann muss/wird ein Dialog zwischen Verein sowie Ultras erfolgen. Erzwingen lässt sich der allerdings nicht.

Die Stimmung gegen Dresden war phänomenal

Die Stimmung während der Begegnung gegen Dresden war trotzdem phänomenal. Kam selbst am TV gigantisch rüber. Auch dank der Dresdner Anhängerschar. Was ich vermisse, ist jener legendäre, kurz und knackige Schlachtruf, „R – R – R -W – E“, oder das irgendwann mal wieder dieses rotzig-freche „Jawattdenn, Jawattdenn“ aus den Kehlen der Rot-Weiss-Fans erklingt. Was die Mannschaft am Samstag lieferte, war eine Demonstration von Willenskraft und Moral. Die Rote Karte für Wiegel hätte ein Schiri mit Fingerspitzengefühl nicht gegeben. Der Wendepunkt im an sich harten, aber fairen Match. Mit dem Punkt muss, kann man leben. Angenehm, die Statements beider Trainer.

Dabrowski nahm den Platzverweis ohne Schirischelte hin. Auch Dynamos Coach, Marcus Anfang, haderte mit keiner Silbe über den ausgebliebenen Elfmeterpfiff nach Hebers Handspiel, sprach lediglich von Anfangsschwierigkeiten seiner Mannschaft. Anfangs persönliche Schwierigkeiten begannen bekanntermaßen mit dem gefälschten Impfausweis. Jede® hat eine zweite Chance verdient.

RWE kann zum Serienkiller mutieren

RWE kann Samstag zum Serienkiller mutieren, sollten sie die bisher zu Hause in sämtlichen Begegnungen siegreichen Mannheimer bezwingen. Christian Neidhart wird es mir nachsehen. Die Waldhöfer nach Saarbrücken und dem SC Freiburg U23 das dritte Opfer? Warum nicht?!

Selbst ohne die drei Eckpfeiler Götze, Wiegel sowie Engelmann, traue ich den Dabrowski-Schützlingen alles zu. Ich sag dann mal Tschüss, denn das war meine letzte „Kante“. Es ist nichts vorgefallen, doch bevor mir der Griffel aus der Hand fällt oder er mir mit Gewalt entrissen wird, höre ich lieber freiwillig und zufrieden auf. Danke, ihr wart das beste Publikum der Welt! Wer noch nicht von mir genug haben sollte, kann gerne mal auf meiner Homepage www.tollhaus-hafenstrasse.de vorbeischauen.

Bleibt gesund. der Happo.

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